Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
Vom Netzwerk:
Verbrecher. Nehmen Sie beispielsweise den Frauenmörder Fritz Honka, der Mann war alles andere als ein Frauentyp, eher klein, er hat geschielt wie dieser englische Komiker, auf dessen Namen ich jetzt nicht komme, und war insgesamt ein sehr ungepflegter Zeitgenosse. Beim Betrachten seiner Fotos sahen in ihm natürlich viele den typischen Serienkiller. Aber Honka war geistig minderbemittelt, er war krank und – Ach, was erzähl ich Ihnen da Geschichten, die gar nicht zu unserem Fall gehören. Verraten Sie uns jetzt endlich, worauf Sie hinauswollen?«
    »Gut. Dass jemand die Morde Gernots kopiert, davon sind wir doch inzwischen alle überzeugt, oder? Da jedoch keine Details von Gernots Morden in den Medien veröffentlicht wurden und Gernot nach seiner Verhaftung außer zu seinem Anwalt, seiner Frau und einigen anderen Personen wie dem Wachpersonal in der JVA keinen weiteren Kontakt hatte, woher weiß unser Täter dann so viel über diese Morde? Zum Beispiel der Knoten. Gibt es irgendwelche anderen Fälle, bei denen solche außergewöhnlichen Knoten verwendet wurden? Oder die Aufbahrung der Leichen. Wer, außer den Ermittlern, wusste davon? Dieses spurlose Verschwinden von jetzt auf gleich. Oder die herausgeschnittenen Augen. Und so weiter und so fort.«
    Durant machte eine Pause, stand auf und schrieb an die Tafel in großen Lettern INSIDER.
    »Unser Täter verfügt über Insiderwissen. Die Frage ist, woher stammt dieses Wissen?«
    Berger kniff die Augen zusammen und sagte: »Was wollen Sie damit andeuten?«
    »Ich glaube nicht an Zufälle, und das weiß jeder hier im Raum. Dass jemand über dreißig Jahre nach Gernot dieselbe Methode anwendet … Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zufällig nach derselben Methode vorgeht? Eins zu hundert? Eins zu tausend? Eins zu einer Million? Würde er etwa die Augen nur ausstechen, okay, das wäre ein Unterschied. Aber nein, er schneidet sie sorgfältig heraus. Würde er die Hände und Beine nur verknoten, auch okay, ebenfalls ein Unterschied. Hätte er Weiß und Peters anders abgelegt, okay. Wären alle seine Opfer weiblich, okay. Aber nein, unser Täter hat als Erstes einen Mann ausgewählt und ist dann auf Frauen umgestiegen. Und er hat den ersten beiden Opfern die Augen herausgeschnitten, er hat, wie auf den Fotos ersichtlich, einen ebenfalls sehr komplizierten Knoten verwendet, der, wenn mich nicht alles täuscht, dem von Gernot sehr ähnlich ist. Unser Mann hat die ersten beiden Opfer haargenau so abgelegt wie Gernot. Das sind mir ein paar Übereinstimmungen zu viel. Unser Mann hat Gernots Vorgehen eingehend studiert, er hat sich jede Einzelheit eingeprägt und fängt noch mal von vorne an. Aber er weiß auch, dass Gernot einen entscheidenden Fehler gemacht hat, und diesen oder einen anderen Fehler will er nicht begehen. Er will uns zeigen, dass Gernot auf dem richtigen Weg war, aber er will uns auch zeigen, dass er in der Lage ist, weiter zu gehen als sein Vorbild und das wirklich perfekte Verbrechen zu begehen. Und bis jetzt ist ihm das recht gut gelungen. Wir haben nichts, das uns auf seine Spur führen würde. Keine DNA, keine Fingerabdrücke, keine Fremdfasern, nichts. Und wir können nicht behaupten, dass die KTU nicht ihr Bestes gegeben hätte.«
    Sie ließ einen Moment verstreichen, es wurde getuschelt, bis Kullmer sagte: »Wenn es sich um einen Insider handelt, wie du vermutest, dann hast du wahrscheinlich auch schon eine Idee, wer das sein könnte? Einer aus unseren Reihen?«, fragte er, ohne dass es ironisch oder abwertend klang.
    »Nein, Peter, ich habe an niemand Speziellen gedacht, so weit bin ich noch nicht. Ich frage mich nur, woher unser Täter diese Informationen hat. Wie ist er an diese Infos gekommen? Übers Archiv? Wer hat Zugang zum Archiv? Doch nicht Hinz und Kunz, eigentlich nur wir von der Polizei und ein paar ausgewählte Pressefritzen, wenn sie über abgeschlossene Fälle berichten wollen. Natürlich hat auch die Staatsanwaltschaft ein eigenes Archiv, ich nehme an, bei denen dürfte Gernot noch gespeichert sein. Keiner außer uns hat Zugang zu den abgeschlossenen Vorgängen, schon gar nicht der Mann von der Straße. Die Zahl der Personen ist doch sehr eingeschränkt.«
    »Zudem wissen Sie so gut wie ich, dass sich jeder, der ins Archiv will, eintragen muss …«
    »Sicher. Aber unser Täter kann sich die Informationen schon vor vier, fünf oder zehn Jahren beschafft haben. Andererseits glaube ich nicht, dass es schon so lange her ist,

Weitere Kostenlose Bücher