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Mörderische Tage

Mörderische Tage

Titel: Mörderische Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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wissen, dass wir es mit einem Kopisten zu tun haben … Scheiße, Mann! Ich hoffe nur, wir müssen nicht in unseren eigenen Reihen suchen.«
     »Ich halte das für ausgeschlossen«, sagte Hellmer mit gerunzelter Stirn.
    »Na ja, zähl doch mal zwei und zwei zusammen. Wenn jemand über Insiderwissen zu einem Fall verfügt, der über dreißig Jahre zurückliegt, dann wird es wohl kaum einer sein, der damals schon mit dem Fall zu tun hatte. Also ist es jemand, der Zugang zu den Akten hat.«
    »Jetzt mal nicht den Teufel an die Wand, es muss ja nicht gleich einer aus unseren Reihen sein.«
    »Das hab ich auch nicht behauptet. Allein in unserem Präsidium arbeiten etwa achtzehnhundert Leute, von denen jeder ohne Probleme ins Archiv kommt …«
    »Nein, er arbeitet nicht hier«, sagte Durant beschwichtigend. »Und wenn doch, dann werden wir ihn schneller kriegen, als ihm lieb ist. Mich interessiert viel mehr sein Motiv. Unser Mann verfügt über eine enorme kriminelle Energie, und er hat sich Gernot als Vorbild genommen, weil er keine eigenen Ideen hat. Das ist wie mit einem Menschen, der gerne Schriftsteller sein möchte, aber über die erste Seite nicht hinauskommt. Doch das ist noch immer kein Motiv. Was treibt ihn an, was bewegt ihn, was sind seine Gedanken, seine Gefühle? Wie alt ist er, wie lebt er, wo lebt er, was arbeitet er, was sind seine Hobbys? Wie kann er so ungehindert Menschen entführen und gefangen halten? Und wo hält er sie gefangen? Das sind die Dinge, die mich interessieren, die wir aber erst erfahren, wenn wir ihn haben. Sollte er verheiratet sein und eventuell Kinder haben, mein lieber Scholli, in der Haut seiner Frau möchte ich nicht stecken.« Sie holte einmal tief Luft, sah in die Runde und sagte: »Ich geh jetzt was essen und danach statte ich mit Frank dem Pfarrer der katholischen Kirche in Griesheim einen Besuch ab. Und später geht's noch mal in den Verlag.«
    Sie wollte gerade das Büro verlassen, als Berger die Beamten wieder zu sich rief und ein Papier über den Tisch schob.
    »Bock hat den Bericht geschickt. Aber lesen Sie selbst.«
    Durant starrte wie gebannt auf den Bericht, las Zeile um Zeile, kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. »Was, zum Teufel, hat er mit ihr gemacht? Was? Wie kann jemand durch bloßen Stress an multiplem Organversagen sterben?«
    »Diese Frage kann nicht einmal Bock beantworten«, sagte Kullmer. »Und wenn nicht er, wer dann?«
    »Wir sollen ihn anrufen, sobald wir die Ergebnisse auf dem Tisch haben«, sagte Berger, ohne eine Miene zu verziehen. »Er hat vielleicht doch eine Antwort für uns.« Er griff zum Hörer und wählte die Nummer der Rechtsmedizin. Bock sagte sofort, nachdem Berger sich gemeldet hatte: »Ich sehe, Sie haben meinen netten kleinen Bericht erhalten. Schicken Sie am besten Ihre Pitbulls her, ich muss ihnen was erklären. Aber nicht am Telefon. Wann können sie hier sein?«
    Berger grinste und antwortete: »Frau Durant und Herr Hellmer sind praktisch schon unterwegs.«
    Er legte auf und sah Durant an.
    »Sie haben's mitbekommen, Ihre Mittagspause ist hiermit gestrichen. Bock erwartet Sie und wird Ihnen einiges erklären. Und er wird Ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach einen Blick in die Hölle gewähren, in der die Schweigert fast ein halbes Jahr gelebt hat. Auch wenn Sie's eigentlich gar nicht wissen wollten, wie Sie vorhin sagten.«
    »Was freu ich mich auf meinen Urlaub«, stöhnte Durant und nahm ihre Tasche. »Und diesmal hält mich nichts und niemand davon ab.«
    »Hat auch keiner vor«, erwiderte Berger und fügte hinzu: »Ich würde Sie gerne noch ganz kurz unter vier Augen sprechen.«
    Hellmer und die anderen verließen das Büro und machten die Tür hinter sich zu.
    »Setzen Sie sich«, sagte Berger und sah Durant mit geschürzten Lippen an. »Ich will's kurz machen. Sie haben vorhin eine Menge gesagt und auch für mich nachvollziehbare Schlussfolgerungen gezogen. Aber, und das bitte ich zu bedenken, Sie sind nicht die Alleinermittelnde. Wissen Sie, worauf ich hinauswill?«
    »Nein.«
    »Schauen Sie mal in den Spiegel und betrachten Sie sich genau. Sie sehen schrecklich aus …«
    »Danke für das Kompliment«, erwiderte sie spöttisch, obgleich sie ihm recht geben musste. Ihre Haut war blass, die Augenringe waren trotz der Schminke nicht zu übersehen.
     »Gern geschehen. Sie haben bei der Besprechung den Eindruck erweckt, als wären Sie unentbehrlich. Auf eine gewisse Weise sind Sie das auch, ich hatte noch nie eine

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