Mörderische Vergangenheit (German Edition)
„Das kann uns noch in der Fresse explodieren!“
„I ch bitte Sie, denken Sie ernsthaft, dass der Kerl denen weiterhilft?“, beruhigte er den Kollegen,
„Mir ist s chleierhaft, was die überhaupt mit dem wollen!“
Das verstand au ch Wang, der Politoffizier der Bunkeranlage am anderen Ende der Welt, nicht.
„Dieses Subjekt ist eine e chte Schande!“, fand er, „Ich lasse nicht zu, dass wir so eine Kreatur ins Programm aufnehmen!“
Gemeinsam mit General Wu überlegte er, wie man den unerwüns chten Kandidaten loswerden konnte, der das gesamte Unternehmen der Lächerlichkeit preisgab. So einen wollten und brauchten sie hier nicht. Sie hatten bereits Hunderte fähigerer Kandidaten überprüft und die Besten der Besten ausgewählt. Der Kerl musste weg. Hier ging es nicht bloß um ihren Ruf, hier ging es um ihren Kopf. Sie einigten sich schließlich darauf, dass der Drogenhändler aus dem Westen in eine Art Unfall verwickelt werden solle. Das ließe sich in der Anlage ganz einfach arrangieren. Nach über zehn Stunden im Flugzeug und zwei weiteren in einem Militärhubschrauber brachten die asiatischen Agenten Keppler in die Festung. Hier wurden bereits seit vierzig Jahren Waffensysteme erprobt. Für die Versuche, die Doktor Hong durchführte, eignete sie sich aber auch aus einem anderen Grund. Die Anlage war in der gesamten Zeit nicht umgebaut worden. An der Raumaufteilung der Labor-Ebenen hatte sich in all den Jahren nichts geändert. Erst im fünfzehnten Untergeschoss nahm jemand Keppler den Sack vom Kopf. Seine Augen schmerzten im gleißenden Licht zahlloser Halogenstrahler, alles erschien monochrom weiß, die Gänge, die Wände, die Decken, die Türen und auch der Laborkittel des älteren Chinesen, der sich nur mithilfe von Krücken aufrecht halten konnte. Und der nun neben bewaffneten Soldaten vor Keppler stand.
„Ich bin Doktor Hong!“, stellte sich der Wissenschaftler vor,
„Wir werden hier ein paar Tests mit Ihnen machen!“
„Bis auf die Leberwerte ist alles okay!“, knurrte Keppler, „Was soll i ch hier?“
„Eins na ch dem anderen! Erstmal werden Sie neu eingekleidet!“, vertröstete Hong den Gefangenen. Und der bemühte sich, Haltung zu wahren.
„Endli ch komme ich aus diesem gelben Teil raus!“, gab sich Keppler erfreut, der immer noch seinen Gefangenen-Overall trug. Ein Soldat schleifte ihn mit sich in einen Duschraum, in dem bereits zwei Ärztinnen auf den Entführten warteten.
„Ausziehen!“, befahl der Soldat.
„Darf ich mir eine aussuchen?“, fragte Keppler mit Blick auf die etwas weniger unattraktive Medizinerin. Der Soldat rammte ihm die Faust in den Magen.
„Das heißt wohl nein?“, verstand Keppler, „Gut, mir ist heute jede recht!“
Es war wohl wirklich besser, den gelben Overall auszuziehen. Noch ehe Keppler damit fertig war, warf ihn der Strahl eines Hochdruckreinigers um. Der Soldat hatte offenbar großen Spaß dabei, Keppler zu quälen.
„Ich könnte das den ganzen Tag machen!“, rief er, während der Gefangene auf der Suche nach Deckung auf dem Boden herumrutschte. Das Wasser war eiskalt und die Wu cht des Strahls schien seine Haut zu durchdringen. Die Ärztinnen notierten irgendwelche Daten auf Klemmbrettern, während sie unbeteiligt zusahen. Irgendwann legte der Soldat die Lanze des Hochdruck-Reinigers aus der Hand und ging mit den Ärztinnen hinaus. Keppler blieb zusammengerollt in einer Ecke des gefliesten Raumes liegen und der Kompressor des Miniatur-Wasserwerfers ratterte vor sich hin. Keppler lauschte dem ständig wiederkehrenden Muster, es beruhigte ihn, es gab seinem Atem den Takt vor und half ihm, sich zu orientieren. Wenigstens waren diese Schweine fort. Keppler glaubte schon, er habe das Schlimmste hinter sich. Seine Fantasie reichte nicht aus, sich auszumalen, was ihm noch bevorstand. Als er sich aufrappelte, sah er sein neues Outfit, das auf einem Plastikstuhl in der gegenüberliegenden Ecke des Raumes lag. Es war ein roter Overall. Seufzend zog Keppler den über,
„Na ja, wenigstens ni cht wieder gelb!“
Immerhin war er der Kälte und den Blicken seiner Feinde nicht mehr schutzlos ausgeliefert. Er ging zu einem Was chbecken und sah sich sein verzerrtes Abbild in einem Stück Edelstahl an, das als Spiegel diente. Er hatte noch nicht bemerkt, dass hinter ihm jemand in den Raum gekommen war, der Kompressor des Hochdruckreinigers übertönte die leisen Schritte. Der chinesische Kandidat sollte es so aussehen lassen, als sei Keppler
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