Mörderische Verstrickungen
wusste er, dass du nach ihr suchst?«
»Zum Teufel, Patricia. Ich habe ihn das nicht gefragt. Er sagte aber, es gehe ihr gut und dass er Thomas Benson heiße. Ein alter Mann. War hier zur Dialyse.«
Wahrscheinlich hatte er seine Nieren mit Strychnin und Schlangengift lahmgelegt.
»Hast du ihn gefragt, ob er weiß, wo sie jetzt steckt?«
»Er sagte, das wisse er nicht, meinte aber, jemand von den anderen da oben wüsste vielleicht Bescheid. Eine Menge Leute würden sich an diesem Wochenende zu einem großen Treffen in West Virginia versammeln. Deshalb müssen wir wirklich schnell dorthin, Patricia Anne, und diese Menschen befragen.«
»Hat er dir irgendwelche Namen genannt, Luke? Wir können nicht einfach an eine Tür klopfen und fragen, ob jemand Virginia gesehen hat oder der Schlangensekte angehört. Es ist gegen das Gesetz, weißt du?«
»Wenn man nach seiner Frau fragt?«
»Das Herumhantieren mit Schlangen, Luke.« Er war nicht besonders fix an dieser Stelle.
»Wie kommt es dann, dass die Leute nicht festgenommen werden?«
»Dafür müssen sie andere gefährden.«
»Zum Teufel, das machen sie doch, wenn sie diese rötlich |159| geschwänzten Mokassinschlangen mit ihrem Klapperschlangengebiss herumtragen.«
»Um eins, Luke.« Ich legte auf und ging mich duschen.
Ich hatte meine Nachrichten am Vorabend nicht abgehört, weshalb ich sofort den Anrufbeantworter anschaltete, nachdem ich mir die Haare getrocknet hatte. Eine Einladung, der Engelseher-Gesellschaft beizutreten, die Erinnerung an einen Zahnarzttermin (verdammt, den hatte ich vergessen) und Mitzi von nebenan. Sie hatte ein Geschenk für David Anthony und wollte sich zusammen mit Arthur unsere Warschau-Bilder ansehen.
Mist, ich hatte sie noch nicht einmal entwickeln lassen.
Ich rief sie an, entschuldigte mich, dass ich mich nicht früher gemeldet hatte, erklärte ihr halbwegs den Stand der Dinge, sagte ihr, dass David Anthony nunmehr Bruderherz war, und lud sie ein, mit mir zusammen nach Oneonta zu fahren, um Luke abzuholen.
»Reiher-Luke? Du fährst ihn vom Krankenhaus nach Hause?«
»Ja.«
Ich meinte, ein Kichern zu vernehmen.
»Patricia Anne, so gerne ich dir Gesellschaft leiste, aber heute ist es nicht möglich. Ich habe noch alles Mögliche zu erledigen.«
Ich machte ihr keine Vorwürfe.
Um ein Uhr marschierte ich schnurstracks in Lukes Zimmer. Er sah auf seine Uhr.
»Sie haben mir was zum Mittagessen gebracht.«
»Gut.« Zumindest hoffte ich, dass es das war. »Bist du startklar?«, fragte ich.
»Alles, was ich habe, ist dieser Türkenkoffer.« Er hielt |160| eine Plastiktasche hoch. »Richard hat mir einen Schlafanzug und saubere Klamotten gebracht.«
Schuldgefühle. Ich hätte daran denken sollen, dass er Dinge wie Toilettenartikel und einen Schlafanzug brauchen würde und dass seine Kleider blutbefleckt waren.
»Hast du schon ausgecheckt?«
»Ich musste ihnen mein erstgeborenes Kind versprechen. Verdammt, Patricia Anne. Warst du in letzter Zeit mal wieder in einem Krankenhaus?«
»Nein, Gott sei Dank. Müssen sie dich in einem Rollstuhl rausfahren?«
»Ich denke.« Luke drückte auf den Rufknopf.
»Ja?«, war eine geisterhafte weibliche Stimme zu vernehmen.
»Meine Cousine ist hier, um mich abzuholen.«
»Okay. Bin sofort da.«
Ich blickte Luke an. Er war blass, aber nicht außergewöhnlich. Das einzig Seltsame an seinem Aussehen war ein roter Streifen quer über jeder Wange, als habe jemand Rouge aufgetragen und es nicht gleichmäßig verrieben.
Er registrierte, dass ich ihn ansah.
»Siehst du das?« Er fuhr mit den Fingern über beide Wangen. »Eine allergische Reaktion auf den Farbstoff, den sie mir injiziert haben vor der Computertomografie. Sie mussten mir ein paar Antihistaminspritzen geben.«
»Ist es mittlerweile besser?« Ich wollte nicht, dass er auf halber Strecke nach Birmingham einen anaphylaktischen Schock bekam.
»Oh, natürlich. Es ist schon fast wieder weg. Gestern war ich vom Nacken an rot. Dieser Thomas Benson sagte, ich hätte wie nach einem Schlangenbiss ausgesehen.«
»Dann war er doch so ein Schlangensekten-Typ.«
|161| »Ich denke. Ich habe nicht mit ihm darüber gesprochen.«
»Glaubst du, er ist heute hier? Vielleicht könnten wir uns ein wenig mehr mit ihm unterhalten.«
Luke schüttelte den Kopf. »Er kommt dreimal die Woche, sagte er. Wahrscheinlich ist er morgen oder übermorgen wieder da.«
Ein Sanitäter kam mit einem Rollstuhl herein. Während er Luke zum Auto schob, machte ich
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