Mörderische Verstrickungen
geweint habe. Und ich habe mich nicht ein bisschen |230| schlecht dabei gefühlt. Ein Kollege namens Jeff Maloney hat den Anruf zusammen mit mir entgegengenommen, und er musste auch schniefen. Verdammt.«
»Und jemand hat Susan Crawfords Nacken gebrochen und sie dann so aufgebahrt, wie man sie geliebt hat.«
Bo schlüpfte in ihren Mantel. »Vielleicht war es nicht ein und dieselbe Person. Vielleicht hat jemand sie tot aufgefunden und in die Kirche gebracht.«
An diese Möglichkeit hatte ich bisher nicht gedacht. Aber nachdem sich Bo mit dem Versprechen, bald wieder anzurufen, verabschiedet hatte, sah ich Joe Baker als den Mörder von Susan und Monk, als denjenigen, der die Leiche fand und sie in der Kirche ablegte. Oder Eugene Mahall als die Person, die Susan umgebracht hatte (mir fiel allerdings kein anderer Grund für meinen Verdacht ein, als dass er hinsichtlich seiner Gehbehinderung gelogen hatte) und Betsy als diejenige, die die Leiche entdeckt hatte. Sie könnte auch die Frau sein, von der Luke schwor, sie in der Kirche gesehen zu haben. Aber das ergab keinen Sinn. Betsy hätte sofort die Polizei angerufen, wenn sie Susans Leiche gefunden hätte. Ganz bestimmt.
Ich räumte die restlichen Sachen in den Geschirrspüler und schaltete ihn ein. Eine Sache war für mich nun klar. Wer auch immer Susan Crawfords Leiche in der Kirche aufgebahrt, ihre Kleider geglättet und ihr Haar gekämmt hatte, war voller tiefer Gefühle für sie gewesen.
Es war ein wundervoller, sonniger Tag. Es waren Temperaturen um die fünfzehn Grad vorhergesagt, in der Nacht sollte es regnen und am nächsten Tag dann wesentlich kühler werden. Muffin lag am Erkerfenster und beobachtete zwei Eichhörnchen, die versuchten, Sonnenblumenkerne |231| aus meinem eichhörnchensicheren Vogelfutterhäuschen zu stibitzen. Es funktioniert tatsächlich. Die Eichhörnchen springen auf den hölzernen Vorplatz, und ihr Gewicht lässt die Tür des Häuschens zugehen. Eine bemerkenswerte Erfindung. Nur tun mir die Eichhörnchen, die sich umsonst abgemüht haben, immer so leid, dass ich ein paar Kerne auf dem Boden für sie ausstreue.
Woofer und ich machten einen kurzen Spaziergang. Mittlerweile hatten die Anwohner den Großteil des Weihnachtsschmucks abgenommen, aber es gab doch noch einige Verweigerer. Einen Block entfernt von uns steht ein Haus mit einem Kamin an der Vorderseite. Dort hängen sie den Weihnachtsschmuck an Thanksgiving auf und entfernen ihn an Ostern. Fragen Sie lieber nicht. Aber es ist ein guter Orientierungspunkt, um jemandem im Februar oder März den Weg zu weisen: »Gehen Sie an dem mit Weihnachtsschmuck behangenen Haus vorbei und dann links …«
Ich dachte, ich würde eine Nachricht von Mary Alice haben, dass sie vielleicht von Richard gehört hätte, aber es war nur das Freizeichen zu hören. Ich schaltete den Computer ein; nicht einmal die »SEX SEX SEX«-Leute wollten heute früh mit mir in Verbindung treten.
Leicht deprimiert stieg ich unter die Dusche. Ich wusste, warum. Die letzten Monate waren so hektisch gewesen, mit der ganzen Reisevorbereitung, der Reise nach Warschau selbst, Weihnachten, Bruderherz’ Geburt, Virginias Verschwinden und mit der ganzen Chandler-Mountain-Schlangensekte-Geschichte. Ein Morgen für mich allein war ein Schlag ins Wasser. Nächste Woche würde ich wieder Förderunterricht an der Mittelschule geben. Nächste Woche würde ich die Teppiche reinigen und vielleicht ein |232| paar Leute zum Abendessen einladen. Arthur und Mitzi von nebenan und natürlich Frances Zeta, falls sie in der Stadt war und nicht in Destin. Ich ließ das heiße Wasser über meinen Kopf rinnen und entspannte mich. Schon bald mischte sich unter den Duft des Shampoos der von gebratenem Speck. Es war ein angenehmer Geruch, einer, den die Aromatherapie-Leute in ihr Programm aufnehmen sollten. Ein Geruch, der eigentlich nicht in meinem Haus sein sollte, aber ich machte mir keine Sorgen, da ich ahnte, was die Ursache war.
Ich spülte mein Haar aus, zog meinen weißen Frotteebademantel an und steuerte auf die Küche zu.
»Warum hast du nie richtigen Speck im Haus?«, beschwerte sich Schwesterherz. »Ich finde immer nur dieses Putenzeugs.«
»Hat weniger Cholesterin.«
Sie saß an meinem Tisch, mehrere Scheiben Arme Ritter und ein halbes Pfund Speck auf einem Teller vor sich.
»Hast du mir auch was gemacht?«, fragte ich.
»Du kannst hiervon was haben. Ich denke, meine Augen waren größer als mein Magen.«
Ich schwieg
Weitere Kostenlose Bücher