Mörderische Verstrickungen
besser dazu.
Ich nahm mir einen Teller und tat mir einen Armen Ritter und ein paar Speckstücke auf. Schwesterherz schob die Flasche mit Sirup zu mir hin.
»Ungewöhnliche Frisur«, konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen. Das Haar meiner Schwester war in willkürlich zusammengenommenen Strähnen nach hinten gekämmt und vereinzelt mit Haarklammern festgesteckt.
»Ich war bei Delta Hairlines. Das ist der Dharma-Look.«
Mein Gesichtsausdruck blieb ganz offenkundig leer.
|233| »Na weißt du, Dharma aus
Dharma und Greg
, dieser Fernseh-Sitcom. Du und Fred, schaut ihr eigentlich jemals was anderes an als
Jeopardy
oder diese Biografie-Sendungen?«
»Wir haben es immer so eilig, ins Bett zu kommen.«
»Das hättest du wohl gern.«
Ich goss Sirup über den armen Ritter. »Hast du heute früh irgendwas von Richard und Luke gehört?«
»Richard rief an, als ich beim Frühstück saß.«
Ich deutete auf den armen Ritter. »Und was ist das dann?«
Schwesterherz antwortete, ohne zu zögern: »Brunch. Aber egal, jedenfalls ist er letztendlich mit dem Auto gefahren, weil es vor heute früh keinen Direktflug gab. Er meinte, er sei so schneller, als wenn er über Atlanta fliegen und die Maschine wechseln müsste.«
»Wie geht es seiner Mama?«
»Sie ist munter genug, um Luke davon in Kenntnis zu setzen, dass sie dabei ist, die Scheidung einzureichen.«
»Sie muss ihre Munterkeit wiedererlangt haben, als ihr klar wurde, dass sie doch keine Schwerverbrecherin ist.«
Schwesterherz sah mich stirnrunzelnd an und biss auf ein Stück Speck.
»Was ist mit diesem Gordon? Kommt er wieder in Ordnung?«
Schwesterherz nickte kauend. Als sie heruntergeschluckt hatte, sagte sie: »Sie haben sich im Internet kennengelernt. Ich kenne keinerlei Details, denke aber, dass wir die heute Nachmittag erfahren werden. Sie kommen wieder zu mir nach Hause. Virgil will sich dort um drei Uhr mit ihnen treffen, um ihr auf den Zahn zu fühlen.«
»Ihr auf den Zahn zu fühlen, hä?«
|234| Schwesterherz spießte ein anderes Stück arme Ritter auf und hielt es in die Luft. Sirup tropfte auf ihren Teller.
»Wird sicher interessant. Willst du kommen?«
Natürlich wollte ich das. Ich wollte wissen, was am Chandler Mountain oben passiert war. Virginia hätte auf die Dinge vielleicht eine Antwort. Auf die, für die man dem Chandler-Mountain-Mahr nicht die Schuld geben konnte, Dinge, vor denen Betsy Mahall Angst hatte.
Auf einer Sich-kotzübel-fühl-Skala von Eins bis Zehn würde Virginias Aussehen eine solide Acht rechtfertigen. Zugegeben, das nachmittägliche Licht auf Schwesterherzens Glasveranda schmeichelte niemandem, der älter war als Tiffany, die im Moment gerade Snacks auf den Kaffeetisch stellte und Richard anlächelte (offenkundig würde dies ein informelles Verhör werden), aber Virginia sah mitgenommen aus. Ihr mahagonirotes Haar war straff nach hinten gebunden. Entweder hatte sie es mit Haargel an den Kopf geklatscht, oder aber es bedurfte dringend eines Shampoos. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, und ihre Lippen sahen seltsam aus. Verschwollen. Luke hatte sie aber sicher nicht geschlagen.
Ich suchte den Blick meiner Schwester, deutete mit leichtem Nicken auf Virginia und fasste mit der Hand an meine Lippen.
Sie flüsterte etwas, das ich nicht verstand.
»Was?«, flüsterte ich zurück.
Sie griff in die Schublade am Tischende und reichte mir kurz darauf einen Klebezettel, auf dem »Collagen« stand. Ich faltete das Papier zusammen und steckte es in meine Tasche.
Virginia nahm ihre Kaffeetasse hoch, und ich beobachtete |235| mit Interesse, ob sie sabberte. Sie tat es nicht. Collagen war für mich irgendwie dasselbe wie eine Zahnarztspritze.
Wir saßen zu sechst im Kreis. Virgil hatte keine Einwände geäußert, als ich auftauchte. Tatsächlich hatte er gesagt, Mary Alice und ich könnten ihm vielleicht ein paar Dinge in Erinnerung rufen, falls er sie vergessen würde.
Mit diesem kleinen Imbiss und der Unterhaltung darüber, ob die Bauarbeiten auf der Autobahn nach Nashville eigentlich jemals ein Ende nehmen würden, hätte dies eine gewöhnliche Teegesellschaft sein können. Selbst Bubba kam von seinem Heizkissen auf dem Küchentresen herunter und legte sich zu den Füßen von Luke in die Sonne. Ein gefährlicher Platz angesichts der Tatsache, dass Luke seltsam grün im Gesicht war.
Schließlich stellte Virgil jedoch seine Kaffeetasse ab, zog sein Notizbuch heraus und kam zur Sache.
Ja, sagte Virginia, ja, sie habe
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