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Mörderische Verstrickungen

Mörderische Verstrickungen

Titel: Mörderische Verstrickungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A George
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oder?«
    Schwesterherz öffnete ein Auge und sah Tammy an: »Natürlich nicht. Warum sollte ich Strychnin trinken?«
    »Ach ja, stimmt ja, Sie sind ja keine Schlangensektenmitglieder. Manche von denen trinken das.«
    »Strychnin? Dieses Gift?«
    »Manchmal.«
    Mary Alice stöhnte.
    »Wie kommen Sie mit Ihrem Blockhaus voran?«, fragte ich Tammy.
    |255| »In den letzten Tagen habe ich wenig daran gemacht.« Tammy tippte auf ein Messgerät, nahm ein Telefon in die Hand und las ein paar Zahlen hinein. Dann wandte sie sich wieder mir zu: »War zu beschäftigt.«
    »Gab es so viele Notfälle?«
    Sie nickte. »Die Leute warten mit dem Sterben immer bis nach Weihnachten. Das ist jedes Jahr so. Nie anders.«
    »Das ergibt Sinn«, sagte Schwesterherz. »Weihnachten will man nicht verpassen. Ich habe mir dieses Jahr an Weihnachten lilafarbene Stiefel in Warschau gekauft.«
    Tammy hob das Laken und blickte auf die Stiefel. »Die habe ich ganz vergessen. Wir müssen sie ausziehen. Nichts darf ihre Gliedmaßen einengen.«
    »Meine Gliedmaßen sind nicht eingeengt. Wagen Sie es bloß nicht, meine Stiefel anzufassen.« Schwesterherz versuchte sich aufzusetzen, aber die Gurte erlaubten ihr nur eine leichte Seitwärtsbewegung ihres Kopfes.
    »Sie ist ganz vernarrt in die Stiefel«, erklärte ich.
    Tammy zuckte die Schultern und wischte sich die Stirnfransen aus den Augen. Sie fielen jedoch sofort wieder zurück. Ich wette, ihre Mutter war ganz versessen drauf, ihnen mit der Schere beizukommen. Oder irgendwelchen Haarklammern. Ich warf Schwesterherz einen Blick zu. Der Dharma-Look war gut, wenn man vorhatte, sich von einer Schlange beißen zu lassen und gegen einen Briefkasten zu fahren. Man konnte nicht wirklich erkennen, ob die Frisur dabei etwas abbekommen hatte oder nicht.
    «Wie sind Sie denn an diese Schlange geraten?«, fragte Tammy. »Der Mann, der uns gerufen hat, sagt, sie sei riesengroß gewesen.«
    »Jemand hat sie in unser Auto gelegt.« Ich blickte zitternd |256| hinaus zu den mittlerweile vertrauten Kalksteinwänden entlang der Straße und den schief stehenden Kiefern. Sie erinnerten mich an das amerikanische Zeichen für Rastplatz, das mich immer schon beschäftigt hatte, weil die Bäume darauf aussahen, als würden sie gleich auf den unbedachten Picknicker fallen. Die Straßenbäume rückten jetzt auf dieselbe Weise bedrohlich näher.
    Tammy tippte erneut auf die Messgeräte. Entweder sie waren defekt, oder sie glaubte dem nicht, was sie sah. »Warum sollte jemand so etwas tun?«
    »Gaga«, nuschelte Schwesterherz.
    Ich befühlte die rechte Seite meines Brustkorbs. Das schmerzte eindeutig. Ich versuchte, einen tiefen Atemzug zu nehmen. Das schmerzte ebenfalls eindeutig. Ich würde mich auch im Krankenhaus untersuchen lassen müssen.
    Plötzlich fühlte ich mich sehr schläfrig und lehnte meinen Kopf an die Trage von Schwesterherz. Und als ich die Augen schloss, sah ich die Klapperschlange ihre Zähne in die Hand meiner Schwester schlagen, eine Hand, die in einem ledernen Fahrerhandschuh steckte.
    Ich riss die Augen auf.
    »Sag den Kindern, dass ich sie liebe, Maus«, flüsterte Schwesterherz kaum vernehmbar.
    Ich wandte mich an Tammy. »Ist sie wirklich gebissen worden?«
    »O ja, Ma’am. Nicht so sehr, wie wenn sie keine Handschuhe angehabt hätte, aber die Reißzähne sind schon ein bisschen durchgegangen.«
    »Sie ist also nur ein bisschen gebissen worden.«
    Tammy sah nachdenklich aus. »Nun, ein bisschen gebissen bedeutet bei dieser Größe der Schlange schon, dass man danach schauen muss. Vielleicht benötigt sie ein Gegengift. |257| Wenn Ihre Schwester nicht so kräftig wäre, bräuchte sie es auf jeden Fall.«
    Schwesterherz öffnete ihre Augen, sah Tammy stirnrunzelnd an und schloss sie erneut.
    »Sie wissen also nicht, wer Ihnen die Schlange ins Auto gelegt hat?«, fragte Tammy. »Das muss einer von diesen Sektenleuten gewesen sein. Im Januar findet man keine großen Klapperschlangen in den Wäldern.«
    »Irgendein Verrückter«, sagte Schwesterherz.
    Ich konzentrierte mich darauf, nicht zu tief zu atmen. Ich lehnte meinen Kopf erneut gegen die Trage und dachte über das Geschehene nach. Offenkundig sollte die Schlange eine Warnung sein. Derjenige, der sie uns in den Wagen gelegt hatte, wusste, dass Hilfe in der Nähe war, auch für den Fall, dass wir schwer gebissen würden. Es gab ein Autotelefon, und Rettungssanitäter waren nicht weit. Natürlich hätten wir den Abhang hinunterstürzen und ums Leben

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