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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
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von Zeigefinger und Daumen, aufgerissen vom gefrorenen, scharfkantigen Boden. Sie überließ sich mit resignierter Würde und verschleierten Augen seinen helfenden Händen.
    »Da seid Ihr aber schwer gestürzt«, sagte Cadfael, während er ihr das getrocknete Blut von der Schläfe wischte.
    »Ich habe nicht auf meine Schritte geachtet«, erwiderte sie so einfach, daß er ihre Worte sofort als die reine Wahrheit erkannte. »Ich bin nicht wichtig.«
    Ihr Gesicht, das er nun schräg unter sich sah, während er ihre Stirn versorgte, war länglich und oval, mit feinen, langen Zügen. Große, geschwungene Augenlider verbargen ihre Augen, ihr Mund war wohlgeformt und großzügig, doch die Mundwinkel hingen müde herab. Sie hatte ihr ergrauendes Haar zu strengen Zöpfen geflochten und hinter dem Kopf aufgerollt. Nun, da sie erzählt hatte, was sie zu erzählen hatte und die Verantwortung in den Händen anderer lag, ergab sie sich ruhig und still seiner Behandlung.
    »Ihr braucht jetzt etwas Ruhe«, erklärte Cadfael, »nachdem Ihr Euch die ganze Nacht Sorgen gemacht habt und nach diesem Schlag. Der Vater Abt wird sich um alles kümmern, was jetzt getan werden muß. So! Ich werde die Wunde nicht bedecken, denn an der frischen Luft wird sie besser heilen, aber geht heim, sobald Ihr entlassen seid, und haltet Euch warm. Der Frost kann sie vereitern lassen.« Er räumte gemächlich alles weg, was er benutzt hatte, damit sie nachdenken und Atem schöpfen konnte. »Euer Neffe arbeitet hier bei mir. Aber das wißt Ihr natürlich. Ich glaube, Ihr habt ihn vor ein paar Tagen hier im Garten besucht. Er ist ein guter Junge, Euer Benet.«
     
    Nach einem kurzen, tiefen Schweigen sagte sie: »Ich könnte nichts anderes über ihn sagen.« Und zum erstenmal, wenn auch nur ganz kurz, lächelte sie.
    »Er arbeitet willig und schwer! Ich werde ihn vermissen, wenn er fortgeht, aber er hat eine anspruchsvollere Aufgabe verdient.«
    Dazu sagte sie nichts, aber ihr Schweigen sprach Bände, als lauerten dahinter Worte, die bereit waren, herauszusprudeln, und die mit Gewalt zurückgehalten wurden. Sie sagte nichts mehr dazu und sprach gerade noch ein schläfriges Wort des Dankes, als er sie zum großen Hof zurückführte, der vor Stimmen summte wie ein aufgescheuchter Bienenschwarm. Er hörte die Brüder schon, bevor sie um die Hecke bogen. Abt Radulfus war da und hatte die Brüder um sich versammelt, die hellwach und neugierig bebten und ihre Müdigkeit fast vergessen hatten.
    »Wir haben Grund zur Befürchtung«, erklärte Abt Radulfus, der keine Zeit verschwenden wollte, »daß Vater Ailnoth einem Unglück zum Opfer fiel. Er ging gestern abend vor der Komplet von seinem Haus in die Stadt, und seitdem hat ihn niemand mehr gesehen. Er war nicht daheim, und er verbrachte die Nacht auch nicht bei uns in der Kirche. Möglicherweise ist er auf dem Eis ausgeglitten und blieb die Nacht über besinnungslos oder bewegungsunfähig liegen. Ich wünsche, daß alle von Euch, die nicht über Nacht im Chor gedient haben, rasch etwas zu sich nehmen und sich dann auf die Suche nach ihm machen. Das letzte, was wir von ihm wissen, ist, daß er vor der Komplet an unserem Tor vorbei zur Stadt eilte. Deshalb müssen wir alle Wege absuchen, die er genommen haben kann, denn wer weiß, welche Amtspflicht ihn rief! Die von Euch, die die ganze Nacht gewacht haben, sollen essen und schlafen.
    Ihr seid von den Gottesdiensten freigestellt, damit ihr die Suche fortsetzen könnt, wenn Eure Brüder zurückkehren. Robert, kümmert Euch darum! Bruder Cadfael wird Euch zeigen, wo Vater Ailnoth zuletzt gesehen wurde. Die Sucher sollen immer mindestens zu zweit gehen, denn wenn er verletzt gefunden wird, dann werden mindestens zwei Helfer nötig sein. Aber ich bete, daß er wohlbehalten und bald gefunden wird.«
     
    Bruder Cadfael traf am Rande der sich verstreuenden Menge einen erschrockenen, ernsten Benet. Der Junge wirkte verstört, etwas schuldbewußt und verwirrt. Er schob zweifelnd die Unterlippe vor, als er Cadfael sah, und schüttelte heftig den Kopf, als wollte er eine lästige Illusion abstreifen, die sinnlos, aber nicht zu ignorieren war.
    »Ihr braucht mich heute nicht. Ich gehe besser mit.« »Nein«, sagte Cadfael entschieden. »Ihr bleibt hier und kümmert Euch um Frau Hammet. Bringt sie heim, wenn sie gehen will, oder sucht ihr eine stille Ecke im Torhaus und bleibt bei ihr. Ich weiß, wo ich den Priester traf, und ich will dafür sorgen, daß die Suche beginnen

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