Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellis Peters
Vom Netzwerk:
weitergeben wollen, als ihr eine Mitgift zu überlassen. Doch von ihrer Mutter bekam sie einige Schmuckstücke, die unbestreitbar ihr gehören. Sie sagt, daß sie nichts verliert, wenn sie mit mir kommt, jedoch das gewinnt, was sie in der Welt am liebsten will. Und ich liebe sie auch!« sagte Ninian plötzlich mit ergreifendem Ernst. »Ich werde ihr den Platz geben, der ihr zusteht! Das kann ich, und das will ich!«
    Ja, besann Cadfael sich, vielleicht ist es für sie doch kein so schlechter Tausch, wenn sie ihn bekommt. Giffard hat einige Ländereien verloren, weil er ein Anhänger der Kaiserin war, und nun will er natürlich alles, was er noch besitzt, seinem Sohn hinterlassen. Er mag sogar mehr an das Wohl seines Sohnes als an sein eigenes gedacht haben, als er sich so rücksichtslos von jeder Bündnistreue zu seiner früheren Herrin lossagte; und aus diesem Grund wollte er auch die Freiheit dieses Jungen als Unterpfand für seine eigene Sicherheit einsetzen. Wenn sie von den Umständen gezwungen werden, sind Männer zu Taten fähig, die ihrer Natur völlig widersprechen. Und das Mädchen erkannte einen guten Jungen, wenn sie einen sah. Ja, sie war ihm ebenbürtig.
    »Nun, ich wünsche Euch von ganzem Herzen eine glückliche Reise durch Wales«, sagte er. »Ihr braucht Pferde für die Reise. Hat man dafür schon Sorge getragen?«
    »Wir haben sie, sie hat sie besorgt. Sie sind in dem Versteck untergestellt, in dem ich untergetaucht bin«, sagte Ninian gedankenlos und aufrichtig.
    »Draußen in -« Cadfael legte dem Jungen hastig die Hand auf den Mund. Er mußte im Dunkeln etwas herumtasten, doch der Junge schwieg schon erschrocken. »Nein, still, sagt mir nichts! Besser, ich weiß nicht, wo Ihr seid oder woher Ihr Eure Pferde habt. Was ich nicht weiß, kann man mir auch nicht entlocken.«
    »Aber ich kann nicht gehen«, sagte Ninian fest, »solange noch ein Schatten über mir hängt. Ich will nicht, weder hier noch woanders, als flüchtiger Mörder betrachtet werden. Und noch weniger kann ich gehen, solange ein Schatten über Diota schwebt. Ich bin ihr mehr schuldig, als ich je zurückzahlen kann. Ich muß dafür sorgen, daß sie sicher und geschützt ist, bevor ich gehe.«
    »Das spricht nur für Euch, und wir müssen mit allen unseren Mitteln versuchen, eine Lösung zu finden. Wie es scheint, haben wir heute abend, wenn auch mit wenig Erfolg, genau dies versucht. Aber wäre es nicht besser, Ihr würdet zu Eurem Versteck zurückkehren? Was ist, wenn Sanan nach Euch schickt, und Ihr seid nicht da?«
    »Und Ihr?« gab Ninian zurück. »Wie, wenn Prior Robert eine Runde im Dormitorium macht, und Ihr seid nicht da?«
     
    Sie erhoben sich zusammen und nahmen den Mantel von den Schultern. In der plötzlichen Kälte atmeten sie scharf ein.
    »Ihr habt mir noch nicht verraten«, sagte Ninian, während er die schwere Tür aufzog und das vergleichsweise heile Licht von draußen hereinließ, »warum Ihr gerade heute abend hergekommen seid - wenn ich auch froh bin, daß Ihr da seid.
    Ich war nicht glücklich damit, Euch ohne ein Wort zu verlassen.
    Aber Ihr habt mich sicher nicht gezielt gesucht. Was hofftet Ihr zu finden?«
    »Ich wünschte, ich wüßte es selbst. Heute morgen bin ich auf eine Bande von Jungen gestoßen, die im Schnee mit einer schwarzen Mütze spielten, die eindeutig Ailnoth gehörte, denn die Jungen fanden sie hier an einer flachen Stelle des Teiches im Schilf. Und ich hatte gesehen, daß er sie an jenem Abend trug und diese vermeintliche Kleinigkeit völlig vergessen. Ich denke schon den ganzen Tag darüber nach, daß ich noch etwas anderes an ihm bemerkt haben muß, das ich genauso vergessen und später vernachlässigt habe. Ich kann nicht sagen, daß ich in der sicheren Erwartung kam, hier etwas zu finden. Vielleicht hoffte ich einfach, meine Anwesenheit hier könnte meinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Seid Ihr schon einmal aufgestanden und habt dann völlig vergessen, was Ihr eigentlich tun wolltet?« fragte Cadfael. »Und seid Ihr dann nicht auch zu der Stelle zurückgekehrt, an der es Euch zum erstenmal einfiel? Nein, gewiß nicht, Ihr seid zu jung, und das Denken an eine Sache ist für Euch gleichbedeutend mit dem Handeln. Aber fragt Ältere wie mich, die müssen es zugeben.«
    »Und es ist Euch immer noch nicht eingefallen«, fragte Ninian den älteren, vergeßlichen Mann mitfühlend und verständnisvoll.
    »Nein. Nicht einmal hier. Ist es Euch besser ergangen?«
    »Es war nur eine

Weitere Kostenlose Bücher