Mörderische Weihnachten
Ziel in seinen Körper hineingleitend. Das war einmalig.
So blieb er stehen, schluchzte, weinte, preßte seine Wange gegen die Fratze des Teufels und schaute direkt in die roten, fast brutalen Augen hinein.
Er nahm die Klinge aus dem Mund. »Bitte!« keuchte er. »Bitte, gib mir die Kraft…«
Die Klinge blieb zwischen seinem Körper und der Gestalt des Teufels hängen. Sie standen Brust an Brust, Martin wollte stark werden. So stark, daß er alles vernichten konnte. Der Strom durchzuckte ihn. Er hörte einfach nicht auf, er war warm, beinahe heiß, und er linderte die Schmerzen.
Neue Kraft durchströmte ihn. Ein herrliches Gefühl. Er war auf einmal groß und stark.
»Jaaa…,« drang es keuchend und langgezogen aus seiner Kehle. »Ja, das ist gut. Das ist wunderbar…« Er faßte nach seinem Messer, drehte sich um — und schaute in das Licht unserer Lampen.
***
Suko und ich standen am Rand der Grube und hatten alles beobachtet!
Jetzt war uns auch klargeworden, woher dieser junge Mann seine teuflische Kraft schöpfte. Er entnahm sie der Statue, die sie ihm gab wie eine Quelle das Wasser.
Im Schnittpunkt unserer beiden Lampenstrahlen stand Martin Adamic und drehte sich um.
Der Teufel hatte ihm Kraft gegeben, das erkannten wir an seinen Bewegungen. Sie waren glatt, sicher und geschmeidig. Längst nicht mehr so torkelnd und unbeholfen.
Und wir sahen sein Gesicht!
Die Haut war fast völlig verschwunden. Dafür hatte sich der Totenschädel deutlicher hervorgeschoben. Er leuchtete wie ein knöcherner Mond, und in seinen leeren Augenhöhlen nistete das kalte Grauen.
In der rechten Hand hielt Martin das Messer. Sehr lang und breit war die Klinge, viel wuchtiger als bei einem gewöhnlichen Messer. Sie strahlte ab, so wie ich es schon einmal erlebt hatte. Aus den Nasenlöchern des jungen Mannes drang der gelbliche Qualm in fingerdicken Fäden und verteilte sich über der Oberlippe.
Halb Teufel — halb Mensch. Gleichzeitig auch der Bote des Todes, dokumentiert durch den Schädel.
So kam er näher, und er hatte keine Angst vor uns. Er schlich durch die Grube, den Kopf vorgebeugt, als würde er in alle vier Ecken wittern wollen.
»Überläßt du ihn mir?« fragte Suko leise.
Er bekam von mir die richtige Antwort. Bevor er noch handeln konnte, war ich schon gesprungen. Ich landete glatt, rutschte aber ebenfalls weg, doch ich konnte mich fangen.
»Verdammt, John, du bist verrückt!«
»Vielleicht, aber ich will ihn haben!«
Wir standen uns gegenüber. Adamic grinste breit, und auch der Schädel hinter seiner Haut zeigte dieses Grinsen. »Bist du gekommen, um dir den Tod zu holen?« fragte er.
»Nein, ich will sie zerstören!«
Er drehte blitzschnell den Kopf und schaute dann ebenso schnell wieder nach vorn. »Den Teufel?« keuchte er. »Ha, das schaffst du nicht. Das schafft niemand, glaub mir. Ich weiß es. Ich habe seine Kraft gespürt. Ich bin schwach gegen ihn. Er ist der Mächtigere, er ist der Meister. Er wird dir beweisen…«
»Weg mit dem Messer!«
Er schaute auf die Klinge, während ich meine Hand hob und das Kreuz hervorholte.
Martin Adamic wurde erst aufmerksam, als ich die Kette über den Kopf streifte, dann aber weiteten sich seine Augen in panischem Schrecken, und er fragte: »Verdammt, was hast du da? Was hast du da in der Hand, du Verfluchter?«
»Kennst du es nicht?«
Er wich zurück. Erst einen Schritt, dann den zweiten, auch den dritten und vierten. Es war Schluß.
Mit dem Rücken stieß er gegen die Teufelsstatue und erschrak, als hätte er etwas Böses getan. Ich ging ihm nach.
Das Kreuz hielt ich so, daß er es einfach sehen mußte. Einen matten Glanz gab es ab, der sich mit dem Licht der Lampe vereinigte, da Suko nach wie vor in die Grube leuchtete.
Martin Adamic hatte Angst.
Er duckte sich, kniete dann und vergrub das Gesicht in der linken Hand. Der Ärmel des weiten Mantels fiel noch über sein Kinn. Ich hörte ihn sprechen, und es war mir, als würde er mit jemandem Zwiesprache halten.
Das konnte nur der Teufel sein!
»John, paß auf, daß nicht noch etwas passiert. Hol ihn her. Ich habe das Gefühl…«
Es passierte etwas. Zwar befand ich mich nur mehr eine Armlänge von Martin entfernt, aber ich konnte nicht mehr rechtzeitig genug eingreifen. Aus der knienden Haltung warf er sich vor und drehte gleichzeitig die rechte Hand so, daß die Messerklinge in die Höhe zeigte. Martin fiel hinein.
Eine Chance hatte er nicht.
Er stand vor unseren Augen, und wir sahen
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