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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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Orchestergraben zurück. Fred und Virgil kamen den Mittelgang entlang.
    »Habt ihr Mary Alice gesehen?«, fragte ich.
    Virgil nickte. »In der Schlange vor der Damentoilette. Ihr solltet euch die mal anschauen.«
    »Wir sehen die jeden Tag«, sagte Tammy Sue.
    Keiner der Männer machte ein betroffenes Gesicht. Ha! Zar Nikolaus und seine Frau Alexandra hatten sich auch nicht betroffen gezeigt. Bald würde die große Blasenrevolution ausbrechen, Jungs.
    Es wurde dunkel im Saal, die Mighty-Wurlitzer-Orgel erhob sich erneut vom Boden, und die zweite Hälfte der Show begann. Die Orgel war gut beleuchtet, sodass die Frauen, die versuchten, an ihre Plätze zurückzukommen, nicht allzu viele Probleme hatten. Bis wir ›Cuddle up a Little Closer‹ und ›Alexander’s Ragtime Band‹ gesungen hatten und Mr Wurlitzer fließend zu etwas übergegangen war, was er als die Hymne des Tages ankündigte, ›How Great Thou Art‹, war das Publikum wieder am Platz – selbst Mary Alice, die hektisch und schwer atmend keuchte: »Wessen Idee zum Teufel war das, die Toiletten in den Keller zu legen?«, während sie über Virgils Fuß stolperte.
    Zum Glück schmetterte der Saal gerade die letzte Zeile von ›How Great Thou Art‹.
    Tammy Sue tätschelte teilnahmsvoll ihren Arm.
    Wir lehnten uns zurück, um den Rest der Vorstellung zu genießen. Es gab die üblichen Jongleure, Comedy-Einlagen und eine spektakuläre Gruppe von Schlangenmenschen, die Fred mit dem Satz kommentierte, es täte ihm schon beim Zuschauen weh, und über die Tammy Sue berichtete, dass sie bei Larry unter Vertrag stünden. Und dann war es dem Programm entsprechend Zeit für die tanzenden Elvisse.
    Zur Musik von ›Jailhouse Rock‹ traten von jeder Seite fünfzehn Elvisse auf die Bühne; dreißig insgesamt.
    Sie waren klein, groß, dünn, dickbäuchig, dem Original aber trotzdem unheimlich ähnlich mit ihrem schwarzenHaar, den Koteletten und den weißen Overalls. Sie tanzten mit einer Art Ausfallschritt auf die Bühne, hakten sich unter, verbeugten sich vor dem Applaus des Publikums und gingen wieder auseinander. Wir bekamen schnell mit, dass es vier Stars unter ihnen gab. Sie traten nach vorne auf die Bühne und lieferten ihre Version der Elvis-Tänze ab. Einer schlug Rad und ging in den Spagat, was ich Elvis nie hatte machen sehen, aber er war gut darin und bekam heftigen Applaus. Ein anderer schwenkte schwitzend wundervoll die Hüften.
    »Das ist Larry!«, kreischte Tammy Sue. »Hey, Larry!«
    Larrys Hüften bewegten sich noch schneller.
    Ich stupste Tammy Sue an. »Wo ist Virgil junior?«
    »Der ist der Nächste.«
    Er tanzte nicht wie Larry. Seine Bewegungen waren langsamer, geschmeidiger. Er war Elvis, mit dem leicht spöttischen Lächeln im Gesicht und der Schmalzlocke auf der Stirn. Das Publikum geriet aus dem Häuschen.
    Und dann schloss sich die Reihe wieder. Die Musiker wechselten zu ›Love Me Tender‹, und die Elvis-Darsteller begannen mit dem Beineschwingen. Da sie nicht dieselbe Größe hatten, war es nicht ganz einheitlich, aber dennoch wirkungsvoll. Dreißig Elvisse, die auf uns zukamen. Neunundzwanzig blieben an der Bühnenkante stehen, hielten die Arme hoch und verbeugten sich. Einer jedoch ging weiter, wankte ein wenig zur Seite und bewegte sich dann nach vorn. Einen Moment lang starrte er mich mit verzerrtem Gesicht an. Dann taumelte er und stürzte rückwärts in den tiefen Orchestergraben.
    Im Graben quietschten Instrumente auf, im Saal herrschten erst Ruhe und dann Unbehagen. Das war nur ein weiterer Stunt wie der von diesem Cock-Fight-Typen, oder? Doch dann kamen neunundzwanzig Elvisse nach vorn gerannt, um in den Graben zu schauen, und so, wie einige von ihnen amBühnenrand hockten, liefen sie Gefahr, ihrem Kollegen auf dem Fuß zu folgen.
    »Larry, fall bloß nicht von dieser Bühne!«, schrie Tammy Sue. »Schieb deinen Arsch nach hinten.« Sie sprang auf und sah hinunter in den Orchestergraben. »Mein Gott. Er ist schwer verletzt.«
    Virgil lehnte sich vor und schaute ebenfalls in die Tiefe.
    »Daddy!«
    Virgil blickte hoch. Virgil junior, dem nichts fehlte, brüllte ihm etwas zu. Vigil schloss die Augen und lehnte sich wieder zurück.
    Das Publikum hatte kapiert, was passiert war. Mehrere Menschen eilten den Gang nach vorn in Richtung Bühne. Ärzte, hoffte ich.
    »Schau nicht hin«, sagte Fred zu mir.
    »Bist du verrückt? Auf keinen Fall.«
    Tammy Sue hielt uns dennoch auf dem Laufenden über die Geschehnisse.
    »Sein Kopf steckt im

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