Mörderischer Auftritt

konnte. Meterweise weißer Stoff, der an der Taille mit einem gelben Schal zusammengebunden war, blähte sich auf, während sie sich im Kreis drehte. Ich hatte danebengelegen. Sie sah mehr wie das Knusprig-und-frisch-Männchen aus als wie Yul Brynner. Sie hängte ihren Regenmantel über die Tür der Speisekammer.
    »Ich mache einen Kampfsportkurs. Es ist eine Mischung aus Karate, Taekwondo und irgendetwas anderem. Virgil hatte die Idee. Er sagt, jede Frau müsse in der Lage sein, sich selbst zu verteidigen.«
    »Das kannst du ziemlich gut.« Ich holte Teller oben aus dem Schrank, stellte sie auf den Tisch und begann die Egg McMuffins auszuwickeln.
    »Ich denke aber, er hat trotzdem recht. Du solltest mit mir mitkommen. Mit deiner kleinen Größe bist du eine leichte Beute.«
    »Aber ich habe doch dich zu meiner Verteidigung.«
    Schwesterherz nahm sich einen Stuhl und setzte sich. »Das stimmt. Eigentlich wollte Virgil auch, dass ich mir eine Waffe zulege, aber ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass ich die Dinger nicht mag. Er sagte, dass er sie auch nicht möge, dass es aber für einen Sheriff ziemlich wichtig sei, eine zu haben.«
    »Aber du machst das nicht, oder? Dir so eine zuzulegen?« Ich rührte meinen Kaffee.
    »Natürlich nicht. Ich lerne jetzt nur, wie man jemandem das Genick bricht. Übrigens brauchst du einen neuen Bademantel. Der hier ist ja schrecklich. Ich wusste gar nicht, dass Chenille noch hergestellt wird.«
    »Penney hat ihn irgendwo aufgetrieben.« Ich nahm einen großen Bissen von meinem Egg McMuffin. Köstlich.
    Schwesterherz deutete auf die Zeitung, die ich auf den Tresengelegt hatte. »Hast du den Artikel gesehen über den Mann, der gestern Abend in den Orchestergraben gefallen ist?«
    »Ich will nicht darüber reden, während wir essen. Das war ziemlich schaurig.«
    »Ich wollte dir nur sagen, wer er war. Er hieß Griffin Mooncloth.«
    »Mooncloth? Was ist denn das für ein Name?«
    »Halt ein Name. Hübsch, oder?«
    »Wie hast du das denn herausgefunden? Sie haben ihn in den Nachrichten noch nicht bekanntgegeben.«
    »Virgil hat mich heute Morgen angerufen. Er ist letzte Nacht geblieben, um die Polizei von Birmingham zu unterstützen. Tammy Sue hat mich nach Hause gefahren.«
    Schwesterherz erwartete jetzt sicher von mir, dass ich sie bat, mir mehr zu erzählen, aber das tat ich nicht. Tod und Egg McMuffins passten nicht gut zusammen. Ein Mann mit einem Namen ist zu real. Ich konzentrierte mich auf mein Essen und erzählte ihr, dass Haley am 1. April nach Hause kommen würde.
    »Gut«, sagte sie und wischte sich ihre Hände an einer Papierserviette ab. »Wir richten eine Party für sie aus.«
    Ich hatte exakt zwei Bissen von meinem Egg McMuffin genommen, während Schwesterherz ihren bereits komplett verdrückt hatte.
    »Kann ich dir noch ein paar andere Dinge erzählen, die nicht allzu schlimm sind?«, fragte sie.
    Ich nickte. Warum auch nicht.
    »Niemand kannte ihn.«
    »Er ist einfach mit den anderen Elvissen auf die Bühne hinausgeboogiet, und niemand von den übrigen kannte ihn?«
    »Offensichtlich. Er stand an Bud McCrackens Stelle in der Reihe, und keiner hat gemerkt, dass es nicht Bud war, weil der ebenfalls neu dabei war.«
    Ich kaute meinen Egg McMuffin zu Ende und zerknüllte meine Papierserviette. »Was ist denn mit Bud passiert?«
    »Er ist verschwunden.« Schwesterherz klopfte mit den Fingern auf den Tisch. »Kann ich dir jetzt erzählen, was mit Griffin Mooncloth passiert ist?«
    »Mach’s nicht zu plastisch.«
    »Ist ›Jemand hat ihm die Innereien herausgeschlitzt‹ deiner Meinung nach zu plastisch?«
    Der Egg McMuffin blieb mir auf halbem Weg in der Speiseröhre stecken. Ich griff nach meinem Kaffee. »Du lügst.«
    Mary Alice schüttelte den Kopf. »Virgil hat das gesagt. Er sagte: ›Mary Alice, mein Schatz, jemand hat diesem armen Kerl einfach die Innereien herausgeschlitzt.‹«
    Ich starrte Schwesterherz an. »Das kann nicht stimmen. Virgil macht dir was vor. Der Mann kam direkt auf uns zugetanzt in einem weißen Satinanzug, und es war kein einziger Tropfen Blut darauf.«
    Schwesterherz langte nach unten und hob Muffin hoch, die sich an ihrem Bein rieb. »Überlässt du die Katze wirklich wieder Haley?«
    »Nein, ich habe Besitzansprüche erworben.«
    Muffin ließ sich auf dem Schoß meiner Schwester nieder. Schwesterherz kraulte sie unterm Kinn und sagte, sie denke, dass man Griffin Mooncloth die Innereien von hinten herausgeschlitzt habe.
    »Himmel noch mal.«