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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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ist.«
    Wir konzentrierten uns einen Moment lang auf unser Essen. Die Kellnerin kam zu uns herüber und goss frischen Tee ein.
    »Tatsächlich ist da noch ein kleines Problem«, sagte Mary Alice. »Virgil junior ist ein Elvis-Imitator, und er soll der Brautführer werden.«
    Bonnie Blue blickte von ihrem nahezu leeren Teller auf. »Er wird aber doch einen Smoking tragen, oder?«
    Mary Alice schüttelte den Kopf. »Virgil sagt, dass Virgil junior bei feierlichen Anlässen immer den weißen Overall trägt. Er meint, niemand werde Notiz davon nehmen. Aber könnt ihr das auch nur für einen Moment glauben? Da steht die Hochzeitsgesellschaft vor der Kirche, alle festlich gekleidet, Elvis mittendrin, und niemand soll das bemerken?«
    »Manche Dinge muss man einfach akzeptieren«, sagte Miss Bessie philosophisch. »Ich wünschte, ich könnte mich an meine Hochzeit erinnern. Aber ich halte es für fraglich, dass ein Elvis dabei war.«
    »Habt ihr schon mal einen schwarzen Elvis-Imitator gesehen?«, fragte Bonnie Blue. »Es gab mal einen in der Gegend von Birmingham. Er trug einen weißen Anzug undeinen dicken Gürtel. Und er schwitzte! Der Mann quietschte geradezu in seinen Schuhen. Sah aus wie ein Verrückter, wenn er die Fourth Avenue entlangstapfte.«
    »Na ich hoffe, Virgil junior wird nicht derartig schwitzen.« Aber Mary Alice schien besorgt.
    »Schrecklich, was mit diesem Elvis da neulich im Alabama Theatre passiert ist«, sagte Bonnie Blue.
    Schwesterherz und ich warfen uns einen Blick zu, aber keine von uns sagte etwas. Das war auch gar nicht nötig. Bonnie Blue hatte unsere Blicke bemerkt.
    »Ihr wart da? Das hätte ich wissen müssen.«
    »Lass uns nicht darüber reden«, erwiderte ich. »Möchte noch jemand von den süßsauren Garnelen?«
    Schwesterherz sagte: »Bring mir welche.«
    Als ich den Tisch verließ, hörte ich sie sagen: »In der ersten Reihe. Er fiel platsch direkt in den Orchestergraben.«
    Ich hatte es nicht eilig, an den Tisch zurückzukehren, um die Griffin-Mooncloth-Saga erneut zu hören. Ich ging zur Toilette, um mir die Hände zu waschen, kehrte ans Büffet zurück und trödelte dort herum, während die drei Frauen an meinem Tisch die Köpfe immer noch zusammengesteckt hatten, vertieft, da war ich mir sicher, in die Geschichte des russischen Spions. Schließlich blickte Schwesterherz auf der Suche nach mir fragend auf. Ich tat ein paar süßsaure Garnelen für sie auf und kehrte an den Tisch zurück.
    »Ich möchte nichts mehr darüber hören«, sagte ich, den Teller vor sie hinknallend.
    »Ich will Ihnen nicht die Schuld zuschieben«, sagte Miss Bessie. »Aber sind Sie sicher, dass mit Ihrem Karma alles in Ordnung ist?«
    »Mein Karma ist okay.«
    Und das glaubte ich auch tatsächlich, bis wir später im Big, Bold and Beautiful Shoppe waren.
    Ich bewahre meine Kreditkarten in einer kleinen Lederbox auf, die Haley mir zu Weihnachten geschenkt hat. Sie verschwindet manchmal nach ganz unten in meiner Tasche, was bedeutet, dass ich nach ihr graben muss. Dabei stieß mein Handrücken gegen etwas Metallenes. Ich zahlte die Rechnung fürs Essen, und wir gingen zum Big, Bold and Beautiful Shoppe zurück, wo sich Mary Alice ein paar Bilder mit Hochzeitskleidern ansehen wollte. Miss Bessie und ich setzten uns, um zu warten, und ich warf einen Blick in meine Tasche, um herauszufinden, was meine Hand da vorhin beim Kramen nach den Kreditkarten berührt hatte.
    »Ich muss endlich aufhören, Kleingeld in meine Tasche zu kippen«, sagte ich zu Miss Bessie. »Außerdem brauche ich eine kleinere. Diese hier ist schwer wie Blei.« Das war ungefähr das letzte vernünftige Wort, das ich sagte. Das wirklich letzte war: »Rufen Sie Bo Mitchell an.«
    Und dann fiel ich das erste Mal in meinem Leben in Ohnmacht.

10
    Zum Glück saß ich in einem der Korbsessel, die Bonnie Blue in der Ecke des Verkaufsraumes für Begleitpersonen von Kunden platziert hat. Ich glitt daher nur zu Boden, als sich das Zimmer um mich herum drehte. Ich bin nicht einmal sicher, ob ich völlig das Bewusstsein verlor, weil ich Miss Bessie »Patricia Anne?« sagen und dann »Mary Alice!« schreien hörte. Ich erinnere mich daran, wie Bonnie Blue meine Füße anhob und auf den Korbsessel legte, auf dem Miss Bessie gesessen hatte, und dass Schwesterherz mir mit einem kalten Waschlappen über das Gesicht fuhr.
    »Ich rufe den Notarzt«, hörte ich Bonnie Blue sagen.
    Das brachte mich wieder auf die Beine. »Nein«, sagte ich und versuchte, die

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