Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
Vom Netzwerk:
Übelkeit bekämpfend, mich wieder aufzusetzen. »Es ist alles in Ordnung mit mir.«
    »Was ist passiert?«, fragte Schwesterherz.
    Miss Bessie antwortete. »Sie hat nur komisch dreingeschaut, sagte, ich solle Bo Mitchell anrufen, und fiel aus dem Sessel.«
    »Bo Mitchell? Das ist eine Polizistin.« Bonnie Blue rieb meine Beine, als hätte ich Erfrierungen.
    »Sie ist verwirrt«, sagte Schwesterherz. »Wir sollten besser die Ambulanz rufen. Vielleicht eine Reaktion auf das chinesische Essen.« Sie drückte mir den Waschlappen an den Hals. Die Kühle fühlte sich gut an. »Kannst du atmen, Maus? Du hast aber keinen Herzinfarkt, oder? Schmerzen in der Brust?«
    »Schwesterherz«, sagte ich. »Ich brauche Bo.«
    »Versuche bloß nicht, dich aufzusetzen«, sagte Bonnie Blue und hielt meine Füße auf dem Korbsessel fest.
    »Aber hört zu, in meiner Tasche liegt ein Schnappmesser.«
    Bonnie Blue hielt mich nun eher noch fester. »Und in meiner ist eine Pistole, aber deswegen lasse ich dich dennoch nicht aufsitzen.«
    »Haben Sie sie dabei, Bonnie Blue?« Miss Bessie wirkte erfreut. »Ich hatte sie immer mit. Verdammt, war das ein Spaß.«
    Spaß? Miss Bessie und eine Pistole, das war eigentlich nicht vorstellbar.
    Schwesterherz beugte sich über mich. »Was meinst du damit, dass du ein Schnappmesser in deiner Tasche hast?«
    »Da ist eins.«
    Sie nahm meine Handtasche hoch und drehte sie um. Lippenstifte, Kämme, Portemonnaie und Kassenzettel kamen zum Vorschein. Und mit einem dumpfen Geräusch fiel ein Schnappmesser zu Boden. Fünfzehn Zentimeter lang, mit einem braunen, geriffelten Elfenbeingriff und einer kleinen goldenen Krone am Verschluss. Schwesterherz hob es auf, drückte auf den Verschluss, und die Klinge schnitt mir fast in den Arm.
    »Verdammt!« Ich fuhr zurück und befreite mich mit zappelnden Füßen aus Bonnie Blues Zugriff. Dabei prallten meine Beine auf den Boden und erschütterten den ganzen Körper. »Sei vorsichtig mit dem Ding.«
    »Du lieber Himmel«, sagte Schwesterherz mit einem ehrfurchtsvollen Blick auf das Messer. Bonnie Blue, Miss Bessie und ich sahen es uns ebenfalls an. »Es ist rostig«, stellte Schwesterherz fest.
    Bonnie Blue streckte ihre Hand aus. »Lass mich das sehen.«Schwesterherz händigte ihr das Messer vorsichtig aus, und sie hielt es ans Fenster und betrachtete es aufmerksam. »Das ist so sicher wie nur etwas Blut. Kein Rost.«
    Ich hatte, kaum dass ich das Messer gesehen hatte, gewusst, woher das Blut kam und wofür das Messer benutzt worden war. Aber wie zum Teufel war es in meine Tasche geraten? Das Zimmer drehte sich wieder um mich herum, aber ich schloss die Augen und zwang mich, ruhig zu bleiben.
    »Wir sollten besser Bo anrufen«, sagte Schwesterherz.
    Einstein hatte recht mit seiner Relativität der Zeit. Ich verbürge mich für den alten Knaben. Die zwanzig Minuten, die wir auf Bo warteten, dauerten vier Stunden. Vicki Parker, Bonnie Blues Assistentin, war, kaum dass wir hereinspaziert waren, in die Mittagspause gegangen, weshalb Bonnie Blue einer Kundin helfen musste, die passende Garderobe für den Museumsball auszusuchen. Schwesterherz, Miss Bessie und ich saßen dicht zusammengedrängt im Empfangsraum, Schwesterherz und Miss Bessie in den Korbsesseln und ich halb ausgestreckt auf dem Zweiersofa. Ich fühlte mich besser. Mir war nicht mehr so, als würde ich gleich noch einmal in Ohnmacht fallen oder mich übergeben müssen, aber hin und wieder überlief es mich kalt. Das Messer befand sich wieder in meiner Tasche, die am Ende des Sofas lag. Es war mir sehr bewusst, dass es da drinlag.
    »Nein, meine Liebe, das Beige ist nicht das Richtige«, sagte Bonnie Blue zu ihrer Kundin. »Alle werden dort Beige oder Schwarz tragen. Lassen Sie mich Ihnen das smaragdfarbene zeigen, das wir da hinten haben. Es ist bis zum Bauchnabel dekolletiert, aber Sie haben die Figur dafür.«
    »Ich glaube, ich hatte mal ein tief dekolletiertes smaragdgrünes Kleid«, sagte Miss Bessie, während sie sich durch die Löcher in ihrem Hut mit einer Häkelnadel kratzte, die sieaus ihrer Tasche gezogen hatte. Ich wünschte, das wäre alles, was in meiner Tasche läge.
    Schwesterherz stand auf und ging zu dem Spiegelglasfenster, von dem aus man die Twentieth Street überblicken konnte. »Ich hoffe, Bo beeilt sich«, sagte sie. Und dann zu mir: »Du weißt, dass wir hier voreilige Schlüsse ziehen.«
    »Welche voreiligen Schlüsse ziehen wir?«, wollte Miss Bessie wissen.
    »Dass dies das Messer ist,

Weitere Kostenlose Bücher