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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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abgesperrt.«
    »Woher wussten Sie denn, dass das meine war?«
    »Ich kannte sie noch aus den Tagen, in denen Sie bei den Sommerfest-Aufführungen mitgemacht haben. Sie waren so klein, und diese Tasche war größer als Sie.«
    Dusk öffnete die Tasche und schaute hinein. »Alles da«, sagte sie. »Danke, Mr Taylor.«
    »Bitteschön, Dusk.« Mr Taylor räusperte sich. »Wo wohnen Sie, Mrs Hollowell?«
    Ich sagte es ihm, und er bog in die Twentieth Street ein. Wir fuhren am Uniklinikum vorbei. Ein Krankenwagen stand vor der Notaufnahme, und ein Patient wurde ausgeladen. Larry? Ich dachte an Tammy Sue und fühlte, wie es mir die Brust zusammenzog. Der Tag, an dem Haley in die Uniklinik gerufen wurde, als ihr Mann Tom von einem Betrunkenen überfahren worden war, schmerzte immer noch wie eine offene Wunde. Bitte, lieber Gott, lass Tammy Sue mehr Glück haben.
    »Es heißt, Sie sind pensionierte Lehrerin, Mrs Hollowell.« Mr Taylors Stimme ließ mich zusammenfahren.
    »Seit letztem Jahr«, sagte ich. »Ich habe Englisch an der Robert Alexander School unterrichtet.«
    »Ich war auch Lehrer. Ich habe Musik an der North Jefferson County School gegeben, springe aber seit Jahren bereits im Alabama Theatre ein. Sie nennen mich den Wurlitzer-Substitut.« Er lachte ein wenig. »Wissen Sie, das ist, wie Vertretungslehrer zu sein.«
    »Ich würde lieber an der Orgel einspringen als im Klassenzimmer.«
    »Das stimmt, bei Gott. Ich liebe diese alte Orgel.«
    »Sie sind gut darauf, Mr Taylor.«
    Mr Taylor strahlte vor Freude über Dusks Kompliment.
    Wir fuhren über den Berg, vorbei an Vulcanus’ verwaistem Sockel und an dem Club, in dem Mitzi und ich ein paar Tage zuvor zu Mittag gegessen und Bernice und Day Armstrong getroffen hatten.
    »O mein Gott!«, rief ich aus.
    Mr Taylor und Dusk zuckten zusammen.
    »Was gibt’s?«, fragte Dusk und drehte sich zu mir um. »Was ist los?«
    »Müssen Sie sich übergeben?« Mr Taylor fuhr das Auto vorsichtig an den Straßenrand.
    »Nein, mir ist nicht schlecht. Mir geht es gut.« Mir war nur plötzlich eingefallen, dass meine Tasche an meinem Stuhl gehangen hatte, als Mitzi und ich zu Mittag gegessen hatten, dass Bernice sich zu uns gesetzt hatte und Day gekommen war, um ihr zu sagen, dass es Dusk schlecht gehe. Dass Day neben meinem Stuhl gestanden hatte, neben meiner offenen Tasche, und sich vorgebeugt hatte, um Mitzis Arm zu tätscheln. Daher kam das Schnappmesser. Ich fühlte es instinktiv.
    »Mir geht es gut«, wiederholte ich. Was nicht stimmte. Teile des Puzzles fügten sich zusammen. Schreckliche Teile. Day, die Griffin Mooncloth liebte, der mit Dusk verheiratet war und mit dieser verheiratet bleiben wollte, so sehr mit ihr verheiratet bleiben wollte, dass er ihr damit drohte, sie eher den Bundesbehörden übergeben zu wollen, als sie zu verlieren. Day, die sich hinter die tanzenden Elvisse schlich, das Messer in Griffins Rücken rammte und es dort drehte und wand.
    Und da war noch mehr. Larry Ludmiller hatte gesagt, er habe jemanden hinter der Tänzerreihe gesehen. Er hatte die Person nicht zu identifizieren vermocht, aber wie konnte Day sich dessen sicher sein, wenn sie seinen Blick erhascht hatte. Sie durfte kein Risiko eingehen.
    Ich begann zu zittern. »Ich muss nach Hause«, sagte ich.
    Zum Glück war es nicht weit, und Mr Taylor verlor keine Zeit.

15
    Als ich in meine Küche kam, setzte ich mich, ohne meine Jacke auszuziehen, an den Tisch. Ich zitterte, konnte aber nicht sagen, ob ich wirklich fror oder ob es die Nerven waren. Oder mein Fieber kehrte womöglich zurück, was Gott verhüten mochte.
    Ich stand auf, spülte mein Antibiotikum und eine Aspirintablette mit einem Glas Wasser hinunter und setzte mich wieder. Muffin sprang auf den Tisch und rieb sich an meinen aufgestützten Armen.
    »Eine Katze auf dem Tisch ist total unhygienisch«, sagte ich zu ihr, während ich sie hinter den Ohren kraulte und ihrem Schnurren lauschte. »Erinnerst du dich noch an das Schnappmesser, von dem ich dachte, einer aus Virgils Familie hätte es während der Dinnerparty am Samstagabend in meine Handtasche gesteckt?« Muffin nickte. »Nun, ich lag vollkommen falsch. Ich weiß jetzt genau, wann es in meine Tasche gesteckt wurde und wer es getan hat. Sie hatte einen Mann mit dem Messer umgebracht, und jetzt hing da meine offene Tasche, einfach ein idealer Ort, um es loszuwerden.« Ich blickte Muffin an. »Verstehst du, warum Damenhandtaschen sich so sehr dafür eignen, Sachen verschwinden zu

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