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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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lassen? Dinge gehen darin verloren unter all den Lippenstiften, dem losen Kleingeld und den Quittungen. Im Lebensmittelgeschäft geben sie dir deinen Kassenbeleg samt Wechselgeld, und du stopfst alles in deine Tasche und sagst dir, dass du sie irgendwann einmal ausmisten willst, aber dutust es nie, und die Regale in deinem Schrank werden schwerer und schwerer mit all den Handtaschen in verschiedenen Farben darauf.«
    Muffin legte sich hin und schloss die Augen. Wäre sie Mary Alice, hätte sie gesagt: »Was zum Teufel blubberst du da?«
    Was zum Teufel blubberte ich da? Welchen Beweis hatte ich, dass Day Armstrong in den Mord an Griffin Mooncloth verwickelt war? Ich konnte mir Timmy Hawkins Reaktion ausmalen, wenn ich ihn anrufen und ihm erzählen würde, dass meine Tasche offen gewesen war, als Day zufälligerweise eine Sekunde lang am Tisch gestanden hatte. Und dass ich wüsste, dass sie das Schnappmesser dort habe hineinfallen lassen.
    »Wie kommen Sie auf den Gedanken?«, würde er fragen.
    Und ich würde ihm antworten müssen: »Ich weiß es einfach.« Immerhin wäre ich nicht so dumm, weibliche Intuition geltend zu machen. Es sind schon Männer gestorben, weil sie über die Intuition von Frauen gelacht haben. Ich meine, wirklich gestorben. Meine Großtante Sophie hatte eines Tages so ein Gefühl, dass die hundert Jahre alte Eiche in ihrem Vorgarten umfallen würde. Und Onkel Joe und sein Nachbar hatten im Garten gestanden und über die verrückten Eingebungen von Frauen gelacht, als der Baum sie zermanschte. Tante Sophie hatte »Unterschätze niemals die Kraft einer Frau« auf seinen Grabstein gravieren lassen und war dann an den Strand gezogen, wo sie jeden Tag angeln konnte und kein Gras mähen musste.
    Timmy Hawkins würde kein Wort davon glauben.
    Ich legte den Kopf zwischen meine Arme auf den Tisch. Selbst mit abgedeckten Ohren konnte ich Muffin noch immer schnurren hören. Eis plumpste aus der Eiswürfelmaschine in die Kühlung. Draußen beschloss Woofer, seineHütte zu verlassen und irgendetwas anzubellen. Die Nachmittagssonne warf Lichtstreifen über den weißen Küchenfußboden. Das war meine Welt: sicher und behaglich. In dieser Welt stachen keine Bankvizedirektorinnen jemandem die Eingeweide aus dem Leib oder zogen irgendwelchen Leuten eins mit dem Baseballschläger über den Kopf. Besonders nicht, wenn ihre Mutter mit mir befreundet war und mir Schaukelstühle schenkte, um meine Enkeltochter darin zu wiegen.
    Das Klingeln des Telefons ließ mich hochfahren. Falls es Mary Alice war, die so früh anrief, bedeutete das, dass Larry tot war, als sie mit ihm im Krankenhaus angekommen waren. Ich langte nach dem Telefon, das auf dem Tresen stand. Mein Hallo kam kaum lauter als ein Flüstern heraus.
    »Tante Pat? Bist du das?«
    Ich war einen Moment lang so erleichtert, dass ich Marilyn nicht antworten konnte.
    »Tante Pat?«
    Ich atmete ein paarmal tief durch. »Ich bin es, mein Schatz.«
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Ich konnte jetzt auf keinen Fall auf all das eingehen, was passiert war. »Die Nebenhöhle«, sagte ich.
    »Schlimm?«
    »Ich war bei der Ärztin und habe ein Antibiotikum bekommen.«
    »Nun, die Neuigkeiten, die ich für dich habe, werden dich aufmuntern. Charles und ich haben heute früh geheiratet. Wir sind einfach ins Gerichtsgebäude marschiert und haben es gemacht.«
    Es war so lange still, bis Marilyn erneut »Tante Pat?« sagte.
    »Du und Charles Boudreau habt heute Morgen geheiratet?«
    »Ja, auf dem Gericht.«
    »Also, Glückwunsch, mein Schatz.« Ich hoffte, dass Marilyn meinen mangelnden Enthusiasmus auf die verstopften Nebenhöhlen zurückführte.
    »Ich weiß, du bist überrascht, weil ich dir gesagt habe, ich könne nicht mit ihm leben, aber wir haben da eine Lösung gefunden. Und er hat exzellente Gene.«
    »Das ist schön. Exzellente Gene sind wichtig.« Wenn feuchte Wischlappen in der Lage gewesen wären zu sprechen, hätten sie geklungen wie ich jetzt. Aber Marilyn schien es nicht zu bemerken.
    »Ich ändere meinen Namen nicht, und die Kinder werden Doppelnamen haben. Sullivan-Boudreau oder Boudreau-Sullivan. Wir müssen noch ein paar Details klären. Aber das Wichtigste ist, dass Charlie die Wohnung neben mir gekauft hat. Auf diese Weise können wir zusammenleben, wenn wir wollen, und nach Hause gehen, wenn uns danach zumute ist.«
    Ich wollte fragen: »Und wie steht es mit der Liebe?« Stattdessen sagte ich, dass sich das praktisch anhöre, und fragte, ob sie es

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