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Mörderischer Auftritt

Mörderischer Auftritt

Titel: Mörderischer Auftritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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rubbeln. Damit würde ich ihm sicher keine Verletzungenzufügen. Die Hand war kalt. Aber der Puls schlug an seinem Hals.
    Und dann war der Raum voller Sanitäter, medizinischer Geräte, Kommandos. Wir wurden aufgefordert, im Flur draußen zu warten. Mr Taylor und Schwesterherz gesellten sich dort zu uns.
    »Verdammt«, sagte er. »Verdammt. Er lag schon die ganze Zeit hier hinten, während ich an der Orgel gearbeitet habe.«
    »Womöglich ist er schon seit gestern Abend hier«, sagte Schwesterherz.
    Ich sah ihr Telefon auf dem Boden liegen und hob es auf. »Rufst du Virgil an?«
    Sie griff zögernd danach. »Ich sollte das wohl besser. Was glaubt ihr, wohin sie Larry bringen?«
    »In die Universitätsklinik«, sagte Mr Taylor. »Das ist die nächste Unfallklinik.«
    Dusk brach plötzlich in lautes Schluchzen aus, das ihren dünnen Körper erschütterte. Sie schlug sich die Hände vors Gesicht, und ich bemerkte, dass sie blutbefleckt waren. Ich sah nach unten. Meine waren es auch.
    »Kommen Sie«, sagte ich und legte meinen Arm um sie. »Lassen Sie uns das abwaschen.«
    Schwesterherz informierte uns darüber, dass sich die Toiletten gleich den Flur hinunter links befanden.
    Dusk und ich wuschen unsere Hände und Arme, und ich befeuchtete ein Papierhandtuch und fuhr ihr damit über das Gesicht, das so rot und heiß war, als wenn sie Fieber hätte.
    »Sie waren mächtig tapfer da hinten«, sagte ich. Tränen rannen ihr über das Gesicht. Ich wischte sie beiseite.
    »Es ist alles meine Schuld«, flüsterte sie.
    »Nein, ist es nicht. Es ist überhaupt nicht Ihre Schuld.«
    »Aber Griffin ist nur wegen mir hier gewesen.« Sie schluchzte in das feuchte Papierhandtuch.
    »Deshalb ist das, was passiert ist, noch lange nicht Ihre Schuld.«
    Sie seufzte und wischte sich über das Gesicht. »Aber ich fühle mich so schuldig.«
    »Der Fluch der Südstaaten-Frauen. Ich fühle mich schuldig, wenn es auf unser Picknick regnet.«
    Dusk versuchte zu lächeln. »Nein, Mrs Hollowell. Dieses Schuldgefühl kenne ich auch. Aber Griffin ist meinetwegen gestorben. Ich war mit ihm verheiratet.«
    »Sie waren was?« Es gab eine kleine Bank in der Toilette, auf die ich mich schwer fallen ließ. »Was?«
    Dusk setzte sich neben mich und drückte sich erneut das Papierhandtuch gegen die Augen. »Es ist so. Niemand weiß es, abgesehen von Day und jetzt vielleicht der Polizei. Ich weiß, sie werden sicher denken, ich hätte ihn ermordet.« Sie beugte sich vor und ließ schluchzend den Kopf auf die Knie fallen.
    Ich hatte Mühe, diese Nachricht zu verdauen. Das rote Samtpolster der Bank war abgenutzt, und an etlichen Stellen war gelblich-brauner Schaumstoff zu sehen. Bed Bath & Beyond hätte bestimmt ein paar passende Polster; sie winkten mir förmlich zu. Aber Dusks Stimme holte mich zurück.
    »Es war ganz einfach«, sagte sie, während sie sich aufsetzte und sich das Gesicht abwischte. »Er wollte US-amerikanischer Staatsbürger werden, und ich bewunderte ihn so sehr.« Sie sah mich an. »Es ist alles mein Fehler.«
    »Ihre Eltern wissen nichts davon?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Day weiß es, aber ich dachte nicht, dass ich das jemals Mama und Papa würde erzählen müssen. Sobald Griffin Staatsbürger sein würde, wollten wir uns scheiden lassen.« Sie lehnte den Kopf gegen die Wand. »Wir haben nie zusammengelebt, Mrs Hollowell.«
    Ich versuchte zwei und zwei zusammenzuzählen. »War erdeswegen in Birmingham gewesen? Um sich um die Scheidung zu kümmern?«
    »O Gott, ich wollte, es wäre das gewesen.« Dusk nahm ein weiteres Papierhandtuch und befeuchtete es. Draußen hörten wir Schritte über den Gang huschen. Ich wollte plötzlich wissen, ob Larry noch am Leben war, wie seine Chancen standen.
    »Warten Sie hier«, sagte ich mit meiner besten Lehrerinnenstimme und deutete auf die Bank. »Ich möchte den Rest der Geschichte hören, aber jetzt will ich wissen, wie es Larry geht.«
    »Nicht allzu gut«, sagte Mary Alice, als ich sie fragte. Sie stand zusammen mit Mr Taylor am Ende des Flurs. »Sie haben seinen Kopf in irgend so ein Schaumstoffding gepackt und ihn an alles drangehängt, was es auf Erden gibt. Ich habe Virgil angerufen. Er will sich zusammen mit Tammy Sue mit uns in der Uniklinik treffen. Sie versuchen ihn aber erst einmal zu stabilisieren, bevor sie ihn transportieren.«
    Mr Taylor rang erneut seine Hände. »Ich kann es einfach nicht glauben. Absolut nicht.« Er blickte an mir vorbei in den Flur. »Wo ist Dusk? Ist alles in

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