Mörderischer Auftritt
in den Garten. »Woofer geht es gut?«
»Ja. Diese Arthritis-Medizin hat einen glücklichen Hund aus ihm gemacht. Er gräbt sogar wieder Löcher im Garten und jagt Streifenhörnchen.«
»Das ist toll. Ich sollte für Daddy auch so was besorgen.«
»Sag mir nicht, dass er keine Streifenhörnchen mehr jagt.«
Wir lächelten einander an. Ihr Vater, mittlerweile in den Achtzigern, ist ein bekannter Volkskünstler in Alabama. Außerdem ist er ein bekannter Frauenheld.
»Nicht wirklich. Hat nur die Aufreißaktivitäten ein wenig heruntergeschraubt.« Sie schob ihren Tee zur Seite. »Wir lassen den einen Moment abkühlen. Ich möchte dir zeigen, was ich aus diesen Büchern herausgesucht habe. Mal sehen, was du denkst.«
Ich drehte meinen Stuhl herum. »Was für Bücher sind das?«
»In Atlanta gibt es eine Frau, die Hochzeitskleider entwirft für große, kräftige und schöne Frauen wie Mary Alice. Hier sind ein paar von ihren Entwürfen. Sie gestaltet auch alle anderen Kleider für die Feier, aber sie ist auf große Größen spezialisiert.«
Bonnie Blue hatte mehrere Seiten markiert. Sie schlug eine auf, auf der ein Mädchen Anfang zwanzig zu sehen war, das ein weißes, trägerloses Brautkleid trug, wahrscheinlichin Größe 38. »Du musst deine Vorstellungskraft ein wenig bemühen.«
Ich versuchte mir Schwesterherz in diesem Kleid vorzustellen und scheiterte dabei jämmerlich.
»Und dann ist da dieses.« Bonnie Blue blätterte zu einer anderen Seite, auf der das Model ein eng anliegendes Jerseyding anhatte. Flacher Bauch. Kesser Busen, der den Bleistifttest bestehen würde.
»Was für Unterwäsche trägt man denn unter so einem Kleid?«, fragte ich.
»Gar keine. Man muss sich die Haare mit Wachs entfernen.«
Ich erschauderte bei dem Gedanken. Und meiner Vorstellung nach würde es Schwesterherz genauso gehen.
Wir schauten uns weitere Bilder an. In manchen steckten tatsächlich Möglichkeiten.
»Wir müssen uns ranhalten«, sagte Bonnie Blue. »Ein paar Monate sind sportlich.« Sie schob das andere Buch herüber. »Das ist für die Brautjungfern und Brautmütter.« Sie sah mich an und runzelte die Stirn. »Ich denke, sie könnten was Passendes für dich machen.«
Ich würde mich verdammt noch mal nicht schuldig fühlen, weil ich klein war.
Bonnie Blue warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muss jetzt wirklich in den Laden zurück. Weißt du was? Wie wäre es, wenn ich die Bücher einfach bei dir lasse? Du kannst sie durchschauen, und du siehst Mary Alice, noch bevor ich sie treffe.« Sie trank ihren Tee in einem großen Schluck. »Zeig ihr vor allem das Jersey-Ding.«
»Das mache ich«, sagte ich und meinte es auch so.
Auf dem Weg zur Tür hinaus blieb sie noch einmal stehen und drehte sich um. »Wenn Larry Ludmiller stirbt, hat das aber keine Auswirkung auf die Hochzeit, oder?«
»Ich denke, alle werden noch traurig sein.«
»Aber sie wird doch auf jeden Fall stattfinden?«
»Da bin ich mir sicher.«
»Gut.« Sie winkte und ging die Treppe hinunter. Ich schwöre es, sie und Schwesterherz sind aus demselben Holz geschnitzt.
Ich zog ein Paar Jeans an und ein Sweatshirt, um Woofer Gassi zu führen, entschied dann aber, dass ich besser wartete, so lange es ging, für den Fall, dass Schwesterherz anrufen würde. Ich machte einen Lachsauflauf, schob ihn in den Ofen und schnitt etwas Kürbis klein, um ihn zu kochen. Im Kühlschrank war eine Packung mit fein geschnittenem Kraut. Ich kippte es in eine Schüssel, fügte Dressing hinzu und stellte es zurück in den Kühlschrank.
Bei all den Neuigkeiten, die Marilyn erzählt hatte, den Brautkleidern und der Zubereitung des Abendessens hatte ich es geschafft, meine Gedanken an Day Armstrong ganz nach hinten zu verbannen. Aber kaum hatte ich mich im Wohnzimmer niedergelassen, wirbelten sie wieder durch meinen Kopf. Ich konnte mich noch nicht einmal auf die neuen Buchpräsentationen von Oprah Winfrey konzentrieren. Als das Telefon klingelte, griff ich hastig danach. Ihr zweites Opfer war tot, ich wusste es.
Aber es war Debbie. Ob Marilyn mich angerufen habe. Wie ich darüber denken würde. Ob ich so geschockt sei wie sie. Marilyn hätte doch gesagt, das Letzte, was sie auf Erden tun würde, wäre, Charles Boudreau zu heiraten, und was um alles in der Welt würden sie sich dabei denken, Tür an Tür zu wohnen? Ob ich der Meinung sei, dass das funktionieren würde. Ob Marilyn wohl den Verstand verloren habe.
Ich gab zu, dass ich überrascht war. Und dann erzählte
Weitere Kostenlose Bücher