Mörderischer Stammbaum
über die
Straße und wollte offensichtlich zu den Powidls, denn der Zeuge im Nachthemd
hatte seine Adresse angegeben.
„Zieh dir was über, Powidl!“,
befahl Sofie. „So kannst du den Inspektor nicht empfangen.“
18. Schlimme Vererbung?
Der Polizeiarzt hatte Petra
Delius versorgt.
Ihr Rückgrat schmerzte. Ihre
Gelenke taten weh. Aber sie war nicht ernstlich verletzt. Allerdings fühlte sie
sich schwach. Der Luftmangel in dem engen Kofferraum wirkte sich aus. Immerhin
war sie die ganze Zeit bewusstlos gewesen, was immer mit sehr flacher Atmung
einhergeht.
„Deshalb ist sie mit diesem
Sauerstoff-Minimum ausgekommen“, erklärte der Arzt den Kids. „Aber lange hätte
dieses Luftangebot nicht mehr gereicht.“
„Und dann?“, fragte Gaby
beklommen.
„Dann wäre Frau Delius
erstickt.“
„Also ein Mordanschlag“, sagte
Tim.
„So lässt sich das nicht sagen.
Man weiß ja nicht, ob der Täter mit Vorsatz gehandelt hat. Vielleicht dachte er
sich nichts dabei, als er sie dort einsperrte.“
„Hm. Immerhin wäre es dann noch
ein Überfall mit Todesfolge geworden. Ohne unser Eingreifen.“
„Das allerdings.“
Petra war wieder einigermaßen
auf den Beinen, stand aber unter Schock. Sie hatte ausgesagt. Doch das hellte
nichts auf. Ein Überfall, hinterrücks, den Täter nicht gesehen, keinen Hinweis
auf ihn, keine verwertbare Spur von ihm. Die Beamten, die den Sachverhalt
aufnahmen, griffen buchstäblich ins Leere.
„Ein Raubtäter“, meinte einer
der Kriminalbeamten.
Sie waren vom zuständigen
Revier. TKKG kannten keinen von ihnen. Und die Beamten hatten auch nicht
reagiert, als sie Gabys Nachnamen erfuhren.
„Am liebsten würde ich Sie ins
Krankenhaus einweisen, Frau Delius“, sagte der Arzt.
Aber davon wollte Petra nichts
wissen.
„Das ist wirklich nicht nötig.
Mir geht es schon wieder recht gut. Und meine jungen Freunde bleiben noch bei
mir.“
TKKG nickten wie auf Kommando.
Das Funkgerät des Einsatzleiters tönte. Schwere Schlägerei in der Beckröder
Straße. Sie mussten los.
Tim fand erst jetzt
Gelegenheit, sich in dem Apartment umzusehen. Es war gemütlich eingerichtet und
an den Wänden hingen Tierbilder, hauptsächlich gerahmte Poster von Katzen,
Pferden und Vögeln.
„Jetzt können wir reden“, sagte
Petra über blasse Lippen. Dann fiel sie Gaby um den Flals. „Ohne euch — ohne
euch alle — wäre ich jetzt... wäre ich jetzt tot. Ihr habt mir das Leben
gerettet.“
„Frau Dingelhof ist auch
beteiligt“, sagte Gaby, „sogar mit dem entscheidenden Hinweis. Sie scheint
schon zu schlafen. Sonst würde sie sicherlich rüberkommen.“
Oder sie hat den Walkman auf
den Lauschern, dachte Tim, rasiert sich mit dem Lady-Shave die Beine und hört
dazu Verdi. Gut so! Denn trotz ihrer verdienstvollen Information können wir die
Frau Nachbarin im Moment nicht gebrauchen.
Petra setzte sich auf die
Couch, wo Gaby schon die Beine kreuzte und gegen ihren Pony pustete. Karl und
Klößchen hatten Sessel belegt. Tim saß auf einem harten Holzstuhl, der
antiquarisch aussah und etwas wackelte.
„Ich muss euch etwas sagen.“
Petra strich sich über die Stirn.
Nur zu!, dachte Tim. Hat sie
den Ordnungshütern was verschwiegen? Weiß sie vielleicht doch, wer der Täter
sein könnte?
„Ich habe euch heute Nachmittag
nicht alles erzählt“, begann Petra. „Weil ich mich an mein Versprechen gebunden
fühlte. Immerhin habe ich das dem Kovechluser gegeben.“
„Wir hören.“ Gespannt beugte
sich Tim vor.
„Ich war doch in Wien. Und dort
hat mir der Zufall etwas Unglaubliches zugespielt. Nämlich eine Information
über Kovechlusers Urgroßvater. Der hieß Friedrich und wurde im Jahre 1902
hingerichtet. Er hat Frauen ermordet und die Dokumentation über ihn im
Kriminalmuseum...“
Petra erzählte.
Gebannt hörten TKKG zu.
Es war wirklich unglaublich.
Petra ließ nichts aus und
berichtete über jede Einzelheit.
Aber als sie dann geendet
hatte, hakte Tim nach.
„Dieser geisteskranke
Triebmörder hat also seine Opfer... totgebissen?“
Petra nickte. „Grauenvoll,
nicht wahr? Er fühlte sich als Raubtier.“
Gaby schüttelte sich. Karl und
Klößchen staunten noch aus großen Augen. Tim zischte durch die geschlossenen
Zahnreihen.
„Das ist doch ein
Wahnsinns-Hinweis!“, rief er. „Seht ihr das nicht?“
„Was meinst du?“, fragte Karl.
Tim lehnte sich zurück und
blickte auf ein Katzenfoto an der gegenüberliegenden Wand.
„Wer hat Petra vorhin
überfallen? Mit wem
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