Mörderisches Musical
angerufen.
Wetzon fand Izz zitternd unter dem Bett. Außer
einem tiefen Spalt in ihrer Tür und einigen Kratzern in der Farbe um das
Schloßschild wies nichts auf den Einbruch hin. Doch Tatsache war, daß jemand
ein Brecheisen zwischen der Tür und dem Rahmen angesetzt hatte.
In der Küche war Izz’ Wasserschüssel umgekippt,
und der Boden war mit Klümpchen von Trockenfutter übersät, die jetzt eher wie
aufgeweichte Haferflocken aussahen. »Du bist so schlimm wie Smith«, sagte sie
zu dem Hund, während sie die Essensreste mit einem Küchentuch aufwischte. Izz
war das völlig schnuppe. Sie hatte den Schwanz hochgestellt und war ganz
bezaubert von Arthur, beschnupperte seine Schuhe, seine Hosenumschläge.
»Du kannst hier nicht allein bleiben.« Arthur
bückte sich und tätschelte Izz geistesabwesend den Kopf. »Ich wußte nicht, daß
du einen Hund hast.«
»Sie hat Susan gehört.« Wetzon nahm die
zappelnde Izz auf den Arm. »Und es wird schon gehen, Arthur. Er kommt nicht
wieder. Es ist zu offen hier, und jeder im Haus kümmert sich um die
Angelegenheiten anderer. Und für mich ist es ja gut, daß sie das tun.«
Arthur runzelte die Stirn. »Ist es nicht das
gleiche, was du mir vorhin von Susan Orkin erzählt hast...«
»Ja, aber...« Sein ernster Gesichtsausdruck ließ
sie innehalten. »Wie wäre es, wenn ich ein Taxi rüber zu Alton nähme?« Sie
kreuzte die Finger unter Izz’ warmem kleinem Bauch.
»Ich glaube dir nicht.«
»Arthur, du wirst Carlos von Tag zu Tag
ähnlicher. Ich verspreche, daß ich einen Stuhl gegen diese Tür und die Hintertür
stemme. Okay?«
»Was würde das nützen?«
»Bitte, Arthur.«
»Du benachrichtigst Detective Bernstein sofort?«
»Ja, mach’ ich. Ehrenwort.«
Nachdem sie ihn buchstäblich aus der Wohnung
geschoben hatte, tat sie, was sie versprochen hatte. Sie hinterließ eine
Nachricht für Bernstein. Inzwischen befanden sich zwölf Nachrichten auf ihrem
Anrufbeantworter, darunter die neun, die sie am Vortag nicht abgehört hatte.
Seufzend ließ sie das Band abspielen.
Zwei Anrufe von Carlos, dreimal aufgelegt,
Sonyas Anruf, zwei Anrufe von Smith und einer von Alton. Alle Samstag. Das
waren neun. Zwischen Sonntag und jetzt waren drei weitere dazugekommen. Zweimal
war aufgelegt worden. Der dritte war von Alton. Er wollte sie zu einem
Abendessen mit ihm und Senator Moynihan ins River-Cafe einladen. Seine
Enttäuschung, sie nicht zu erreichen, war hörbar.
Sie sprach auf seinen Anrufbeantworter, daß sie
sehr müde sei, früh zu Bett gehen wolle und ihn am Morgen anrufen würde.
Zum erstenmal seit Monaten schlief sie durch und
wurde erst durch den Wecker um halb sieben geweckt. Sie stand auf und stellte
die Jalousien auf. Die Außenwelt zeigte sich in dunklem Maulwurfsgrau, die
Dächer der Sandsteinhäuser waren kaum zu erkennen. Andererseits, munterte sie
sich auf, wurde jeder Tag ein wenig länger, je näher der März rückte. Und der
Frühling in New York war immer ein Fest der Farben, Düfte und Empfindungen.
Wenn es nicht regnete.
Izz gähnte und kuschelte sich in die Wolldecke.
»Was meinst du, Izz? Möchtest du ausgehen, oder
könnte es sein, daß du auf Zeitungen dressiert bist?« Ein guter Einfall. Wetzon
stapfte über den Flur, schloß die Tür auf und holte die Times und das Joumalherein, bevor ihr der versuchte Einbruch einfiel. Nicht sehr gescheit, dachte sie, die
Tür einfach so aufzumachen.
Sie zog die Sportseiten heraus und breitete sie
im Bad auf dem Boden aus. »Komm, Izz, schau mal, wie die Knicks gespielt
haben.«
Der Hund sprang ins Bad und schnupperte an der
Zeitung. Wetzon ging unter die Dusche. Als sie herauskam, hatte Izz die Times eingeweiht. »Danke, Isabella. Du bist genau der richtige Köter für mich.« Sie
rollte die Zeitung zusammen, überprüfte durch den Spion den hinteren
Treppenabsatz, dann brachte sie das beschmutzte Papier mit dem Abfall hinaus.
Sie hatte um neun Uhr fünfzehn eine Verabredung
mit Tom Greenberg. Er hatte sie gebeten, in sein Büro zu kommen, und
versichert, daß niemand sie dort kannte und es sowieso keine Rolle spielte,
wenn doch. Sie war sich nicht so sicher.
Nach Orangensaft und ihren Vitaminen setzte sie
Kaffee an und ließ ihn durchlaufen, während sie zwanzig Minuten Yoga trieb,
dann an die Barre ging und die Übungen mit einem Kopfstand abschloß. Es war
wunderbar, was eine Nacht Schlaf vollbrachte. An einem Tag wie diesem fühlte
sie sich, als hätte sie die schlimmen Träume für immer hinter sich
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