Mörderisches Musical
und
ab. »Warum bekommt McMartin dann nicht grünes Licht?«
»Wenn ein Makler mit einem einwandfreien Zeugnis
die Stelle wechselt«, erklärte Wetzon, »überträgt die New Yorker Aktienbörse
seine Lizenz elektronisch innerhalb von vierundzwanzig Stunden, und der neue
Geschäftsführer bekommt eine mündliche Unbedenklichkeitserklärung über den
Makler sogar noch schneller. Aber wenn irgend etwas, gleich was, auf seiner
Registration vermerkt ist, muß alles per Hand geprüft und genau unter die Lupe
genommen werden. Es kann Wochen dauern, manchmal Monate.«
»Was macht denn der Makler ohne seine
Zulassung?«
Smith warf die Arme in die Luft und verschwand
in ihrem Büro. Sie schlug die Tür zu.
Wetzon blickte ihr mit hochgezogener Braue
hinterher. »Die meisten Firmen lassen den Makler unter dem Namen des
Geschäftsführers oder der Zweigstelle arbeiten. Nicht ganz legal, aber alle
drücken ein Auge zu. Max, gibt es etwas, das ich wissen sollte?«
»Sie ist schlecht gelaunt«, sagte Max.
»Das hätte ich nie erraten.«
Max blickte verständnisvoll auf die geschlossene
Tür. Seit er vor zwei Jahren zu ihnen gestoßen war, behandelte er Smith stets
mit Nachsicht. »Hat was mit Mr. Hartmann zu tun, glaube ich.«
»Oje. Danke, Max. Du bist ein Schatz.« Wetzon
ertappte sich dabei, daß sie ihm einen Handkuß zuwerfen wollte, und bremste
sich gerade noch. Was zum Henker war mit ihr los? Wurde sie wie Smith? Sie
machte die Tür zu ihrem Büro auf, ging hinein und schloß die Tür. In Wahrheit
würde sie sich ausgesprochen freuen, wenn Smith mit Hartmann Schluß machte. Sie
ließ die Aktentasche auf den Stuhl fallen und stellte den Becher auf ihren
Tischkalender.
»Du gehst immer viel zu kumpelhaft mit dem
Personal um.« Smith saß halb auf dem Schreibtisch, während sie ein Bein
ärgerlich hin und her schwang. Ihr Gesicht war gewitterdunkel.
»Hör schon auf, Smith. Worüber ärgerst du dich
so?«
Das Telefon läutete, wurde abgenommen, und eine
andere Leitung begann zu läuten. Die Lämpchen blinkten auf.
»Also?« fragte Wetzon.
Smith verzog das Gesicht und brach in Tränen
aus.
»Um Gottes willen, was ist los?«
Wetzon stürzte zu ihr. Smith schluchzte an ihrer
Schulter. »Es ist furchtbar. Furchtbar.«
»Was ist furchtbar?«
»Dickie ist verhaftet worden.«
»Wirklich, Richard Hartmann, Esquire, verhaftet?
Weshalb? Los, sag schon. Haben sie endlich herausbekommen, daß er Geld
gewaschen hat?«
Smith machte sich los, trocknete die Augen mit
einem Papiertuch und schneuzte die Nase. »Du brauchst dich gar nicht so zu
freuen. Und ich lasse dich wissen, daß es nicht wegen Geldwäsche war, sondern
wegen Mißachtung des Gerichts.« Sie schneuzte sich noch einmal und ließ das
zerknüllte Taschentuch in den Papierkorb fallen. »Ich wollte nach Miami
fliegen, um bei ihm zu sein, aber er will nichts davon hören.«
»Mißachtung, so? Das ist phantastisch.
Mißachtung des Gesetzes, des Rechtssystems, der Richter, der Menschen. Weißt du
was, dieser Mann ist es nicht wert, daß auch nur eine einzige Träne seinetwegen
vergossen wird. Andere Leute sind dem schnurz und piepe. Ich habe dich gewarnt,
dich mit ihm einzulassen. Du hast Besseres verdient.«
»Du bist herzlos, weißt du das? Absolut
herzlos.« Smith holte die Puderdose vor und begann, sich die Nase zu pudern.
»Ich weiß, du meinst es gut, aber...«
»Twoey nun, der steht auf einem ganz anderen
Blatt.«
»Twoey!« Die goldene Puderdose klappte mit einem
Knall zu. »Wie ich die Loblieder auf Twoey satt habe. Wenn du ihn so magst,
kannst du ihn haben.«
»Fang nicht damit an, Smith. Außerdem habe ich
im Augenblick mehr als genug am Hals. Aber Twoey Barnes ist Gold Wert, durch
und durch. Schieb ihn nicht so schnell beiseite.«
Smith fuhr sich mit den Fingern durch die kurzen
dunklen Locken und lächelte. Der Sturm war vorüber. »Wir werden sehen. Ich habe
ein Auge auf Joel Kidde geworfen. Er scheint zur Zeit ungebunden zu sein.«
Max klopfte an die Tür, während Wetzon
aufstöhnte.
»Herein, Mäxchen«, befahl Smith.
»Carlos auf drei für dich, Wetzon.«
»Der liebe Carlos«, sagte Smith. Sie zog ihre
Strümpfe an den Knöcheln glatt und bedachte Wetzon mit einem völlig
unschuldigen Lächeln. »Richte ihm bitte meine besten Wünsche aus.«
Wetzon nahm den Hörer ab. Was hatte es mit
Smith’ plötzlichem Wetterumschwung auf sich? »Hallo. Wie geht’s so?«
»Häschen, es könnte nicht schlimmer sein.«
Carlos’ Stimme war so heiser,
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