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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Wetzon hängte ihren Mantel in den Schrank,
Gross spazierte durchs Wohnzimmer und betrachtete alles.
    Bernstein zog sein schmutziges Notizbuch heraus.
»Wollte nur ein paar Dinge mit Ihnen durchgehen.«
    »Okay.« Wetzon setzte sich auf den einfachen hölzernen
Lehnstuhl und wartete. Er war tatsächlich freundlich, das heißt, so freundlich,
wie es ihm möglich war. Gross studierte jetzt die Titel auf Wetzons vom Boden
bis zur Decke reichenden Bücherwand.
    »Sie haben gesagt, der Kassierer hatte immer
einen Knüppel unter dem Kartenfenster liegen.«
    »Sie meinen den Kassenleiter. Der Kassenleiter
trägt die Verantwortung auf Tagesbasis für das, was hereinkommt — Geld — und
was hinausgeht — Eintrittskarten.«
    »Okay, ja. Und der Knüppel?«
    »Manche Kassenleiter hatten tatsächlich einen,
aber es ist lange her, daß ich in einer Show mitgewirkt habe. Vielleicht heute
nicht mehr. Vielleicht hat man jetzt eine Uzi. Sie sollten mit dem reden, der
Kassenleiter des Imperial ist. Ich weiß nicht einmal, ob er am
betreffenden Mittag da war.«
    »Sie.« Es klang selbstgefällig.
    »Ah, eine Frau. Es gab nicht viele Frauen in
dieser Gewerkschaft, soviel ich weiß. Die Zeiten ändern sich.«
    »Haben Sie sie gesehen?«
    »Woher sollte ich sie kennen, wenn sie mir nicht
vorgestellt wurde. Es hat nur so von Leuten gewimmelt — Detectives meist... Wie
sieht sie aus?«
    Bernstein nickte Gross zu, die unwillig ihre
Wanderungen einstellte und neben Wetzons Stuhl stehen blieb. Sie holte ihr
Notizbuch vor, blätterte ein paar Seiten um und las vor: »Schwere Frau. Mitte
Vierzig. Etwa eins zweiundsiebzig, fünfundsiebzig. Trug ein schwarzes Kostüm.
Hellbraunes Haar, schulterlang, zurückgekämmt, von Stirnband gehalten. Große
Brille.« Als sie das Notizbuch zuklappte, fügte sie hinzu: »Sie heißt Edna.«
    Wetzon runzelte die Stirn. »Nach der
Beschreibung kommt sie mir irgendwie bekannt vor. Ich muß sie gesehen haben.
Andernfalls...«
    »Kennen Sie sie?«
    »Nein. Woher sollte ich sie kennen? Ich kenne
keine Edna.«
    »Aber Sie kennen ihren Sohn.«
    Wetzon setzte sich gerade. »Ist das eine
Fangfrage? Ja, solche Stellen für Gewerkschaftsmitglieder gehen oft vom Vater
auf den Sohn über. Aber wer ist Ednas Sohn?«
    »Phil Terrace.«

  Wetzon
legte Anita Shreves neuen Roman beiseite und schaltete das Licht aus.
Dunkelheit umfing sie sofort. Sie lag lange reglos da und lauschte ihrem
Herzschlag.
    Aber das ist albern, schalt sie sich. Du hast
mit Silvestri und Sonya gesprochen, also ist es erledigt, und du wirst diesen
Traum nicht noch einmal träumen.
    Denk an andere Dinge. Okay. Wovor hatte Susan
Orkin solche Angst? Und hatte der versuchte Einbruch etwas mit dem Mord an
Dilla zu tun? Warum war Susan nicht zur Polizei gegangen? Was war aus dem
Drohbrief geworden? Wußte Susan, wer der Mörder war? Schützte sie ihn — oder
sie — aus irgendeinem Grund? Herrgott. Sie wälzte sich auf die Seite.
    Und dann die überraschende Information über Edna
Terrace, die Kassenleiterin des Imperial war. War Edna in der Kasse
gewesen, als das kreative Team in der Nacht vor Dillas Tod seine stürmische
Sitzung hatte? War sie am Samstag dagewesen, als Dillas Leiche entdeckt wurde?
Dann mußte es Edna Terrace gewesen sein, mit der Phil an jenem Nachmittag im
Kassenraum gesprochen hatte.
    Und Bernstein war tatsächlich weniger unangenehm
gewesen, hatte sich für ihre Hilfe bedankt und sie gebeten, in Boston die Augen
offenzuhalten. Er hatte ihr sogar seine Karte gegeben und seine Privatnummer
auf die Rückseite geschrieben, damit sie ihn anrufen könnte.
    Sie legte sich wieder auf den Rücken. Beginne
tief und langsam zu atmen, entspanne zuerst die Zehen. Silvestri hatte
nicht angerufen. Entspanne die Füße. Atme hinein. Wie auch immer. Alton
würde in vier Tagen zurück sein, und dann würde sie sich mit seinem Antrag
befassen müssen. Entspanne die Knöchel. Spüre, wie die ganze Spannung
abfließt. Sie hoffte, Smith würde in Boston nicht zur Strapaze werden. Entspanne
Schienbeine und Waden...
    Sie wußte sogar im Schlaf, daß es anfing, und
flehte, nein, nein, nein. Sie kämpfte dagegen und verlor. Unerbittlich wurde
sie in ein riesiges Vakuum gesogen.
    Das Licht explodierte in ihrem Gesicht heiß wie
eine Flamme, und ihre Nase brannte vor beißendem Qualm. Ihr Kopf, ihre Augen —
»Nein, nein, halt!« Ihre wilden Schreie rissen sie aus dem Traum. Sie wachte
verkrampft in einer Embryolage auf, zitternd und schwitzend, mit

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