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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Antwort parat. »Wissen
Sie, eine Premiere auf einer Tournee... da läuft nicht immer alles auf Anhieb
zusammen. Aber dafür ist die Tournee ja da.« Sie lächelte strahlend.
    »Und natürlich«, bohrte Audrey weiter, »haben
sie auch Dillas Mörder noch nicht gefunden.« Für einen winzigen Augenblick
stockte ihre Stimme, und ihr Blick drückte etwas wie Qual aus.
    »Was zum Teufel soll das nun heißen, Audrey?«
Eine zornige weiße Linie erschien um Sunnys Lippen.
    »Meine Liebe, man braucht kein Hirnchirurg zu
sein, um zu wissen, daß es einer von ihnen war.« Audrey tätschelte ihren
Nackenknoten, anscheinend erholt von dem, was sie aus der Fassung gebracht
hatte.
    Smith’ sprödes Lachen schwebte von den hinteren
Sitzreihen her, und Wetzon spürte, daß es ein günstiger Augenblick war, sich zu
entschuldigen. Sie stand auf, um sich zu Smith zu setzen, doch die Stimme des
Piloten kam knackend aus dem Lautsprecher und sagte an, daß sie Platz nehmen
und sich anschnallen sollten. Wetzon blickte nach hinten, wo Smith bei Gideon
Winkler saß. Smith hatte Gideon, kaum waren sie einander vorgestellt worden, in
Beschlag genommen. Gideon, der durch sein gutes Aussehen und schulterlanges
gelbes Haar auffiel, war in grauer Vorzeit Tänzer gewesen, zur selben Zeit wie
Carlos und Wetzon. Er hatte bei vielen Hits mitgewirkt, darunter On the
Twentieth Century, Side by Side by Sondheim und Evita. Dann war er
Filmstar geworden, Regisseur, hatte für ein Drehbuch einen Oscar bekommen und
war inzwischen ein beinahe legendärer Dramaturg. Seine Anwesenheit im Flugzeug
war von Joel Kidde beiläufig erklärt worden. Es war, sagte Kidde, eine günstige
Gelegenheit, nach Boston zu kommen, wo er in Harvard einen Vortrag zu halten
hatte.
    Ein wenig zu glatt. Zu praktisch, dachte Wetzon,
während sie alle ihr Gepäck auf einen bereitstehenden Karren stapelten und zu
der Limousine eilten, um das kurze Stück von Logan zum Ritz-Carlton zu
fahren.
    »Ssst.« Wetzon holte Smith endlich ein, als
letztere sich im Glas der Fenster musterte. »Worüber hast du mit dem Goldjungen
gesprochen? Hat Gideon dir verraten, warum er hier
    ist?«
    Smith blickte auf ihre Gesprächspartnerin
hinunter und zog den Cashmeremantel fester um sich. Auch sie hatte sich dem
Kampf gegen Pelze verschrieben, und jetzt stand sie zitternd in der Bostoner
Kälte. Wetzon lächelte. Sie fühlte sich wohl im Pelz, und sie hatte sehr hart
gearbeitet, um ihn bezahlen zu können. Und außerdem trug der Goldjunge einen
schwarzen Persianer bis zu den Knöcheln.
    »Wenn du wie Jane Fonda frieren möchtest«,
flüsterte Wetzon.
    »Also wenn sie für Ted Turner okay ist, dann...«
    »Smith, verschone mich.«
    Smith zerrte ihren Kragen hoch und trat aus dem Gebäude.
»Ich dachte, du wolltest wissen, warum Gideon hier ist.«
    Wetzon folgte ihr. »Genau. Erzähle.«
    »Er sagt, daß Hotshot moritös ist.«
    »Du meinst komatös. Oder moribund.«
    »Egal. Mach du nur deine Scherze. Es ist gut
möglich, daß wir bei deiner feinen Show jeden Penny von unserem Geld verlieren,
und das macht mich nicht sehr glücklich.«
    »Wie kann er das behaupten? Er hat sie doch noch
nicht einmal gesehen.« Wetzon war empört.
    Smith tätschelte ihre Wange. »Gideon kriegt das
schon hin, Zuckerstück. Gideon sagt, wir hätten Glück, daß er zur Verfügung
steht. Ohne ihn wäre Hotshot e in totgeborenes Kind.«

  Das Ritz-Carlton in Boston war Wetzons bisher unübertroffenes
Lieblingshotel. Als Tänzerin hatte sie es sich nie leisten können, hier
abzusteigen, und sie und Carlos hatten in Bruchbuden wie dem Avery und
dem Bradford kampiert, die an Schauspieler und Musiker auf Tournee und
manchmal auch an Nutten Zimmer vermieteten. Einmal vor vielen Jahren — vor Poppy
— hatte Mort, der immer im Ritz wohnte, Wetzon mit nach oben genommen, um ihr
seine Suite vorzuführen. Wetzon war sie prachtvoll erschienen, Fin de siècle,
mit Rokokomöbeln und hohen Decken. Mort hatte sie gebeten, ihm einen Martini zu
mixen, während er sich umzog, und sie hatte nicht gewußt, wie. Er hatte sie
ausgelacht, ihr einen Klaps auf den Po gegeben und es ihr gezeigt. In seiner
Anfangszeit als Regisseur hatte Mort versucht, sich mit jedem gut zu stellen.
Zu bald nach seinem Erfolg interessierte es ihn nicht mehr.
    Wetzon wurde in ein Zimmer im siebten Stock
geleitet, das auf den Public Garden blickte, wie der Page sagte, doch waren die
Vorhänge wegen der Kälte zugezogen, so daß nichts zu sehen war. Sie gab ihm
einen

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