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Mörderisches Musical

Mörderisches Musical

Titel: Mörderisches Musical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Meyers
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Gang durch. Vielleicht konnte sie Mark erwischen. Sie sah ihn bei Mort
und Carlos stehenbleiben. Mort reichte einen Becher an Carlos weiter und nahm
Mark den nächsten ab, den er auf die Lehne des Sitzes stellte. Er streckte den
Arm aus und streichelte Marks Hals, und Mark kam der Zärtlichkeit entgegen, als
wäre Mort seine einzige wahre Liebe. O Scheiße, dachte Wetzon. Smith fällt tot
um.
    »Aufhören!«
    Diesmal war es Carlos, der die Show unterbrach.
Er klatschte in die Hände und lief zur Vorbühne. »Fünf, sechs, sieben, acht. Bleibt im Takt. JoJo, hilf uns dabei. Der Takt, Jungs. Ihr macht die Nummer
kaputt. Ihr macht den Applaus kaputt.« Er griff sich an die Brust. »Ihr macht mich kaputt. Okay, JoJo...«
    Mark blieb am Computertisch stehen und wurde
drei weitere Getränke los, dann ging er durch den Mittelgang auf Poppy zu. Die
Frau des Produzenten hatte sich in der letzten Reihe des Parketts
niedergelassen. Sie klopfte auf den Platz neben sich. »Setz dich zu mir,
Smitty«, hörte Wetzon sie sagen.
    »Ich komme sofort«, sagte Mark zu Poppy. »Ich
muß das erst zu Kay bringen.«
    Wetzon, im Dämmerlicht kaum zu sehen, folgte
Mark. »Kay ist auf der Toilette«, rief sie.
    Mark fuhr zusammen und ließ den Karton fallen.
Aus dem letzten Becher schwappte Kaffee durch das Trinkhalmloch im
Plastikdeckel und sickerte durch den Karton auf den Teppich. Er machte ein
Gesicht, als hätte er ein Gespenst gesehen. »O Gott, Wetzon. Sag bitte Mom
nichts.« Er bückte sich und hob mit zitternden Händen die Schachtel auf.
    »Mark, was soll denn diese Smitty-Geschichte und
daß du allen sagst, du wärst zweiundzwanzig?«
    »Ich möchte am Theater sein, Wetzon. Dafür würde
ich alles tun. Ich möchte nicht aufs College gehen«, flüsterte er wehleidig.
    »Du kannst zum Theater gehen — niemand wird dich
daran hindern, wenn du es wirklich willst — , aber bring erst das College
hinter dich. Deine Mutter wird sich furchtbar aufregen, wenn sie es erfährt.«
    »Bitte sag ihr nichts.« Der Junge war so
unglücklich, daß sie ihn am liebsten in die Arme genommen hätte, aber dafür war
er zu alt, und zu viele Leute waren im Augenblick scharf darauf, ihn in die
Arme zu nehmen. »Ich hätte nie gedacht, daß ich dich hier treffe«, sagte Mark.
    »Aber du wußtest, daß Carlos mein Freund ist.«
    »Er ist wirklich sehr nett gewesen. Mort und
Poppy auch. Mort will mir helfen, Arbeit am Theater zu bekommen.«
    »Mark, du kannst dich auf Carlos verlassen, aber
Mort und Poppy würden dich eher zweiteilen, als zuzulassen...« Sie zögerte.
»...daß dich der oder die andere bekommt. Verstehst du? Poppy benutzt dich.«
    Er senkte den Kopf. »Wetzon, es ist nicht so,
wie du denkst... ich bin... nicht... Poppy ist...« Er biß sich auf die Lippen.
    »Was, Mark? Du weißt, daß du mir alles erzählen
kannst.«
    Da sah er sie beinahe trotzig an. »Wetzon... ich
bin...« Seine Stimme schnappte über. Er schluckte. »Ich bin schwul.«
    Wetzons erster quälender Gedanke galt Smith.
Doch Marks Not war größer. Sie berührte die Wange des Jungen, stellte sich dann
auf die Zehenspitzen, nahm sein Gesicht in die Hände und sah ihm in die Augen.
»Mein Lieber, du kennst mich gut genug, um zu wissen, daß mir deine sexuellen
Vorlieben egal sind. Ich möchte, daß du glücklich bist. Aber deine Mutter...«
    Kay kam aus der Toilette; verlegen lösten sich
Mark und Wetzon voneinander. Die Lichtregisseurin blickte amüsiert vom einen
zur anderen.
    »Hier ist Ihr Kaffee, Kay«, sagte Mark.
    »Mann, o Mann, Smitty, du bist mir einer.«
Bewunderung klang in Kays Stimme an. Sie nahm den Kaffee.
    »Es ist nicht, was du denkst, Kay«, sagte
Wetzon.
    »Was denke ich denn, Leslie?«
    Sie sahen Kay nach, die den Seitengang
hinunterging. Wetzon schaute sich um. »Komm hier herein, Mark.«
    »Aber das ist die Damentoilette.«
    Sie lachte. »Wir sind im Showbusineß.« Sie
machte die Tür auf und rief: »Jemand hier?« Als niemand antwortete, zog sie
Mark herein und schloß die Tür. Sie nahm ihm den leeren Pappkarton ab und ließ
ihn neben dem Abfalleimer auf den Boden fallen. »Wie lange weißt du es schon?«
    »Ich habe mich anders gefühlt, aber ich wußte
nicht warum. Als ich dann weggegangen bin, auf die Schule, ist es mir
klargeworden...«
    »O Kleiner, das wird nicht leicht für dich sein.
Weißt du das?«
    Er wußte es nicht, aber sie ließ es auf sich
beruhen. »Wie bist du in dieses Theater geraten?«
    »Dilla. Ich bin immer zu den Proben

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