Moerderjagd
Beilage steht: Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Mein Apotheker hat mich nur mitleidig angesehen, als ich den Kram abholen war. »Gute Besserung!«, hatte er mir noch mit auf den Weg gegeben.
Meine Scheckkarte ging nicht. Der Apotheker stellte sich erst an, noch bin ich am Leben! Habe ich ihn angeschrien. Dann gab er mir die Tüte mit der Arznei. Idiot! Vielleicht sollte ich ihm sein Geld nicht mehr bringen? Würde ihm recht geschehen, auf seiner Rechnung sitzenzubleiben. Hat wohl schon den Tod in meinen Augen vermutet.
Heute Abend, in der Kneipe, war ich fast so weit, mich jemandem anzuvertrauen über die Freude, die ich erleben konnte zu … Doch, wer ist es schon wert zu riskieren, dass mein Plan nicht vollendet wird? Es lag bestimmt am Bier, dass ich mit einem Mal so redebedürftig war.
Niemand!! Absolut niemand ist es wert, mein Werk aufzuhalten.
Nachts läuft der Schweiß von meiner Stirn. Ich fühle mich dann so dreckig … unrein … unvollkommen und … nein, ich darf mir nicht einreden, dass ich schwach bin, nicht ich!!!!!
Niemals, ich …
4. August, 8 Uhr
Vernehmung Susi Rott
Wann ich Paul das erste Mal getroffen habe? Habe ich das gestern nicht schon Herrn Hansen erklärt? Dachte, Sie haben bereits alles Ihrer Kollegin berichtet.«
»Bitte erzählen Sie es uns noch einmal.«
»Wie Sie wünschen, Frau Kommissarin. Es war vor gut einem Jahr auf einer Feier. Er war mir direkt aufgefallen, so attraktive Männer laufen hier im Allgemeinen nicht rum. Oh, ich wollte Ihnen jetzt aber nicht zu nahe treten, Kommissar Hansen. Aber mit Paul, das war etwas ganz Besonderes. Ich habe nur den Fehler gemacht, mich in diesen Mann zu verlieben.
Wie es nach dem ersten Treffen weiterging, möchten Sie wissen? Paul hat mich drei Tage später angerufen. Meine Handynummer hatte er sich über eine Bekannte besorgt. Das fand ich richtig toll. So wünscht man sich das doch als Frau, oder sehen Sie das anders, Frau Augustin?«
»Ab diesem Tag sahen Sie sich regelmäßig?«
»Ja, ab diesem Tag waren wir ein Paar, wenn auch nicht in der Öffentlichkeit. Paul war ja verheiratet. Nein, seine Frau habe ich niemals kennengelernt, warum auch? Ein Foto ist ihm mal aus der Brieftasche gefallen. Ja, da habe ich sie mir dann angesehen. Sah ganz nett aus, eigentlich sehr hübsch. Ich wollte mich aber nicht weiter mit ihr beschäftigen, sondern die Abende mit Paul genießen.««
»Und seine Frau hat nichts davon bemerkt?««
»Sie schauen mich so kritisch an, Frau Kommissarin.««
»Ich schaue interessiert. Bitte geben Sie mir jetzt eine Antwort auf meine Frage.«
»Soweit ich es einschätzen kann, hat Frau Weinand nichts mitbekommen. Immer dienstags haben wir uns getroffen. Er hat zu Hause gesagt, er ginge mit Freunden zum Skat. Wissen Sie, Frau Augustin, Paul konnte nicht einmal Skat spielen.«
»War Ihnen das nicht zu wenig? Sie sind eine attraktive Frau. Haben Sie nie daran gedacht zu heiraten?«
»Doch, ja, natürlich. Als ich mit … das ist so lange her.«
»Als Sie mit wem zusammen waren?«
»Drei Jahre waren wir liiert. Seine Eltern hat er mir vorgestellt, sogar zur Weihnachtsfeier in seinem Büro hatte er mich mitgenommen. Dann kam so eine Neue vorbei, und alles war aus. Nicht von heute auf morgen, aber innerhalb von vier Monaten. Es war ein Ausrutscher, so erklärte er es. Die Frau wurde schwanger, gleich mit Zwillingen. Der feine Herr Staatsanwalt hat sich dann von mir getrennt. Es gab eine Hochzeit, und somit bekamen die lieben Kinderlein noch vor ihrer Geburt ein ordentliches Elternhaus, wie er es nannte.«
»Sie reden von Staatsanwalt Hans Pfeiffer?«
»Genau von dem. Das hätten Sie nicht vermutet, nicht wahr? Nach außen wirkt er immer so seriös und korrekt. Gute Kleidung hinterlässt Eindruck, das hat meine Mutter mir schon beigebracht. Zu Anfang empfand ich es als Schande, sitzengelassen zu werden. So jedenfalls interpretierte ich meine neue Situation. Auf der Kreisverwaltung wurde getuschelt. Die, die am meisten ihre Mäuler aufrissen, hatten zu Hause doch selbst Theater. Auf solche Menschen kann ich gut verzichten. Das lernt man aber erst, wenn es einem mal schlecht geht. Als dann der Paul in mein Leben trat, hatte plötzlich alles wieder einen Sinn. Er brachte mich zum Lachen, und mit ihm erlebte ich so verrückte und schöne Tage, wie ich sie mir nie zu erträumen gewagt hätte.«
»Dann hatten Sie kein Problem damit, ihn nur dienstags sehen zu können?«
»Ganz so würde ich es jetzt nicht
Weitere Kostenlose Bücher