Moerderjagd
gegeben, falls mir noch etwas einfallen sollte. Aber ich erreiche ihn nie. Zweimal habe ich es schon versucht. Wissen Sie, ob er kinderlieb ist?«
»Was? Zeigen Sie mir bitte die Visitenkarte!«
»Sie wollen die Visitenkarte sehen? Na gut, hier.«
»Kann ich noch die Handynummer wiederhaben, bevor ich gehe? Dieser Manfred Luck sieht wirklich gut aus. Kennen Sie ihn? Wissen Sie, ob er eine Freundin hat, Frau Kommissarin?«
»Das steht jetzt nicht zur Debatte!«
»Ja, ist ja gut. Eine Antwort hätten Sie mir trotzdem geben können. Es ging lediglich um einen Termin, sonst nichts!
Kann ich ein Glas Wasser haben? Darf ich hier rauchen?«
»Wasser ja, rauchen nein!«
»Schon gut, das habe ich mir ja schon gedacht. Aber danke für das Wasser.«
»Woher kennen Sie Doktor Rupp?«
»Doktor Rupp kenne ich durch Paul Weinand. Ich lebe alleine, und man kann nicht behaupten, Rupp sei unattraktiv, im Gegenteil. Der Mann hat Ausstrahlung und …
Ja, schon gut, ich konzentriere mich ja auf das Wesentliche. Sie haben übrigens einen hübschen Pullover an, Frau Augustin. Selbst gestrickt? Dachte nicht, dass es heutzutage noch Frauen gibt, die das können. Ihre Mutter? Ja, das hat meine früher auch gemacht. Wenn Sie mir jetzt noch die Handynummer von dem Journalisten wiedergeben, dann …«
»Nein!«
»Nein? Aber warum nicht?«
»Das muss ich Ihnen nicht erklären.«
»Ja, wie Sie meinen. Komische Methoden, wenn Sie mich fragen.«
»Ich brauche die Unterlagen für die Genehmigung.«
»Mit der Genehmigung ist alles rechtens. Sie können die Unterlagen gerne haben. Außerdem reden die Kollegen schon seit Pauls Tod über mich. Da macht es nichts, wenn Sie in mein Büro kommen. Bei der Gelegenheit könnten Sie mir ja auch die Handynummer von diesem Journalisten …«
Hansen
Die Kommissarin war richtig nervös nach der Vernehmung von Frau Rott. Die Bemerkung über den Journalisten hat ihr zugesetzt. Er ist und bleibt ein Weiberheld. Der ändert sich nie!
Wir hatten uns noch einmal Paul Weinands Notizbuch vorgenommen. Die Einträge dienstags mit Susi waren geklärt. Einige Male tauchte der Name Wilma auf. Das deutete auf seine Sekretärin Wilma Sauer hin. Die anderen Namen waren Kunden der Stadtbank. Allerdings, so Arndt Meier, Chef der Bank, alles Kunden, die vermögend sind. Auch die Namen der beiden Geschäftsführer von Luvamat waren regelmäßig eingetragen. Es gab keine Erklärung, warum Paul Weinand diese Namen aufgeführt hatte.
»Wir warten das Gespräch mit den Herren Geschäftsführern ab. Um zehn sollen sie hier erscheinen«, gab ich ihr zu bedenken.
Die Kommissarin vermutete noch einen anderen Grund hinter dem Mord an Paul Weinand.
Jil Augustin war richtig erstaunt, dass Frau Weinand eine geborene Rupp ist und bis vor wenigen Jahren noch in Sankt Goarshausen gelebt hat.
»Schon wieder ein gemeinsamer Fall mit dem Kollegen Schuster?«, hatte sie mich gefragt und überrascht angesehen.
»Annemarie Weinand habe ich in ihrem Atelier angetroffen. Von Kollege Schuster weiß ich inzwischen, dass die Bilder ziemlich teuer sind und sich gut verkaufen lassen. Über Geschmack lässt sich ja bekanntlich streiten …«
Nein, Frau Weinand war nicht geschockt über die Nachricht vom Tod ihres Mannes. Einfach weitergemalt hat die Frau, ohne jegliche Regung zu zeigen. Verrückt, wenn Sie mich fragen. Habe ich auch der Kommissarin gesagt. Sie hat dann auch gleich darauf bestanden, die Frau so schnell als möglich zu sehen.
»Ich muss mir ein Brötchen aus der Kantine holen, mein Magen knurrt«, teilte ich Frau Augustin mit. Ich brauchte eine Pause.
Sie runzelte ihre Stirn.
»Dann gehe ich mal in mein Büro und warte auf den Anruf von Doktor Gemmel«, äußerte Frau Augustin und wandte sich zum Gehen.
»Die Nachricht von Paul Weinands Tod hat sich in Windeseile verbreitet. Das wird sicherlich nicht hilfreich sein für unsere Arbeit!«, rief ich ihr noch nach.
»Sie könnten recht behalten«, entgegnete Frau Augustin mir vom Flur. Dann hörte ich, wie eine Tür zufiel. Sie war schon eine attraktive Frau, nur so stur, wenn Sie mich fragen. Mit ihr konnte man nicht mal flirten, sie verstand immer alles falsch. Etwas prüde schien sie zu sein. Wahrscheinlich lief der Journalist auch deshalb immer mal wieder weg. Ich eilte anschließend in die Kantine, nahm ein Käsebrötchen in der Hand mit und saß zehn Minuten später erneut an meinem Schreibtisch. Kauend vertiefte mich in meine Unterlagen und vergaß darüber
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