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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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darin, auf die große Chance zu warten, auf den endgültigen
Durchbruch — darauf, dass eines Tages ein Großproduzent — mindestens aus
Hollywood ein Filmtycoon bei ihm anrufen werde, um ihn zum Weltstar zu machen.
    Dafür wurde es allerdings Zeit,
denn Ende Juni war sein 54. Geburtstag. Manchmal half er aus bei
Laienspiel-Aufführungen, gelegentlich spielte er winzige Rollen bei kleinen
Bühnen, die wegen Besucherschwund um ihre Existenz bangten. Im Dezember ließ er
sich als Nikolaus und Weihnachtsmann anheuern — bei Kaufhäusern und privat. Er
nahm, was sich bot, und hielt sich weiterhin für einen verkannten Star, der
seinen Weg schon noch machen würde.
    Vor Jahren hatte er Krämers
Tochter Susanne kennengelernt und sie hatte sich in ihn verliebt. Zur Heirat
war es allerdings nicht gekommen. Denn Susanne hielt den Altersunterschied dann
doch für zu groß und entschied sich für jenen Achim Wanniger, der damals noch
den Eindruck erweckt hatte, ein junger Mann mit Zukunft zu sein, obwohl er
äußerlich deutlich schlechter abschnitt als der strahlende Edu.
    Auch Robert Krämer kannte
Eduard Reikl und im Laufe der Jahre hatte sich eine Freundschaft entwickelt.
Von Edus Tüchtigkeit hielt der Fabrikant nichts, aber er mochte sein naives
Wesen und die Fähigkeit, ohne jeden Erfolg immer noch den Mut zu bewahren.
    Krämer streckte die Hand aus.
„’n Morgen, Edu!“
    „Hallo, Robert.“
    Eduard grinste und das ,Hallo’
sprach er aus, als hätte er die letzten zehn Jahre in New York gelebt.
    „Wir setzen uns auf die
Terrasse, ja? Ich habe Frühstück bringen lassen vom Party-Service.“
    „Hört sich gut an.“
    Auf der Terrasse war der Tisch
mit Köstlichkeiten gedeckt. Ringsum im Garten verdampfte der Regen. Bienen
umsummten Konfitüre und Honig.
    Der Schauspieler tat cool, als
speise er jeden Morgen mindestens so, aber hinter seinen Jacketkronen lief die
Spucke zusammen.
    Sie setzten sich. Toast,
gesalzene Butter, Edelschinken, Kaviar, Hummerfleisch, Gänseleber-Pastete und
natürlich Champagner — jedenfalls für Edu. Krämer trank Kaffe mit viel Milch.
    „Danke für die Einladung,
Robert.“ Edu köpfte ein weichgekochtes Ei und hatte dann Mühe mit dem Glibber.
„Du sagtest am Telefon, du hättest was Wichtiges für mich.“
    Krämer nickte. „Habe ich.“
    Edu hob eine Braue, was er oft
vor dem Spiegel geübt hatte, doch der Alte aß erstmal. Er bevorzugte
Marmeladenbrot seit seiner Kindheit — am liebsten mit Erdbeerkonfitüre.
    „Dieses Wochenende“, Krämer
lächelte, „werden wir zwei uns ja häufig begegnen.“
    Edu grinste. „Im Burghotel. Du
als Gast. Ich scheinbar auch. Tatsächlich aber bin ich engagiert. Ich spiele
eine interessante und ziemlich böse Rolle. Gero von Gebeinigen meint, ich sei
genau der richtige Typ dafür. Der Mann hat Kultur und versteht was. Schade,
dass er Hoteldirektor ist und nicht Intendant oder wenigstens Filmproduzent.“
Krämer nickte. Er hatte Edu bei Gero von Gebeinigen empfohlen, hatte sich zum
Fürsprecher gemacht. Aber davon wusste sein Freund nichts.
    „Bin gespannt, Edu.“
    „Wird ganz toll werden. Du, der
Schinken zergeht auf der Zunge.“
    „Soll er auch. Erinnerst du
dich an Achim Wanniger?“
    „Klar. Er hat mir doch damals
die Susanne weggeschnappt. Und jetzt während deiner Krankheit hat sich seine
zweite Frau um dich gekümmert. Wie heißt sie doch gleich?“
    „Renate.“
    Edu nickte und nahm noch vom
Schinken.
    „Nach Susannes furchtbarem
Ende“, Krämer schluckte, „hat er ziemlich rasch wieder geheiratet.“
    „Mhm. Ja.“
    „Ich glaube, er kannte die
Renate schon.“
    „Mhm.“
    „Vielleicht kannte er sie sogar
schon sehr gut.“
    „Du meinst, er hatte bereits
was mit ihr, als Susanne noch lebte?“
    Krämer hob die Schultern.
    Edu hatte den Champagner
geöffnet und goss sich das zweite Glas ein. „Und wenn, Robert... Mach dir
deshalb den Kopf nicht heiß. Vorbei ist vorbei.“
    „Hast Recht. Ich komme auch nur
deshalb darauf, weil es zu dem passen würde, was ich jetzt festgestellt habe.“
    Edu löffelte sich reichlich
Kaviar auf den gebutterten Toast und aß so rasch, als würde im nächsten Moment
ein Kellner gnadenlos abräumen.
    „Was hast du festgestellt?“
    „Etwas Ungeheuerliches.“
    „Ach?“
    „Betrug. Diebstahl. Verbrechen.
An Schäbigkeit nicht zu überbieten. Ich bin das Opfer. Und ich durchschaue
alles. Aber ich habe keinen 100-prozentigen Beweis.“

    Edu riss die Augen auf, zeigte
Betroffenheit —

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