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Mörderspiel im Burghotel

Mörderspiel im Burghotel

Titel: Mörderspiel im Burghotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ja, Entsetzen — , erwog sogar für eine Sekunde, seine
Nahrungsaufnahme zu unterbrechen, aß aber dann doch weiter, getrieben davon,
sich möglichst viel von dem Edelfutter reinzuschieben.
    „Ich verstehe nicht, Robert.“
    Krämer legte den Rest seines
Marmeladenbrotes auf den Teller. „Du weißt doch, Edu, dass ich Schmuck sammele.
Seit Jahrzehnten. Nur die großartigsten Pretiosen. Ist nun mal meine
Leidenschaft. Andere interessieren sich für Gemälde oder Skulpturen. Mir klopft
das Herz, wenn ich meine Juwelen und mein Geschmeide betrachte. Deshalb hatte
ich auch alles —was mengenmäßig gar nicht so viel ist — hier im Haus. In meinem
Safe. Gewusst hat das niemand. Niemand. Klar?“
    „Ich kann dir folgen“, nuschelte
Edu mit dem Mund voller Hummerfleisch.
    „Niemand!“, wiederholte Krämer.
„Tja, und als ich dann vor fünf Wochen so krank wurde, Pflege brauchte, aber
nicht ins Krankenhaus wollte, da habe ich Achim Wannigers Angebot, mich bei ihm
von seiner Renate bemuttern zu lassen — habe ich da gern angenommen.“
    „War doch richtig. Ich wollte
ja auf Tournee, was dann im letzten Moment abgeblasen wurde, obwohl ich
wahnsinnigen Erfolg gehabt hätte. Ich hätte also beinahe keine Zeit gehabt für
dich. Außerdem bin ich als Krankenpfleger total ungeübt. Ich kann ihn spielen.
O ja! Ich könnte ihn spielen, dass man mich vom Fleck weg ins nächste
Krankenhaus holt. Aber im wirklichen Leben würde ich dir den Tee in der
Bettpfanne servieren und beim Nachthemd-Wechseln die Schultern ausrenken,
hahahahaha!“
    Krämer verzog keine Miene. „Ich
war also bei den Wannigers. Für volle fünf Wochen. Bettlägerig,
pflegebedürftig, abhängig! Und meine Schmucksammlung war hier. Wie leicht — wie
leicht!, Edu — konnte da was passieren. Einbrecher. Mein kleiner Privatsafe ist
nicht wie die Bank von England. Und fünf Wochen lang war das Haus sich selbst
überlassen.“
    „Verstehe!“
    „Du verstehst noch nicht,
worauf ich hinaus will. Aber ich sag’s dir. Ich bat Achim Wanninger, meinen
ehemaligen Schwiegersohn, bat ihn, meine Schmucksammlung in einem Schließfach
beim Bankhaus Obersoll unterzubringen. Gesagt, getan. Dachte ich jedenfalls. Er
besorgte alles und gab mir das Formular für den Schließfach-Mietvertrag. Die
Jahresmiete beträgt 60 Mark.“
    „Verstehe.“
    „Du verstehst noch nicht, denn
jetzt kommt’s.“
    „Aha!“
    „Ich vermute, Edu, Wanniger und
seine Frau haben geglaubt, dass es mit mir nichts mehr wird. Sie rechneten mit
meinem Ableben.“
    „War’s denn so schlimm mit
dir?“
    „Das spielt jetzt keine Rolle. Entscheidend
ist Folgendes: Am Montag — kaum dass ich einen Tag wieder zu Hause bin — treffe
ich in meinem Stammlokal — im Café Budapest — den Dr. Marcus Weichharz. Ich
kenne ihn seit Jahrzehnten. Er ist Direktor im Bankhaus Obersoll und zusammen
mit Obersoll, Plitze und Seidentroll der vierte Eigentümer. Egal! Jedenfalls
reden wir. Alle meine Konten habe ich ja bei dem Geldinstitut. Eine bewährte
Zusammenarbeit. Ein Schließfach hatte ich nie. Nun aber doch. Ich sage es ihm
und auch, dass Achim Wanniger es für mich gemietet hat — auf seinen Namen
natürlich, weil er ja unterschreiben musste — und dass nun meine gesamte
Schmucksammlung dort ist.“
    „Verstehe!“, murmelte Edu. Er
hatte sich überfressen und die Köstlichkeiten lagen ihm wie Blei im Magen.
Trotzdem wurde der Frühstücksteller abermals gefüllt.
    Wahrscheinlich muss ich
nachher, dachte der Schauspieler, alles rausreihern. Aber das ist die Sache
wert.
    „Tja“, Krämer leckte an seinem
Marmeladenbrot, „und nun hättest du erleben sollen, wie der Marcus reagiert. Er
runzelt die Stirn, er senkt den Kopf, er denkt nach, er wiegt den Kopf, er
seufzt und vertieft seine Dackelfalten. Was los ist, frage ich. Und er sagt
mir, die Sache sei irgendwie komisch. Aber er wolle nichts behaupten, wolle
nichts gesagt haben. Doch weil ich sein Freund bin, sei ein Hinweis vielleicht
nicht so übel.“
    „Jetzt verstehe ich nichts.“
Edu legte die Hände auf den Magen und kaute etwas langsamer.
    „Das Bankhaus Obersoll ist
nicht so riesig — musst du wissen. Die Angestellten haben die Kunden und sich
gegenseitig im Blick.“
    „Aha!“
    „Ein ungewöhnliches Verhalten
fällt auf.“
    „Aha!“
    „Achim Wanniger ist
aufgefallen. Sein Verhalten war ungewöhnlich.“
    „Wieso, Robert?“
    „Er hat das Schließfach zwar
gemietet und hat auch einen der beiden Schlüssel erhalten, die man

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