Mörderspiel
vierundzwanzig gewesen und frisch vom Land gekommen. Letzten Monat war sie achtundzwanzig geworden. Ausreichend Zeit, zu lernen, härter zu werden, sich zu verändern. Wenn nur…
Nun ja, es war eine andere Zeit gewesen damals, ein anderer Ort, ein anderes Leben. Er hatte sich klug verhalten und ihr keine Märchen erzählt.
Sie hatte auch keine hören wollen.
Dennoch…
Er ärgerte sich über seine Verunsicherung, die er zugleich ungerechtfertigt fand. Brett McGraff war auch hier. Sie und McGraff waren tatsächlich verheiratet gewesen. Er hingegen hatte keine Rechte ihr gegenüber. Und doch…
Zum Teufel, es war sein Haus, seine Party. Und er beabsichtigte, sich all seinen Gästen zu widmen. McGraffs Anwesenheit würde die Wiederbegegnung mit Sabrina nur umso spannender machen.
Andererseits – hatte sie mit alledem überhaupt etwas zu tun? Vielleicht hätte er ihren Namen lieber von der Gästeliste streichen sollen. Aber er hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass sie kommen würde. Und alle anderen steckten schließlich mit drin. Trotzdem wünschte er plötzlich, er hätte nicht riskiert, sie wie die übrigen zu ahnungslosen Teilnehmern an einem heiklen Spiel zu machen.
Doch er hatte das Räderwerk in Gang gesetzt, und ihm blieb keine Wahl mehr. Entweder er machte weiter, oder er verlor den Verstand. Und es gab noch andere, denen er Wahrheit und Gerechtigkeit schuldete, nicht nur sich selbst. Es ging nicht in erster Linie um ihn. Er hatte versprochen, es zu wiederholen, auf genau dieselbe Weise.
Vielleicht sollte er sich einfach fern halten von Miss Sabrina Holloway. Von allen Anwesenden war sie allein eindeutig unschuldig.
Er bezweifelte, dass es ihm möglich sein würde, ihr aus dem Weg zu gehen. Dann machte er sich klar, dass sie auf eigenen Wunsch hier war. Alle waren sie bereitwillig gekommen, begierig auf sein Mörderspiel. Einige aus Freude am Spaß, andere um der Publicity willen. Cassie, die eingefleischte Journalistin, hatte ihm mal gesagt: „Lass dir nie die Chance auf ein Foto entgehen, Darling!“ Ihm war aufgefallen, dass weitaus die meisten Schriftsteller, Schauspieler, Musiker oder Künstler genau nach diesem Motto handelten. Und, um im Bild zu bleiben, diese Woche war eine Riesenchance für Fotos. Sogar die zurückhaltenden Typen, die sich nicht immer in den Vordergrund drängten, mochten darauf nicht verzichten.
Konkurrenzkampf bestimmte das Leben. Und der Bekanntheitsgrad des Namens konnte den Unterschied ausmachen zwischen Verhungern und gesundem Einkommen.
Sabrina Holloway hat allerdings ungewollt bereits genügend Publicity eingeheimst, überlegte er. Die Ehe mit und die Scheidung von Brett McGraff hatte sie geradewegs ins öffentliche Bewusstsein katapultiert. Trotzdem war sie ihren Weg unbeirrt weitergegangen. Obwohl die Steigerung ihres Bekanntheitsgrades ihrer Karriere zweifellos einen Aufschwung brachte, erhielt sie auch von angesehenen Kritikern beachtliches Lob für ihre Bücher.
Er war einige Zeit nicht in den Staaten gewesen, deshalb wusste er nicht, wer sonst noch die Runde durch die Talkshows machte. Doch offenbar traf sie mit ihren viktorianischen Thrillern bei vielen Lesern den richtigen Nerv. Außerdem war sie jung und schön. Und die Medien stürzten sich mit Vergnügen auf Persönlichkeiten mit Sex-Appeal und Bildschirmpräsenz.
Er wollte schon auf sie zugehen, als er merkte, dass eine andere Frau auf ihn zukam. Susan Sharp. Er stöhnte innerlich auf und erwog einen schnellen Rückzug über die Geheimtreppe hinter ihm. Seine Vorfahren waren Jakobiter gewesen und hatten das Schloss mit einer Vielzahl von Geheimtüren, -gängen und Fluchtwegen ausgestattet.
Doch er floh nicht. Er wollte seine Geheimnisse noch bewahren und blieb still stehen, während Susan sich heranpirschte, offenbar frohlockend über ihr Glück, ihn allein zu erwischen.
„Da schau an“, sagte sie glücklich. „Darling! Hier steckst du also. Im Dunkeln. Wie erfreulich. Wie verrucht erfreulich. Gib mir einen Kuss, Darling. Wir haben dich alle so vermisst.“
Sabrina Holloway betrachtete die beunruhigende Szene und staunte über ihren Realismus. Die Frau auf der Folterbank sah aus, als wolle sie jeden Moment den Mund öffnen und losschreien. Ihr Blick wirkte abwesend, als versuche sie, das Entsetzliche zu verdrängen, das ihr drohte. Sabrina hörte geradezu, wie der Mann von seinem Opfer verlangte, sie solle ihre Sünden bekennen und sich die Qual der Streckfolter ersparen.
Ein sonderbares
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