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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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leicht, überlegte sie, während sie sich im Bett herumwälzte. Sein übersteigertes Ego würde ihn provozieren, so lange, bis er einen entscheidenden Fehler machte. Sehr wahrscheinlich war ihm dieser Fauxpas bereits unterlaufen - sie hatte ihn bloß noch nicht entdeckt.
    Sie schloss die Augen, versuchte sich in Palmer hineinzuversetzen. So hatte sie es seinerzeit auch gemacht, bevor sie ihn das erste Mal gestellt hatten.
    Er liebte seine »Arbeit«, hatte schon als Kind mit Tieren herumexperimentiert. Dabei war es dem hübschen Jungen mit dem unschuldigen Gesicht hinlänglich geglückt, seine Quälereien zu vertuschen, die Kadaver der armen Kreaturen heimlich zu entsorgen. Eltern, Lehrer, Nachbarn kannten ihn als freundlichen, hilfsbereiten Jungen und fleißigen Schüler, der nie Ärger machte.
    Gleichwohl hatten sich schon in Davids Kindheit die klassischen Charakteristika abgezeichnet. Er war ein Einzelgänger, zwanghaft ordnungsliebend, überorganisiert. Er hatte nie eine erfüllende sexuelle Beziehung mit einer Frau, sondern eine ausgeprägte Scheu vor dem anderen Geschlecht. Die Ermittlungsbeamten hatten hunderte von Disketten sichergestellt - die ersten sage und schreibe aus seinem zehnten Lebensjahr -, die seine Theorien, seine Ziele und seine Forschungsergebnisse dokumentierten.
    Mit der Zeit, mit viel Übung und Erfahrung, war er sehr, sehr professionell geworden.
    Wo würdest du unterschlüpfen, Dave? Mit Sicherheit muss deine Bleibe einen gewissen Komfort aufweisen. Du schätzt persönlichen Luxus, ein gepflegtes Ambiente. Wie musst du das Gefängnis gehasst haben. Und jetzt müssen die Leute dran glauben, die dich dorthin verdonnert haben.
    Es war ein Fehler, uns dieses Mal im Vorhinein die Namen der potenziellen Opfer wissen zu lassen. Aber so ist das mit deinem Ego. Letztlich geht es nämlich nur um uns beide. Du gegen mich.
    Und das ist ein weiterer Fehlschluss, zumal dich keiner besser kennt als ich.
    Ein Haus, überlegte sie. Aber nicht irgendein Haus. Es müsste in einer noblen Gegend, in der Nähe guter Restaurants sein. Drei Jahre Gefängniskost haben deinen Gaumen beleidigt. Du schätzt ein behagliches, stilvolles Interieur. Gestärktes Leinen. Geschmackvolles Geschirr. Und spitzenmäßige Unterhaltungselektronik - damit du auf einem gigantischen Flachbildschirm verfolgen kannst, was die Leute so über dich verbreiten.
    All das kostet Geld.
    Als sie sich im Bett aufsetzte, reckte sich Roarke neben ihr. »Na, was überlegst du?«
    »Er hat irgendwo ein Konto eingerichtet. Ich habe mich schon früher gefragt, wo er sein Geld gebunkert hat. Aber damals schien mir die Frage nicht relevant, zumal er ja nie wieder in Freiheit kommen sollte, wo er es hätte ausgeben können. Auweia, da habe ich mich mächtig getäuscht. Geld bedeutet Macht, und er fand einen Weg, wie er auch im Knast über seine Kohle verfügen konnte.«
    Sie warf die Decken beiseite und sprang aus dem Bett. In dem Moment klingelte ihr Handy. Sie starrte einen Augenblick darauf und wusste Bescheid.

5
    D ie beiden jungen Leute hatten an den Weihnachtsfeiertagen einen kleinen Nervenkitzel gesucht und sich nachts heimlich mit ihren neuen Schlittschuhen im Central Park verabredet.
    Als sie ihre Pirouetten auf dem Eis drehten, hatten sie Stephanie Ring von weitem für einen Penner gehalten, vielleicht auch für einen der registrierten Bettler oder einen Alkoholiker, der seinen Rausch ausschlief.
    Aber Penner lagen für gewöhnlich nicht splitternackt hingestreckt auf dem Karussell im Central Park.
    Eve hatte die beiden kurzerhand in einen Streifenwagen gestopft. Einer der beiden Teenager war krankhaft blass gewesen, sein frostig dampfender Atemhauch roch nach Erbrochenem. Die Uniformierten wies sie an, den Bereich taghell auszuleuchten.
    Stephanie war weder geschlagen worden, noch hatte er ihr das Haar gekürzt. Palmer liebte die Abwechslung. Über ihre Arme und Beine zogen sich Dutzende von langen, schmalen Schnittwunden, die Wundränder waren faltig und verfärbt. Eve tippte auf irgendeine giftige Substanz, die auf Verletzungen geträufelt vermutlich bestialische Schmerzen verursachte. Das Blut war geronnen und eingetrocknet. Ihre Füße knickten in einem unnatürlich überstreckten Winkel ab, gleichsam eine parodierte Ballettpose. Gewaltsam gebrochen.
    In ihren Rippenbogen hatte er mit Druckbuchstaben eingeritzt: Tod allen Anwälten Bei Stephanie Ring hatte er das augenscheinlich geschafft, seufzte Eve, mit der langsamen, qualvollen

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