Mörderspiele
bewundert, meinte der Angestellte im Nachhinein.
Eve visualisierte vor ihrem geistigen Auge, wie umtriebig David Palmer in jenen beiden Tagen agiert hatte, bis sein privates Horrorkabinett nichts mehr zu wünschen übrig ließ.
Gegen acht Uhr abends hatten sie alle Häuser auf Eves erster Liste abgeklappert. Keins davon kam in Frage.
»Das war’s dann wohl.« Eve stieg in ihren Wagen und presste die Fingerspitzen auf die Schläfen. »Die scheiden alle aus. Ich lasse Sie an einer Haltestelle raus, Peabody.«
»Fahren Sie nach Hause?«
Eve ließ die Hände sinken. »Wieso?«
»Weil ich nicht billige, dass Sie ohne mich mit der Untersuchung der Mietshäuser anfangen, die ich Ihnen ausgedruckt habe.«
»Wie bitte?«
Peabody reckte energisch ihr Kinn. Eve lief es jedes Mal eiskalt den Rücken hinunter, wenn ihre Partnerin den arroganten Beamtenton anschlug. »Ich mache nicht Feierabend und lasse Sie allein weiterermitteln, Sir, zumal Palmer hier irgendwo herumlungert. Der Typ wartet doch bloß darauf, dass Sie ihm in die Arme laufen. Bei allem Respekt, Lieutenant.«
»Sie trauen mir nicht zu, dass ich mit diesem kleinen, geistesgestörten Wichser allein fertig werde?«
»Ich traue Ihnen alles zu.« Peabody atmete tief durch. »Trotzdem, mich werden Sie nicht los, Dallas.«
Eve kniff die Augen zusammen. »Das haben Sie mit Roarke abgesprochen, stimmt’s?« Als sie ein kaum merkliches Flackern in Peabodys Blick wahrnahm, stieß Eve leise Verwünschungen aus.
»Er hat verdammt Recht in dieser Situation, merken Sie sich das.« Peabody wartete nur darauf, dass Eve explodieren würde, und stellte die Ohren auf Durchzug. Doch dann traf sie der Schock.
»Mag sein«, sagte Eve nur, während sie sich in den fließenden Verkehr einfädelte.
Ihre Partnerin atmete insgeheim auf. Sie musterte den Lieutenant mit einem skeptischen Blick. »Sie haben den ganzen Tag noch nichts gegessen. Sich nicht einen einzigen Kartoffelchip von mir stibitzt. Sie könnten eine Kleinigkeit vertragen.«
»Okay, okay. Grundgütiger, Roarke hat doch Ihre Nummer, oder?«
»Schön wär’s.«
»Zippen Sie sie ihm, Peabody. Wir heizen jetzt unserem Stoffwechsel ein, und dann knöpfen wir uns die Mietobjekte vor.«
»Zippen? Mit dem größten Vergnügen, Chef.«
8
G egen Mitternacht fing es an zu schneien, dicke, watteweiche Flocken. Eve beobachtete das eisglitzernde Treiben durch die Windschutzscheibe und sagte sich, dass es Zeit sei zum Aufhören. Es war vorbei. Für sie gab es nichts mehr zu tun.
»Er hat mal wieder alle Trümpfe in der Hand«, seufzte sie.
»Sie sind dicht an ihm dran, Dallas.« Peabody schob sich fröstelnd auf den Beifahrersitz. Ihr war kalt, obschon die Heizung im Wagen auf Hochtouren lief.
»Ein schwacher Trost.« Sie hatten gerade die letzte Mietimmobilie überprüft. »Jetzt ist es sowieso egal. Ich weiß, wer er ist und wen er kaltblütig umbringen wird. Ich weiß, wie er es macht und warum. Und ich sage Ihnen noch was: Er ist fertig mit Carl. Mist, dumm gelaufen.«
Es passierte selten, dass Eve dermaßen frustriert war. Wütend ja, überlegte Peabody mitfühlend. Und persönlich betroffen. Gleichwohl konnte sie sich nicht entsinnen, dass ihre Vorgesetzte schon einmal so resigniert geklungen hätte. »Sie haben nichts unversucht gelassen. Und alle erforderlichen Schritte eingeleitet.«
»Dafür kann Carl sich auch nichts mehr kaufen. Wenn ich sämtliche Eventualitäten abgedeckt hätte, hätte ich diesen Scheißkerl jetzt. Er ist mir immer eine Nasenlänge voraus. Keine Ahnung, wie ich ihn zu fassen bekommen soll.«
»Sie haben den Fall erst seit drei Tagen.«
»Irrtum. Ich hab ihn seit drei Jahren.« Als sie vor einer roten Ampel anhielt, piepte ihr Link. »Dallas.«
»Lieutenant, hier ist Detective Dalrymple. Ich observiere das Apartment, das Justine Polinsky bewohnt. Uns ist ein verdächtiger Mann aufgefallen: gemischtrassig, Mitte zwanzig, mittelgroß und schlank. Subjekt ist zu Fuß und hat einen sackähnlichen Gegenstand dabei. Um ins Haus zu gelangen, benutzte er anscheinend einen Keycode. Er ist jetzt drinnen.«
»Ich bin nur drei Blocks entfernt und gleich bei Ihnen.« Sie brauste über die Kreuzung.
»Sichern Sie sämtliche Ausgänge, fordern Sie Verstärkung an. Ist irgendwie nicht sein Stil«, raunte sie Peabody zu, während sie über die Madison bretterten. »Dass er uns geradewegs vor die Flinte läuft? Nee, das ist verdammt nicht sein Stil.«
Einen halben Straßenzug vor der angegebenen
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