Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
wenn Sie noch ein paar Minuten bei mir bleiben könnten.«
    »Ja, selbstverständlich. Ja, ja. Aber Schätzchen.« Er versuchte, sich aus der Umklammerung seiner Frau zu lösen. »Komm, Schatz, geh mit der Polizistin. Geh ins Haus.«
    »Peabody«, zischelte Eve ihrer Partnerin zu, »bringen Sie Schätzchen von hier weg und versuchen Sie, das Wesentliche aus ihr herauszubekommen.«
    »Ja, Sir. Ma’am, kommen Sie.« Peabody zog die Frau höflich, aber bestimmt mit sich.
    »Es war ein Schock für uns«, fuhr er fort. »Wissen Sie, meine Frau ist ungeheuer sensibel. Es war so ein Schock.«
    »Ja, Sir. Das glaube ich Ihnen gern. Bitte, darf ich mir jetzt Ihre Namen notieren?«
    »Was? Oh. Fitzgerald. George und Maria.«
    Eve gab Namen und Adresse ein. In ein paar Minuten wäre sie von Menschen umringt. Selbst bei abgebrühten New Yorkern taugte ein nackter Toter auf der Madison Avenue immer noch für eine Sensation.
    »Können Sie - bitte sehen Sie mich an, Sir«, setzte sie hinzu, als er wie gebannt auf die Leiche starrte. Sein Gesicht hatte eine leicht grünliche Färbung angenommen. »Sehen Sie mich an«, wiederholte sie, »und versuchen Sie mir exakt zu schildern, was passiert ist.«
    »Es ging alles sehr schnell, so wahnsinnig schnell.« Allmählich drang in sein Bewusstsein vor, was passiert war. Er presste eine zitternde Hand auf die Stirn. »Wir kamen von den Andersons. Von ihrer Weihnachtsparty. Sie wohnen nur einen Häuserblock von uns entfernt, deshalb sind wir zu Fuß gegangen. Wir hatten gerade die Straße überquert, als wir das Geräusch quietschender Reifen vernahmen. Ich habe kaum darauf geachtet - Sie wissen ja, wie das so ist.«
    »Ja, Sir. Was haben Sie gesehen?«
    »Ich habe einen Blick über die Schulter geworfen, vermutlich aus einem Reflex heraus. Ich sah einen dunklen Wagen - schwarz, glaube ich. Nein, nein, es war kein Pkw, sondern eins von diesen Großraumfahrzeugen. Sportausführung. Er hielt genau hier. Sie sehen ja noch die Reifenspuren im Schnee. Und dann ging die Autotür auf. Er schob… er warf den armen Mann raus und uns direkt vor die Füße.«
    »Haben Sie den Fahrer gesehen?«
    »Ja, ja, sogar ziemlich deutlich. Diese Ecke hier ist sehr gut beleuchtet. Ein junger, gut aussehender Typ. Helle Haare. Er grinste… er grinste mich an, als er die Tür öffnete. Wahrscheinlich habe ich sogar zurückgegrinst. Er hatte ein freundlich offenes Gesicht, das einem auf Anhieb sympathisch ist. Ich bin mir recht sicher, dass ich ihn identifizieren kann. Ja, ganz bestimmt sogar.«
    »Ja«, seufzte Eve. Sie beobachtete, wie der eisige Wind ihre milchig weißen Atemwölkchen verwischte. Inzwischen rückten die ersten Polizeibeamten an. Du wolltest gesehen werden, nicht wahr, Dave, überlegte sie. Und du wolltest, dass ich in unmittelbarer Nähe bin, damit ich Carls Leiche quasi direkt in Empfang nehme.
    »Sie können jetzt zu Ihrer Frau ins Haus gehen, Mr Fitzgerald. Ich komme später noch auf Sie zurück.«
    »Ja, natürlich. Danke. Es… es ist doch Weihnachten«, meinte er mit ehrlicher Bestürzung im Blick. »Sicher, man lebt in dieser Stadt, und man weiß, was für schreckliche Dinge passieren. Aber es ist immerhin Weihnachten.«
    »Frohes Fest«, murmelte Eve sarkastisch, als er davonschlenderte. Sie drehte sich um und befahl den uniformierten Beamten, den Bereich abzusperren und für die Verbrechensaufklärung vorzubereiten. Dann hockte sie sich neben Carl Neissan und machte sich an die Arbeit.

9
    I n den nächsten dreißig Stunden verfolgte Eve jede noch so winzige Spur, immer auf der Suche nach dem entscheidenden Anhaltspunkt, den sie ihrer Einschätzung nach übersehen haben musste. Da Peabody auf ihrem außerplanetarischen Einsatz war, machte sie alles im Alleingang, recherchierte, verglich Daten, las Berichte.
    Sie schaute in dem bewachten Haus vorbei, wo Justine und ihre Eltern versteckt gehalten wurden, sowie bei Dr. Mira. Sie überprüfte deren Sensorenbänder, um sich persönlich zu vergewissern, dass sie einwandfrei funktionierten.
    An Mira und Polinsky würde er nicht herankommen, räsonierte Eve auf dem Weg in ihr Arbeitszimmer. Deshalb wäre sie selbst das nächste potenzielle Opfer.
    Grundgütiger, sie wartete nur darauf, dass er endlich bei ihr zuschlug.
    Es war ein Fehler, sie wusste genau, dass es ein Fehler war, daraus eine persönliche Abrechnung zu machen. Indes sah sie sein Gesicht genau vor sich, hatte die sanfte, distinguierte Stimme deutlich im Ohr.
    Aber Sie sehen doch

Weitere Kostenlose Bücher