Mörderspiele
ein, Lieutenant Dallas, dass der Job, den Sie machen, reine Zeitverschwendung ist. Sie ändern nichts. Egal, wie viele Kriminelle Sie heute einbuchten, morgen sind Sie wieder mit neuen Delikten und mindestens ebenso vielen potenziellen Straftätern konfrontiert. Meine Arbeit dagegen verändert alles. Ist bahnbrechend. Liefert Antworten auf Fragen, die sich jeder Mensch stellt. Wie viel ist zu viel, was vermag unsere Spezies zu verkraften? Wo liegt die Schmerzgrenze, wie groß ist die Toleranzbreite, bevor das Gehirn dicht macht? Und welche Gedanken, welche Impulse durchströmen es, während der Körper stirbt?
Der Tod, Lieutenant, ist der Fokus Ihrer und meiner Arbeit. Und während wir beide die damit verbundene Brutalität auskosten, habe ich am Ende meine Antworten. Sie hingegen stehen vor weiteren Fragen.
Momentan beschäftigte sie nur eine einzige Frage, sinnierte Eve. Wo steckst du, Dave? Sie wandte sich wieder zu ihrem Computer. »Computer, öffne Akte Palmer, H3492-G. Stell Verknüpfungen zu sämtlichen Files und Dateien her, die David Palmer betreffen. Starte Datenabgleich. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Palmer, David derzeit in New York City lebt?«
COMPUTER ARBEITET…
NACH DERZEITIGEM DATENSTAND LIEGT DIE WAHRSCHEINLICHKEIT BEI 97,6 PROZENT, DASS SUBJEKT PALMER AUGENBLICKLICH IN NEW YORK CITY WOHNT.
»Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass Subjekt Palmer in einem Privathaus lebt?«
COMPUTER ARBEITET…
WAHRSCHEINLICHKEIT BETRÄGT 95,8 PROZENT, DASS SUBJEKT PALMER DERZEIT IN EINEM PRIVATHAUS LEBT.
»Nach gegenwärtigem Status bleiben Subjekt Palmer akut drei mutmaßliche Zielpersonen: Wen davon wird er als Nächstes entführen?«
COMPUTER ARBEITET…
HÖCHSTE WAHRSCHEINLICHKEIT IST ZIEL DALLAS, LIEUTENANT EVE DALLAS. ÜBERGRIFFE AUF POTENZIELLE OPFER POLINSKY UND MIRA SIND LAUT AKTUELLEM STATUS UNREALISTISCH.
»Exakt darauf hast du doch hingearbeitet, nicht?«
Ihr Kopf schnellte herum. Roarke stand in der Verbindungstür zwischen ihren Büros und beobachtete sie. »Sagen wir mal so, ich hatte es einkalkuliert.«
»Wieso trägst du kein Armband mit eingebautem Mikrosender?«
»Es gibt keins, das zu meinem Outfit passt.« Sie stand auf und drehte sich zu ihm.
»Keine Sorge. Ich weiß, was ich tue.«
»Im Ernst?« Er trat zu ihr. »Oder lässt du es dieses Mal darauf ankommen? Du bist besessen von ihm, Eve. Und wirst folglich unvorsichtig. Man gewinnt den Eindruck, dass es zunehmend persönlich zwischen euch wird.«
»Es ist nie anders gewesen.«
»Wie du meinst.« Er streichelte mit seinem Daumen über ihren linken Wangenknochen. Unter ihren Augen lagen dunkle Schatten, ihr Gesicht war blass. Trotz der nervlichen Anspannung schien sie zu allem entschlossen. So kannte er sie. »Auf alle Fälle hast du seine Forschungsreihe empfindlich gestört. Momentan hat er nämlich niemanden.«
»Dave fackelt nicht lange. Das weiß ich auch ohne Computeranalyse. In knapp vierzig Stunden ist das Jahr vorbei. Ich möchte nicht in dem grässlichen Bewusstsein Silvester feiern, dass er noch frei herumläuft. Und er möchte das neue Jahr bestimmt nicht ohne mich beginnen.«
»Ich auch nicht.«
»Brauchst du auch nicht.« Impulsiv umarmte sie ihn und brachte ihre Lippen auf seine. Sie spürte, dass er sich nach ihrem Kuss sehnte. »Immerhin haben wir ein Date.«
»Ich nagele dich darauf fest.«
Als sie einen Schritt zurücktrat, schlang er die Arme um sie, zog sie an seinen Körper.
»Ich bin noch nicht ganz fertig«, murmelte er und jagte ihren Adrenalinspiegel mit einem heißen, leidenschaftlichen Kuss sprunghaft nach oben.
Einen kurzen Moment lang hörte die Welt um sie herum zu existieren auf. Sie schmeckte ihn, spürte, wie er sich an sie presste, fühlte das Begehren, das in ihr aufwallte. Sich diesem Gefühl hinzugeben, sich ihm hinzugeben, war für Eve so selbstverständlich wie die Luft zum Atmen.
»Roarke, weißt du noch, wie wild wir es an Heiligabend getrieben haben?«
»Mmmh.« Sein Mund glitt zu ihrem Ohr, worauf sie wohlig erbebte. »Ich glaube, mich dunkel erinnern zu können.«
»Okay, dann mach dich Silvester auf eine Wiederholung gefasst.« Zärtlich bog sie seinen Kopf zurück und lächelte ihn triumphierend an. »Ich habe nämlich beschlossen, es zu einer Festtagstradition zu machen.«
»Für Traditionen hatte ich schon von jeher eine Menge übrig.«
»Ich auch. Trotzdem kann ich meinen Job an den Nagel hängen, wenn ich nicht augenblicklich…«
Sie riss sich von
Weitere Kostenlose Bücher