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Mörderspiele

Mörderspiele

Titel: Mörderspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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näheren Umgebung auf.« Sie gähnte herzhaft. »Er muss die Sache zu Ende bringen, weil er um die Anerkennung seines Vaters kämpft. Vermächtnisse. Blutige Vermächtnisse. Ich hab zeitlebens versucht, vor meinem Erbe davonzulaufen.«
    »Ich weiß.« Roarke hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, aber da war sie schon eingeschlafen. »Ging mir genauso.«
    Meistens schlief er tief und traumlos, doch in dieser Nacht träumte er von dem Armenviertel in Dublin, wo er aufgewachsen war. Gewahrte sich als zwölfjährigen Jungen, unterernährt, Augen scharf wie ein Luchs, mit schmutzverkrusteten Fingern und flinken Beinen. Und knurrendem Magen.
    Den Gestank von Unrat und abgestandenem Whiskey, die klamme Nässe in seinen viel zu dünnen Kleidern, die so selbstverständlich für ihn geworden war, dass er sie kaum noch spürte.
    Er stand in einer jener schmuddeligen Gassen und starrte auf seinen Vater hinunter, der mitten im fauligen Müll lag und nach abgestandenem Fusel stank. Er roch förmlich den Tod - das geronnene Blut und die Reste des Mageninhalts, den sein Vater in den letzten Sekunden seines Lebens erbrochen hatte. Das Messer steckte noch in seiner Kehle, und seine Augen - glasig blau und leer - waren geöffnet und starrten zurück. Auf den Jungen, den er gezeugt hatte.
    Roarke wusste noch ziemlich genau, was ihm damals spontan durch den Kopf gegangen war.
    Pech gehabt, du mieses Stück Dreck, jetzt hat es dich erwischt. Und ich dachte, du würdest dieses Vergnügen irgendwann einmal mir gönnen.
    Ohne lange zu überlegen, kauerte er sich neben den Toten, durchsuchte dessen Taschen auf Münzen und irgendwelche Dinge, die sich eventuell noch zu Geld machen ließen. Wie üblich hatte er nichts gefunden. Einen Herzschlag lang erwog er, das Messer an sich zu nehmen. Aber das wäre zu riskant gewesen. Zudem steckte es gut, fand er.
    Als er aufgestanden war, hatte er empfindlich die frischen Prellungen gespürt, die von der letzten Tracht Prügel schmerzten, die sein Vater ihm zu Lebzeiten verabreicht hatte.
    Er hatte gekotzt wie ein Reiher. Und schleunigst das Weite gesucht.
    Wie üblich war er vor ihr auf. Als sie gegen sieben Uhr morgens die erste Tasse Kaffee hinunterstürzte, musterte Eve ihn kritisch. »Du siehst müde aus.«
    Er verfolgte die Aktienkurse auf einem Bildschirm und auf einem anderen die Computeranalyse potenzieller Verstecke von Hayes. »Findest du? Hab heute Nacht wohl nicht besonders gut geschlafen.«
    Als sie sich vor ihn kauerte und die Hände auf seine Schenkel legte, schaute er sie an. Und seufzte. Seine Polizistin hatte mal wieder sämtliche Antennen ausgefahren, sinnierte er, und war schwer in Sorge um ihn.
    Das beruhte auf Gegenseitigkeit.
    »Würde mich interessieren«, fing er an, »wer ihn damals erstochen hat. Wahrscheinlich war es einer von denen, die dem Kartell angehörten. Eigentlich hätte er seinen Auftragslohn bei sich haben müssen, in seinen Taschen war jedoch kein müder Cent. Auch nirgendwo in der Drecksbude, in der wir hausten. Vermutlich hatten sie ihm alles wieder abgenommen, was er nicht bereits verhurt, versoffen oder anderweitig unter die Leute gebracht hatte.«
    »Interessiert es dich brennend?«
    »Nöö, nicht besonders, aber trotzdem…« Er versagte sich weitere Ausführungen, war heilfroh, dass sie ihm einfach nur zuhörte. »Grundgütiger, die optische Ähnlichkeit mit diesem Mann. Ich verdränge es die meiste Zeit und bilde mir stattdessen ein, ich hätte mich selbst erschaffen. Dabei bin ich ihm wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    Sie glitt auf seinen Schoß, wuschelte mit den Händen durch sein Haar. »Find ich nicht.« Sie küsste ihn.
    »Letztlich haben wir uns gegenseitig aus dem Dreck gezogen, nicht wahr, Liebling? Und aus zwei kaputten Typen eine funktionsfähige Einheit gemacht.«
    »Schätze mal ja. Und sie funktioniert gut.«
    Er rieb seine Wange an ihrer, fühlte, wie die Müdigkeit von ihm abplatzte. »Sensationell gut.«
    Nach einer kurzen Weile entzog sie sich ihm. »Das war jetzt genug gefühlsduseliger Quatsch. Ich hab noch eine Menge zu tun.«
    »Was hältst du davon, wenn wir nachher - ich meine, wenn du fertig bist - so richtig einen auf Gefühl machen?«
    »Ich komme darauf zurück.« Sie stand auf, um Darcia zu kontaktieren und die aktuellen Ermittlungsergebnisse zu erfahren.
    »Er ist spurlos verschwunden«, meinte Eve nachher zu Roarke. Gedankenvoll schritt sie im Zimmer auf und ab. »Feeney hat sich um die Transportgeschichte gekümmert. Es

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