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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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schloss auf halber Höhe eine Tür auf und betrat mit ihr einen niedrigen runden Raum. In der Mitte des Holzbodens war ein Loch eingelassen, in dem eine leicht schräg anlehnende Leiter stand.
    „Herr Sklaaten wartet dort unten auf Sie, gnädige Frau.“
    Er musterte sie und man erkannte die ungeschminkte Verachtung in seinem Gesicht. Vermutlich lag es an Ingas Morgenmantel.
    „Ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie ein Archiv betreten und mit teilweise sehr alten Dokumenten in Berührung kommen. Behandeln Sie die Dinge mit höchster Sorgfalt und halten Sie sich an die Arbeitsvorschriften. Dort unten finden Sie eine Liste, die die wichtigsten Punkte aufführt. Vor allem seien Sie davor gewarnt, Material aus dem Archiv zu entwenden. Dies gilt als schwerer Diebstahl und würde strafrechtliche Folgen nach sich ziehen. Wenn sie fertig sind, klopfen Sie bitte oder betätigen Sie den Klingelknopf.“
    Er nickte ihr zu, verließ den Raum und verschloss die Tür. Inga gähnte ausgiebig. Mit vorsichtigen Tritten stieg sie die Leiter hinab und gelangte in einen wesentlich breiteren ebenfalls runden Raum, mit urigen Regalen, vor denen moderne gläserne Schiebetüren angebracht waren. Ihre Füße berührten festen Steinboden. Sie ließ die Holme los und schaute sich um. In der Mitte des kleinen Archivs stand ein Arbeitstisch mit gebogenen Leselampen, nahebei standen vier unbequem aussehende Holzstühle. Auf einem davon saß Ari Sklaaten und studierte ein vergilbtes Blatt, das zu einem Stoß alter Dokumente zu gehören schien, die in einer braunen Ledermappe zusammengefasst waren. Als er Inga bemerkte, zeigte er ein jugendliches Lächeln, erhob sich und kam auf sie zu. Seine blonden Haare standen wild durcheinander.
    „Inga … Frau Heemstedde , ich bin froh, dass Sie hier sind.“
    „Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, gab sie tonlos zurück. „Also, worum geht es, Herr Sternekoch? Es muss ja tatsächlich etwas Bahnbrechendes sein, wenn es dazu berechtigt andere Leute um halb vier vom Schlafen abzuhalten. Der Archivar ist jedenfalls alles andere als angetan.“
    „Ach der. Es täte ihm gut, wenn er die Klappe halten würde. Er kassiert fünfhundert Gulden extra für diese Sonderschicht, dieser alte Miesepeter. Also dann. Setzen wir uns?“
    „Nur zu.“
    „Was ich ihnen zeigen wollte“, sagte Ari, als sie beide an dem Tisch mit den alten Dokumenten Platz genommen hatten, „bezieht sich auf eine, nennen wir es beunruhigende Entdeckung, die wir bei den Bauarbeiten vor drei Tagen gemacht haben. Es geht dabei um eine ziemlich alte Truhe.“
    Noch ehe er den Satz vollendet hatte, kribbelte es in Ingas Fingern. Die Fratze der Toten aus dem Albtraum drängte ins Blickfeld ihres inneren Auges. Ihre Nackenhärchen stellten sich auf, als sträubten sie sich gegen die erhaltene Information.
    Die Truhe. Also ist es noch immer da , dachte sie und erschauerte innerlich. Das nackte Grauen tastete sich nach und nach in ihr Bewusstsein. Ari schien ihr Unbehagen bemerkt zu haben.
    „Na nu, ist alles in Ordnung? Sie sehen aus, als hätten Sie einen Geist gesehen.“
    „Bitte, darüber macht man keine Scherze.“ Inga glaubte, den Satz eher lässig und salopp gesagt zu haben. Sie wollte sich keine Blöße vor diesem Verrückten geben, aber es schien doch bedeutend ernster über ihre Lippen gekommen zu sein und brachte Sklaaten einigermaßen aus dem Konzept.
    „Äh, ja doch. Ja, natürlich nicht. Äh. Sie haben Recht“, stammelte er, ehe er sich fing.
    „Also, jedenfalls haben meine Bauarbeiter etwa zwei Meter tief im Sand diese alte Kiste gefunden. Unser Bagger hat versucht sie mit der Schaufel zu erwischen, aber er kam nicht tief genug. Sie steckte noch ein gutes Stück im Schlick. Wir haben das natürlich nicht auf uns sitzen lassen. Wann findet man schon mal so was. Vielleicht handelt es sich dabei sogar um eine Schatzkiste. Darum haben wir so lange gewartet, bis wir bei Ebbe beinahe auf Grund liefen, und versuchten es erneut. Keine Chance. Wir beförderten nur Dreck an die Oberfläche und das haufenweise. Die Truhe blieb, wo sie war. Sie wies nicht einmal Spuren oder Kratzer auf, obwohl die Schaufel sie erwischt haben musste. Ich habe die Arbeiten dann für den Augenblick eingestellt und gegrübelt. Vorgestern Morgen bin ich erneut rausgefahren mit einem kleinen Motorboot. Ich habe ein Paar Fotos gemacht und dabei darüber nachgedacht, was Sie mir über diese Sandbank erzählt haben, wegen der Hinrichtungen im

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