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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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erstarb der letzte Fluch. Die Truhe ward völlig mit Salzwasser bedecket. Die unselige Teufelin fuhr zur Hölle und schrie nie wieder auf Gottes Erden. Und doch ward mir gestern so, als ich die Truhe noch einmal besah, als hörte ich ihr Jammern und ein grausliches Kratzen und Schaben. Es war schauerlich und ich veranlasste, die Kiste tiefer ins Wasser bringen zu lassen. Nicht einmal die garstigen Möwen sollen sich an diesem sündigen Fleisch laben.
    Damit endet der Eintrag, danach kommen noch ein Dutzend weitere, aber kurz vor Weihnachten des besagten Jahres wurde das Töten auf der Insel ohnehin endgültig eingestellt und Joos fügte keine weiteren Einträge mehr hinzu. In einem schweren Sturm ein Jahr später wurde ein Großteil der Insel fortgerissen und es blieb letztendlich nur noch die Sandbank übrig. Was ich mich gefragt habe, nachdem ich das mit Gänsehaut auf den Armen gelesen hatte: Von welcher Art Truhe spricht dieser Joos?“ Er machte eine Pause und kratzte sich am Genick.
    Ari sah ziemlich geschafft aus, versuchte aber, sich nichts anmerken zu lassen.  
    „Nun, ich bin fündig geworden“, erzählte er weiter. „Die menschliche Natur ist pervers und widerwärtig.“
    Er nahm ein große Stück Pergamentpapier zwischen die Finger und zeigte es Inga. Es war die Konstruktionsanleitung für ein Folterinstrument, das sich Wassertruhe nannte. Im unteren Drittel war die Skizze des vollständigen Gegenstandes eingezeichnet und sie ähnelte in erschreckender Weise der Truhe auf Sklaatens Fotos.  Sogar die schwere Eisenplatte in der Mitte war eingezeichnet, auf ihr stand in geschwungenen Lettern In nomine patris et filii et spiritus sancti . Amen .
    Inga seufzte, es war genug.
    „Das reicht mir, Ari Sklaaten . Sie haben ganze Arbeit geleistet. Ich kenne diese Aufzeichnungen. Vor zwei Jahrzehnten war ich selbst hier und habe sie studiert“, sagte sie. Sie fühlte sich miserabel, es ihm nicht früher erzählt zu haben, andererseits war er ein durchgeknallter exzentrischer Jungspund, dem sie noch immer nicht über den Weg traute, auch wenn er in den vergangenen Minuten einen seriösen und ernsthaften Eindruck hinterlassen hatte.
    „Was wollen Sie also noch von mir? Sie haben die Quelle der Boshaftigkeit, die seit jener Zeit von dieser Sandbank ausgeht, gefunden. Sie haben sicher auch herausgefunden, dass Margareta van Buuren , weder eine Hexe noch eine geflohene Irrenhauspatientin war. Sie war eine umherziehende Heilkundlerin, die sich mit der Natur und den Tieren beschäftigte. Sie studierte Vögel und lebte im Einklang mit ihnen. Der einzige haltbare Vorwurf, der ihr zur Last gelegt wurde, war der, dass sie nicht bereit war, sich an die gesellschaftlichen Zwänge der Frauen dieser Zeit anzupassen und daraus wurde dieser unschuldigen Frau ein Strick gedreht.“
    Er signalisierte nickend Zustimmung.
    „Na also. Sie wissen jetzt alles. Wofür brauchen Sie mich noch hier?“
    Inga wartete nicht auf seine Antwort. Sie streckte sich, riskierte einen Blick auf die Uhr, 5:12, und ließ ihn dann durch die wenigen Regalreihen des Raumes schweifen. Die Luft hier unten kam ihr plötzlich sehr muffig und feucht, verdorben und abgestanden vor.
    Die Bewegung, die sie in der Ecke wahrnahm, schien unbedeutend, dennoch weckte sie Ingas Aufmerksamkeit. Sie schärfte den Blick, noch während Ari dazu anhob zu erklären, wieso er mit ihr hatte reden wollen.
    „Ich weiß, ich weiß. Diese verrückte Geschichte ist über 217 Jahre alt und ich bin der Letzte, der an Flüche und Geister glaubt, aber ...“
    „Vielleicht sollten sie das noch einmal überdenken“, unterbrach Inga leise, ihre Augen immer noch auf das hintere Regal gerichtet.
    Und dann sah Inga die Frau. Sie trat ins dämmrige Licht, die Haare verrottet und nass, die zerfetzte Gesichtshaut schimmerte weißlich, gesprenkelt mit blauen und grünen Flecken. Einen Augenblick stand sie nur da, dann hob sie beide Arme und verzerrte schmerzerfüllt das Gesicht. Ihre Hände fehlten. Wasser und Blut tropften von den Stümpfen auf den steinernen Fußboden. Dann begann sich ihr Gesichtsausdruck zu verändern. Boshaftigkeit und Verschlagenheit mischten sich in ein wissendes Grinsen, das sich in Ingas Hirn brannte …
    „Inga? Sind Sie noch bei mir? Was ist denn da?“ Ari Sklaaten schien verwirrt, er folgte Ingas Blickrichtung und drehte sich noch verwirrter wieder zu ihr. Dort war nichts. Die Frau war verschwunden.
    „Was ist denn da so besonders an der Regalecke? Sie

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