Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)
erleichtert aus, drehte sich herum und hatte die Augen schon wieder geschlossen, da schoss ihr plötzlich ein beunruhigender Gedanke durch den Kopf.
Kleiderständer? Verdammt, ich habe keinen Kleiderständer, ich besitze nicht mal ‘nen richtigen Kleiderschrank .
Mit einem Mal war sie hellwach. Die Gefahr ahnend, wirbelte sie im Bett herum. Zu spät.
Sie sah eben noch die Silhouette des Mannes, den sie Sekunden zuvor mit einem Möbelstück verwechselt hatte. Den Bruchteil eines Augenblickes später verpasste er ihr einen Schlag, der ihre Lichter löschte. Sie sank zurück in die Kissen und verlor das Bewusstsein.
Ein Schwall kaltes Wasser holte sie Stunden später zurück ins Leben.
Die Männer, die um sie herum standen, schauten grimmig. Sie schienen äußerst ungehalten und vor allem ungeduldig.
Monica benötigte noch ein paar Sekunden, um zu begreifen, was geschehen war und um sich ihrer Situation bewusst zu werden. Als ihr Kopf das verarbeitet hatte, war ihre erste Reaktion ein panischer Hilfeschrei. Da die Männer allerdings keine Anstalten machten, sie davon abzuhalten, egal wie laut sie schrie, begriff sie zügig, dass sie wohl niemand hören konnte.
Ein paar Versuche später verstummte sie und versuchte, ihre Situation besser einzuschätzen. Sie lag gefesselt auf dem Boden eines nach Öl stinkenden Laderaumes, vermutlich der eines größeren Transportfahrzeuges. Irgendwer hatte ihr ein paar Klamotten übergestreift, an einen B.H, ein Paar Socken und Schuhe hatte dieser jemand allerdings nicht gedacht. Ihre Füße waren kalt. Eine Lampe leuchtete matt von der Decke. Sie warf gerade so viel Licht, dass sie die Männer erkennen konnte und diese sie ebenso gut sehen konnten.
Die Gesichter kamen ihr irgendwie bekannt vor und dann fiel der Groschen.
Das sind die Typen aus Harry Romdahls Krankenzimmer.
Der Lockenkopf, der Blonde und der dümmlich aus der Wäsche guckende Schrank von einem Mann. Was wollten die bloß von ihr?
„Was … Was soll das hier?“, fragte sie mit unkontrolliertem Schwanken in der Stimme. Der Mann mit den schwarzen Locken kam auf sie zu. Er hinkte, das war ihr gestern im Krankenhaus bereits aufgefallen.
„Ich hab dir doch gesagt, wir sehen uns wieder, Mädchen. Die Sache ist ernst, sehr ernst. Also, pack lieber gleich aus.“
„Auspacken? Ich habe nicht mal eine Reisetasche dabei. Habe nicht geahnt, dass man mich zu einem Kurzurlaub entführt und dann noch auf so charmante Art und Weise.“
„Du bist nicht in der Position für Witze“, fauchte der Mann. „Wir wollen wissen, wo er ist. Du hast ihn aus seinem Zimmer gebracht und er ist nicht wiedergekommen. Wo ist er?“
„Wo ist wer?“
„Mädchen, ich warne dich. Versuch nicht, uns zu verarschen. Dafür haben wir keine Zeit. Harry Romdahl , natürlich. Wo ist er?“
Monica zögerte. Sie hatte geahnt, dass sie sich mit dem kleinen Gefallen, den sie der alten Inga Heemstedde getan hatte, in Schwierigkeiten bringen würde. Dass es allerdings so schlimm würde, daran hatte sie nicht geglaubt. Eine einfache Abmahnung von der Krankenhausleitung wäre in diesem Fall völlig ausreichend gewesen. Und jetzt das. Entführt, gefesselt umringt von drei Männern. Jede andere Frau, wäre vermutlich in Panik und hysterisches Schreien verfallen. Monica nicht. Sie war erstaunlich gefasst. Solche Szenen kannte sie aus Filmen und Büchern. Sie befand sich in einer dieser Filmstellen, in denen die Fieslinge von dem unbescholtenen Opfern irgendwelche Informationen haben wollten, nur um sie nach Erhalt dieses Wissens doch umzubringen. Das lief immer nach Schema F ab. Monica war also vorgewarnt und wusste doch nicht, was sie den Männern sagen sollte. Nur die Wahrheit schien ihr in diesem Augenblick nicht angemessen, daher beschloss sie, sich erst einmal dumm zu stellen. Über eine bessere Antwort konnte sie sich dann immer noch Gedanken machen.
„Ich hab keine Ahnung. Ehrlich Leute, kann ich euch nicht sagen. Ich weiß nicht mal genau, wer dieser Harry Romdahl ist. Ein Patient? Ihr seid mir ja ein paar verrückte Spinner und dafür reißt ihr mich mitten in der Nacht aus dem …“
Eine Faust sauste auf sie zu und traf sie hart am Mund. Ihre Lippe machte ein komisches Geräusch und dann schmeckte Monica das aus der entstandenen Platzwunde rinnende Blut.
„Verkauf uns nicht für dumm, habe ich gesagt!“ brüllte der Lockige, fing seine Stimme ein und wurde danach direkt wieder sachlich. „Ich frage nur noch ein Mal. Wo ist
Weitere Kostenlose Bücher