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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Mörder wurde nie gefasst und der Fall nach einigen Jahren eingestellt.“ Sie atmete tief durch und trank ihren Whisky aus. Harry hörte ihr gebannt zu, bemerkte nur aus dem Augenwinkel die Bewegung am Küchenfenster. Es war ein Vogel. Er setzte sich dort hin und schaute herein. Harry ignorierte ihn einfach. Inga hatte ihn gar nicht bemerkt, derweil die Tasse geleert und fuhr fort.
    „Ich habe das Ari Sklaaten an diesem frühen Morgen 1979 im Archiv erzählt und wir fuhren tags darauf zur Sandbank. Ich erinnere mich genau, dass die Möwen, darunter ungewöhnlich viele pechschwarze Tiere, die sonst hier nirgends vorkommen, unruhig über uns kreisten an diesem Nachmittag. Ari fand die Tiere faszinierend, für mich jedoch wirkten sie bedrohlich, jederzeit bereit herabzustürzen. Auch die Tatsache, dass sie nicht angriffen, belehrte mich keines Besseren. Ich spürte die Bosheit der Tiere und des Ortes.
    Wir warteten den niedrigsten Punkt der Ebbe ab. Die Truhe ragte zwanzig Zentimeter aus dem Wasser. Ich bekam es mit der Angst zu tun, als wir über die Sandbank auf sie zu wateten. Margaretas Gesicht tauchte vor meinem inneren Auge auf und sie schrie zornig. Ihr Kreischen wurde lauter. Bis wir die Wassertruhe erreicht hatten, war es zu einem einzigen ohrenbetäubenden Lärm geworden. Ari Sklaaten bekam davon nichts mit. Er untersuchte die Truhe. Sie bestand aus speziell behandeltem Holz, das im Laufe der Jahre so hart geworden war, dass es, als wir es untersuchten, auch Granitstein hätte sein können. Über zwei Jahrhunderte im Salzwasser der Nordsee hatten ihr kaum zugesetzt. Das Vorhängeschloss war nach und nach zerfallen, aber der Rest der Truhe wirkte unzerstörbar. Und das ist sie vermutlich auch. Sklaaten jedenfalls war neugierig, versuchte durch einen Spalt ins Innere zu sehen, stellte aber nichts Verdächtiges fest. Eine halbe Stunde lang versuchte er sogar mit einer Schaufel die Todesfalle auszubuddeln, damit man sie wegschaffen konnte. Es gelang ihm nicht. Die Sandbank hielt die Truhe fest. Schließlich zuckte er mit den Schultern und ersetzte das von meinem Vater angebrachte Schloss durch ein Neues. Augenblicklich verschwand das Gesicht des Möwenfluches und die Schreie in meinem Kopf verstummten. Wir hatten eine Möglichkeit gefunden, die Gefahr zu bändigen.  Es war so einfach und es hätte so einfach bleiben können. Denn hierin besteht eigentlich die einzige Logik in dieser ganzen wirren Geschichte. Wenn man nicht will, dass ein Gefangener aus seiner Zelle ausbricht, muss man sie sicher verschließen. Wir verschlossen Magaretes Gefängnis und Ari versprach mir, noch vor dem Bau nach einer Möglichkeit zu suchen, diesem ganzen Treiben ein für alle Mal ein Ende zu setzen. Es dauerte einige Zeit, doch als er sich schließlich wieder bei mir meldete, sagte er, dass er eine dauerhafte Lösung gefunden hatte. Er hat mir allerdings nie genau erzählt, wie die aussah und ich weiß deshalb nicht genau, welche es ist und aus diesem Grund brauche ich dich, Harry. Du hast zuletzt mit Ari gesprochen …“
     
    ***
     
    Über zwei Kilometer entfernt - auf der Sandbank - lösten sich die Überreste des tragenden Stützpfeilers aus der Verankerung des Betonfundamentes. Krachend stürzte er ins Wasser und erschlug dabei eine Handvoll Möwen. Haufenweise Sand wurde vom Grund aufgewirbelt.
    Eine neugierige Robbe kam herangeschwommen und durchquerte auf der Suche nach Kleingetier die undurchsichtige Schlickwolke. Sie entdeckte etwas, spürte aber gleichzeitig die Gefahr. Vorsichtig tauchte sie hinunter bis zum betonierten Fundament. Es war überall geborsten und durch den Absturz des Pfeilers aus dem tiefen Untergrund gerissen worden. Neugier und Hunger trieb das Tier weiter hinunter. Es entdeckte eine breite Kuhle, die unter dem Fundament entstanden war, und tauchte hinab.
    Die Robbe fand einen Gegenstand, der aus dem Boden ragte und ihr Interesse weckte. Sie umkreiste das aus dem Untergrund ragende schwarze Holz, fand jedoch nichts Fressbares. Nur ein paar verlassene Muschelkolonien hafteten daran. Enttäuscht drehte sie nach wenigen Minuten ab und schwamm davon. Hier gab es nichts Nahrhaftes, nichts Lebendiges. Ein vollkommen uninteressanter Ort, für einen Jäger auf Beutezug …
    Die Robbe war schon mehrere Hundert Meter weitergezogen und bekam deshalb nicht mehr mit, wie jemand oder etwas von innen gegen die Truhe zu klopfen und am Holz zu kratzen begann, zuerst nur leicht, dann stärker.
    Nur ein paar

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