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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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durchtriebene Seele Margareta van Buurens Inga Heemstedde töten. Und die Kindermorde würden wieder beginnen.
    Inga musste den Bann brechen, bevor es zu spät war. Auf einen Kampf mit Harry durfte sie sich auf keinen Fall einlassen.
    „Hör nicht auf sie, Harry“, wiederholte sie eindringlich und machte währenddessen einen Schritt nach vorn. Dann stürzte sie - so schnell sie konnte - nach vorn, riss das Fenster auf, packte sich den Vogel und brach ihm das Genick. Der Körper erschlaffte, die roten Augen erloschen.
     
    ***
     
    Der Schleier aus Zorn und Blutdurst, der sich über Harrys Bewusstsein gesenkt hatte, verzog sich. Die Stimme war fort. Er konnte wieder klar denken.
    „Was war das?“, frage er verwirrt, bevor er sich zurück auf den Stuhl sinken ließ. Er hatte Kopfschmerzen. Ein Wutschrei hallte in seinen Ohren nach.
    „Einer der Tricks, mit denen sie andere ins Unglück stürzt“, antwortete Inga schwer atmend.
    Sie steckte den Vogel in einen Müllsack und stellte ihn vor der Hintertür ab.
    „Das ist meine letzte Warnung“, drohte sie in die aufziehende Nacht, dann schlug sie die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel im Schloss.
     
    Eine ganze Weile legte sich danach das Schweigen zwischen Harry und Inga. Beide saßen auf ihren Stühlen und waren mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt. Die Zeiger der Küchenuhr schritten zügig auf Mitternacht zu. Draußen herrschte eine mondlose klare Nacht. Sie schien ungewöhnlich dunkel, zumindest düsterer als gewöhnliche Nächte, aber dieser Eindruck mochte auch einfach nur Harrys Einbildung geschuldet sein.
    Inga griff sich ihre Teetasse, ging zur Spüle und schenkte sich reines Wasser ein.
    Hätte Harry der Sinn nach Humor gestanden, wäre er in diesem Augenblick versucht gewesen, einen lustigen Spruch diesbezüglich zu machen. Unter den gegebenen Umständen und der Berücksichtigung dessen, was vor wenigen Minuten geschehen war, hielt er es allerdings für klüger, einfach den Mund zu halten. Inga ließ den Wasserhahn laufen, trank die Tasse aus und schenkte sich eine weitere ein, dann noch eine. Sie wirkte erstaunlich ruhig und es war unmöglich zu erkennen, ob das alles nur Fassade oder ob die alte Blumenhändlerin wirklich so abgebrüht war. Harry jedenfalls fand es nicht heraus. Diese Frau schien zumindest auf alle Eventualitäten und auch alle anderen, unerwartet eintretenden Ereignisse bestens vorbereitet zu sein oder zumindest genau richtig reagieren zu können.
    Harry hatte Inga immer bewundert. Sie war stark, selbstbewusst, trug das Herz auf der Zunge und ließ sich nicht kleinkriegen. Harry kannte keinen Mann, der ihr das Wasser reichen konnte. In dem kleinen gebrechlichen Körper steckte der stärkste Charakter, dem er je begegnet war, auch wenn er lange geglaubt hatte, dass sie ein wenig verrückt und beim Thema Gruselgeschichten zur Westenschouwener Sandbank total abgedreht war. Er hatte in den letzten zwei Tagen mehr als einmal feststellen müssen, dass die Frau nicht im Geringsten übertrieben hatte. Die Realität hatte sogar noch wesentlich schlimmer ausgesehen. Inga genehmigte sich eine vierte Tasse Wasser. Sie setzte sich auch danach nicht wieder hin, sondern blieb an die Anrichte gelehnt stehen. Selbst im Stehen überragte sie Harry nur um weniger als eine halbe Kopflänge und doch schien sie so viel größer als er.
    „Die Sache ist folgende“, brach sie endlich das unheimlich gewordene Schweigen. Es waren nur noch ein paar Minuten bis Mitternacht und offensichtlich gab es zumindest noch einen wichtigen Punkt, den Inga bis zum Ende dieses Tages loswerden wollte.
    „Ari Sklaaten hat mir nie verraten mit welchem Mittel er den Fluch, der unter Het Meeuwennest schlummerte, in Schach hielt. Im Prinzip ist es ganz einfach. Man muss die Truhe verschlossen halten, das funktionierte bislang immer. Das Schloss ist wie ein Tor zwischen der dunklen leeren Welt in der Margareta van Buurens dämonische Seele gefangen ist und unserer Welt, der Welt, in der die Leute leben, die ihr das angetan haben. Sie hasst diese Welt, sie hasst Westenschouwen , Schouwen-Duiveland , Zeeland , uns alle. Ihr Hass kann durch nichts gestillt werden. Niemals wird sie die Grausamkeiten, die ihr widerfahren sind, vergeben. Ich habe es damals in ihren toten Augen gesehen. Ich spüre seitdem ihre Wut, wie sie stärker wird und immer mehr in unser Universum strömt. Alles worauf sie in ihrem Gefängnis, ihrer Zwischenwelt, sinnt, ist Rache. Eine Rache, die

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