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Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition)

Titel: Möwenfluch (Vloek op Meeuwen) (Möwennest) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Klack .
    Harrys und Ingas Blicke schossen synchron zur Tür. Die Deckenlampe flackerte, dann erlosch sie und in der Küche wurde es mit einem Mal stockfinster. Harry war sekundenlang völlig blind. Er sah nichts mehr, nicht einmal Inga, die einen Meter von ihm entfernt stand oder gestanden hatte. Auch Sekunden später noch gab es nur Schwärze vor Harrys Augen. Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern und fragte: „Was … was ist jetzt schon wieder los?“
    Er machte sich dabei nicht die Mühe, seine Unsicherheit, was dieses unvorhergesehene Ereignis betraf, zu verbergen. Funktionierende Deckenlampen erloschen nie ohne Grund. Inga Heemstedde gab ihm keine Antwort.
    „Inga?“
    Erneut keine Reaktion.
    „Inga?!“
    Sie war nicht mehr da oder sagte nichts. Nicht einmal ihr Atmen konnte er noch wahrnehmen.  Angst stieg in ihm auf, unkontrolliert, und er fühlte sich auf seinem Platz in der Nähe des Fensters und der Tür plötzlich nicht mehr sehr sicher.
    Nur noch kurz saß er bewegungslos und alleine da, lauschte und starrte, sah und hörte nichts. Dann erhob er sich lautlos, ging in die Hocke und taste sich vorsichtig in die Richtung, in der er den Flur vermutete.
    Klick, Klack, Klack, Klick .
    Wieder ein Klappern aus dem Blumenladen. Die Nackenhaare sträubten sich. Harrys Körper war angespannt. Er biss die Zähne aufeinander, wagte kaum zu atmen. Irgendwo musste Inga sein, sie konnte doch nicht einfach verschwinden.
    Da, ein Schatten. Ist sie das? Nein, unmöglich .
    Schemenhaft erkannten Harrys Augen irgendwas. Es war an der Flurtür vorbeigehuscht. Jetzt war es wieder verschwunden. Spielten ihm seine in dieser Finsternis fast blinden Augen böse Streiche? Harry hörte das heftige Klopfen des eigenen Herzens. Es schlug ihm bis zum Hals.
    Poch, Poch, Poch, Poch , so laut, dass er fürchtete, allein das könnte ihn verraten.
    Ungeachtet dessen tastete sich Harry weiter voran. Im nächsten Moment knackte sein Kniegelenk. Das Geräusch hallte durch die Stille wie ein Schuss. Harry fuhr zusammen und fühlte sich plötzlich auf unangenehme Weise beobachtet. Er spürte einen unsichtbaren Blick auf sich ruhen, stechend, berechnend, böse.
    Gänsehaut brach auf seinen Armen aus, während er sich an der Anrichte vorbei zu dem kleinen Esstisch in der Ecke schob. Er hoffte dort mehr Deckung zu finden und gleichzeitig unentdeckt hinüber in den Laden spähen zu können.
    Vom Tisch aus war es nur noch ein knapper Meter bis zur Tür. Harry verharrte und lauschte. Das eigene halb unterdrückte Atmen und sein Puls war alles, was er vernahm und auch seine Augen ließen ihn weiterhin weitestgehend im Stich. Sie hätten sich längst an die Dunkelheit gewöhnen müssen, aber viel mehr als Umrisse von Dingen erkannte er nicht. Er lehnte die Schulter gegen den Türpfosten und zögerte.
    Das ist eine dumme Idee , mahnte seine innere Stimme, aber er missachtete sie. Inga war, so bitter diese Erkenntnis auch sein mochte, nicht mehr hier. Sie war weg. Harry war ganz allein und musste wissen, was dort vorn vor sich ging. Vorsichtig reckte er den Kopf nach vorn und spähte in den Flur.
     
    ***
     
    Absolute Dunkelheit und weiter kein Geräusch.
    Harry fürchtete sich, gleichzeitig schwand abrupt das Gefühl, ganz allein in Ingas Haus zu sein. Er konnte es nicht erklären und spürte doch deutlich die Anwesenheit von jemand anderem, jemand Fremdem.
    Er drehte den Kopf und schielte dorthin, wo er die Hintertür vermutete.
    Vielleicht ist es besser, von hier zu verschwinden .
    Wenn Viktor herausgefunden hatte, dass er sich hier versteckt hielt, war Harry nicht mehr sicher und stellte gleichzeitig eine Gefahr für Inga dar.
    Wenn doch nur die Lampe wieder anginge.
    Im Hellen sahen die Dinge meist weit weniger schlimm aus, trieben den Herzschlag nicht in die Höhe, verursachten keine Panik, keine Angst, keine Gänsehaut, keinen stockenden Atem.
    Er wartete und hoffte, aber das Licht blieb aus.
    Harrys Blick huschte zurück in den Flur. Vor seiner Nase bündelte sich die Dunkelheit. Sie war nicht mehr zu durchblicken. Jetzt konnte er nicht einmal mehr die Umrisse der Blumentöpfe vorn im Schaufenster erkennen … Das konnte nur bedeuten, dass etwas ziemlich großes in dem engen Flur die Sicht darauf versperrte …
    Erst spät bemerkte Harry die Bewegung und reagierte dann darauf viel zu spät.
    Sie war genau vor ihm, dazu gesellten sich Geräusche. Das Tappen schneller Schritte mit schweren Schuhen und das Streifen von dickem Stoff an den

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