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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Augenblick derart grell und stark, dass sie schmerzhaft in ihren Augen brannte und sie blinzeln ließ. Als sie sich jedoch an den Schein der Deckenlampen gewöhnt hatte, wünschte sie sich sogleich, weiterhin geblendet worden zu sein. Ihr stockte der Atem. Eine körperliche Reaktion, die sie in dieser Nacht zu hassen begann. Viel schlimmer jedoch war der grausige Anblick dessen, was sich vor ihr ausbreitete und der sich für immer in ihr Hirn brannte.
    Oh Gott , dachte sie …
     
     
     

Kapitel 3
     
     
    Viel unerträglicher, als dass man von ihnen besinnungslos wurde, konnten Schmerzen nicht sein.
    Egal welche Teufelei Viktors dafür gesorgt hatte, dass Harry Romdahl erneut ins Reich der Bewusstlosigkeit geschickt worden war, es war eine sehr schmerzhafte Erfahrung gewesen, die sich nahtlos in die bisher erlittenen Peinigungen eingereiht hatte.
    Zwischen dem Mo ment, als er auf Stojics weißem Ledersessel gekauert hatte und dem jetzigen, fehlte ihm jegliche Erinnerung. Der erste Sinneseindruck, der sich den Weg in seinen erwachenden Geist bahnte, war Kälte. Die Kälte eines harten Steinbodens, auf dem sein Kopf ruhte. Weitere folgten. Zunächst die dumpfen Geräusche, die an seine Ohren drangen und dieses Etwas, das unermüdlich an seinem Pullover zog, während es gleichzeitig an seiner Schulter rüttelte.
    Dann wurde das Gemurmel deutlicher, heller, hysterischer. Das Ziehen gewann an Intensivität und das Rütteln wurde unbeherrschter. Harry öffnete blinzelnd die Augen. Selbst in dieser Sekunde, in der sich deutlich die Erkenntnis manifestierte, dass man während seiner Ohnmacht abermals nicht zimperlich mit ihm umgegangen war, kam er nur langsam zu sich.
    „Harry! Harry wach auf ! Genug geschlafen! Harry“, kreischte jemand. Ruckartig wurde er auf den Rücken gedreht.
    Ari.
    Das Gesicht des Verrückten war zerschlagen. Das linke Auge halb zugeschwollen, über dem rechten klaffte ein Cut. Die Mundpartie wirkte unnatürlich verzerrt. Fettige Haarsträhnen klebten blutig an seiner Stirn.
    „Los, Harry! Keine Zeit.“
    Weiterhin nicht richtig auf der Höhe des Geschehens, vermochte Harry nichts zu antworten. Er wehrte sich nicht, als Sklaaten seinen Oberkörper in die Höhe ruckte und ihm eine schallende Ohrfeige verpasste.
    „Harry!“
    „Was … Was denn?“, nuschelte Harry. Übelkeit zerrte an seinen Gedärmen. Die Druckstelle am Hals brannte wie Feuer.
    „Los doch . Wir müssen weg von hier.“
    „Weg von hier?“
    Sklaaten gestikulierte wild, brabbelte irgendwas von einem „Fluchtweg“ und dass sie „keine Zeit“ hatten. Dann riss er Harry mit einem Mal in die Höhe und stellte ihn auf die Füße. Woher er die Kraft dazu nahm, war ein Mysterium. Obwohl Sklaaten über eine große, drahtige Figur verfügte, konnte man nicht außer Acht lassen, dass Harry nicht gerade wenige Kilogramm auf die Waage brachte. Und außerdem: Einen sehr vitalen Eindruck machte der Wahnsinnige nicht. Es blieb unerklärlich.
    Ari ließ ihn los und kurz drohten Harrys Beine nachzugeben. Ihm wurde schwindelig. Schwärze trat vor seine Augen, doch das ging vorbei. Sein Kreislauf erholte sich. Kurz darauf war Harry erstmals in der Lage, sich einen Überblick zu verschaffen. Er stand in einem kahlen backsteingemauerten Raum. Ein Fenster gab es nicht, dafür eine Belüftungsanlage, eine vergitterte Deckenlampe, die ein schwaches Licht warf, und eine schwere, rostige Eisentür, die sperrangelweit offen stand. Harrys Blick schweifte an Sklaaten vorbei, der hibbelig von einem auf den anderen Fuß sprang, dabei undeutliches Zeug faselte und immerfort an Harrys Pullover riss.
    „Komm, komm, komm. Keine Zeit.“
    Erst jetzt bemerkte Harry den leblos auf dem Bauch liegenden Körper, den Sklaaten bislang vor seinen Augen verdeckt hatte. Es war eine massige Gestalt mit breitem Kreuz und kurz geschorenen Haaren. Sie steckte in einem der Anzüge, die Stojics Mitarbeiter zu tragen pflegten. Der linke Arm stand unnatürlich verdreht vom Körper ab. Das Blut mehrerer verletzter Stellen des Hinterkopfes sammelte sich am Ohr und tropfte von dort auf den kalten Steinboden. Es war eine Menge. Einen Meter neben dem leblosen Körper lag ein achtlos beiseite geworfener Mauerstein, an dem ebenfalls dunkel die rote Flüssigkeit glitzerte.
    „Was … Wer … Was ist passiert?“, stammelte Harry.
    „Klaus“, zischte Ari und zog den letzten Buchstaben länger und schärfer als ein gewöhnlicher Mensch das je getan hätte. „Hat dich hier rein

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