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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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den Motor. Irgendwie hievte Harry seinen kraftlosen Körper auf den Beifahrerplatz, und während er mit Mühe die Tür schloss, setzte Ari das Fahrzeug bereits ruckartig zurück. Die Reifen quietschten auf dem Kunststoffboden, als er die Bremse trat, den ersten Gang einlegte und der Ausfahrt entgegenraste.
    Über eine kurze Steigung ging es um eine enge Kurve auf den Vorplatz zu Petrs Anwesen. Ari ignorierte den Wachposten, der am Sockel einer Statue in der Mitte des Platzes lehnte, und raste auf das verschlossene Tor zu. Harry sah mit Schrecken, wie die Wache ihre Waffe zückte und schoss. Drei Projektile schlugen laut in die Außenwand des Fahrzeugs ein. Jedes verfehlte dabei die Reifen deutlich. Aus der Kabine neben dem Tor stürmte ein weiterer Wächter. Er baute sich vor dem Tor auf und hob beide Arme. Als Ari daraufhin das Tempo nicht drosselte, war ihm sein Leben scheinbar doch mehr Wert, als er zu Beginn des törichten Versuches, sie aufhalten zu wollen, geglaubt hatte. Der Mann sprang im letzten Augenblick beiseite. Der Transporter schoss dem versperrten Ausgang entgegen. Das Tor machte einen arg stabilen Eindruck. Groß, schwarz, gusseisern. Ari bremste nicht. Der Crash wurde unvermeidbar. Harry krallte sich an seinen Sitz. Er kniff die Augen zusammen, wollte nicht herausfinden, wie das hier alles enden würde. Ein ohrenbetäubender Knall folgte. Zerreißendes Metall, berstendes Glas, ein Aufheulen des Motors. Rumpeln, Ächzen, Aris hysterisches Lachen, dann erneut der Motor, der im ersten oder zweiten Gang hochdrehte.
    Kalter Wind blies Harry ins Gesicht. Ari lachte weiter schallend auf.
    „Frische Luft, Harry Romdahl. Frische Luft. Genau, was wir brauchen, um einen klaren Kopf zu bekommen“, schrie er.
    Zögerlich öffnete Harry die Augen. Die Frontscheibe war gesplittert . In der Mitte klaffte ein kopfgroßes Loch. Der Transporter schoss über die wie ausgestorben dort liegende Lantjesstraat . Ari kreischte und johlte, als er das Lenkrad hart nach links riss und in die nächste Nebenstraße einbog.
    „Kenne den Weg. Habe ihn mir gemerkt, Harry. Gleich geht’s auf die Autobahn. Bin ewig nicht gefahren, Harrrrry. Ewig nicht!“
    Verrückt, völlig durchgeknallt der Mann , dachte Harry nur, zu geschockt und verdattert, als dass er irgendetwas hätte entgegnen können.
    Ein paar Hundert Meter später fand Ari tatsächlich den Autobahnzubringer.
    Dieser Teil ihrer Fluch t war ihnen also gelungen.
    Blieb die Frage: W ie würde es jetzt weitergehen?
     
    ***
     
     

Kapitel 4
     
     
    Viktor Kulac stürmte auf die Empore. Der Erker im zweiten Stock bildete die Mitte der vorderen Fassade. Er bestand zu großen Teilen aus hohen Fenstern, die in einem spitzen runden Dach aus dunklem Kirschholz abschlossen. Derzeit war er, genau wie der Rest des Stockwerks, unbeleuchtet.
    „Sie sind abgehauen“, rief Kulac, bevor er dort war. Petr Stojic stand in der Dunkelheit, hatte die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt und schaute hinaus. Teile seiner Wachmannschaft waren damit beschäftigt, das zerstörte Tor und andere Trümmerteile von der Straße zu sammeln. Der Ton der Alarmanlage dröhnte über das Anwesen. Hier oben war er zwar nicht so penetrant und laut, wie auf dem Außengelände, trotzdem störte sich Petr daran.
    „Die Sirene aus“, sagte er knapp, als Viktor einen Meter hinter ihm zum Stehen kam. Kulac gab den Befehl gleich via Funkgerät an die Sicherheitsmannschaft weiter. Eine Minute später verhallte der letzte Ton in der aufziehenden Morgendämmerung.
    „Sie sind weg“, wiederholte Viktor. Er entlockte Petr damit nicht mehr als ein Schulterzucken. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich herumzudrehen. Stattdessen beobachtete er weiter stoisch, was draußen geschah.
    „Hätten wir das äußere Tor offengelassen, hätte Ari sicher etwas bemerkt“, sagte er endlich.
    „Etwas bemerkt?“, fragte Viktor ungläubig. „Ist das alles, worauf es dabei ankam?“
    Petr antwortete nicht und beschwor damit den unter der Oberfläche brodelnden Unmut seines Angestellten herauf.
    „Einer dieser Mistkerle hat Klaus den Schädel mit einem Stein eingeschlagen“, ätzte Viktor.
    „Wird er überleben?“, fragte Stojic kühl, wandte sich endlich vom Fenster ab und warf Kulac einen berechnenden Blick zu.
    „Ich … Keine Ahnung. Ich bin kein Arzt. Es sieht nicht grade rosig aus. Andrej bringt ihn in die Notaufnahme.“
    „Nun“, sagte Petr ruhig, „ihm war klar, dass so etwas würde passieren

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