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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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Mangel an Helligkeit seine Absichten verschleiern würde.
    Obgleich der Möwenfluch nic ht leibhaftig vor ihm stand, war diese andere Konstellation im Wesentlichen nicht viel angenehmer. Gut möglich, dass es gar das schlechtere Los war.
    Harrys Fersen trafen auf einen massiven Widerstand. Erfolglos versuchte er darüber hinwegzusteigen. Viktor lachte trocken.
    „Harry. Harry. Harry. Hast du denn immer noch nicht verstanden, dass es keinen Zweck hat wegzulaufen. Wir haben dich hier gefunden. Du kannst dich nirgends verstecken. Es ist vorbei, alter Freund.“
    Er schaffte es, gleichermaßen arrogant, amüsiert und angewidert zu klingen.
    „Freund? Ach, das ist ja ganz was Neues. Ich dachte, du hast keine Freunde?“
    „Schluss damit! Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Wo ist Sklaaten? Und wo sind Petrs Wertsachen?“
    Harry rieb sich das Kinn und sagte dann: „Ari Sklaaten? Der ist vorhin hier rausspaziert, du Genie. Normalerweise hätte er dir direkt in die Arme laufen müssen. Und Petrs Wertsachen … Tja, die sind hier. Ich werde sie Petr geben, sobald ich mein eigenes Haus verlassen darf.
    Erneut ließ Viktor Kulac ein freudloses Lachen hören.
    „Mal ehrlich, Harry. Wir wissen beide, wie das hier ausgehen wird.“
    „Da bin ich mir nicht so sicher.“
    „Oh. Ich dafür umso mehr.“
    Viktor drehte sich kurz um, dann rief er: „Andrej, du kannst die Sicherung wieder reindrehen.“
    Keine zehn Sekunden später flackerten die Birnen über ihren Köpfen schwach auf. Harry sah, dass Viktor seine Zigarette zu Ende geraucht hatte. Achtlos ließ er den Filter zu Boden fallen. Er glomm schwach vor sich hin und Harry dachte mit Entsetzen an die Wände, die bis unters Dach mit brennbarer Flüssigkeit getränkten waren. Viktor trat den Glimmstängel aus und grinste schief.
    „Eine gefährliche Angelegenheit, diese Lampenöle. Petroleum im Allgemeinen. Einmal an der falschen Stelle entzündet ist es ein hervorragender Brandbeschleuniger. Erinnerst du dich an den Job mit dem Pizzataxifahrer. Der, der geglaubt hat, er könnte sich um seinen Beitrag drücken?“
    Harry schüttelte den Kopf. Er hätte nicken müssen. Natürlich erinnerte er sich. Wenngleich dieser Vorfall Ewigkeiten zurücklag.
    „Das wundert mich. Ich weiß nämlich noch genau, wer damals den Innenraum des Pizzataxis präpariert hat. Ich meine, ich habe ihn angezü ndet und die Türen verschlossen. Vorher sind bei dieser Aktion allerdings mindestens zehn Liter Leuchtöl draufgegangen. Oh, ich bin sicher, du erinnerst dich. Streng deinen Kopf ein bisschen an. Das Auto hat mitten auf dem Hofplein gebrannt wie eine Pechfackel. Die Feuerwehr hat nur einen zusammengeschmolzenen Klumpen aus Metall und Kunststoff vorgefunden, nachdem sie das Feuer endlich unter Kontrolle gebracht hatte. Das war damals gute und saubere Arbeit gewesen, Harry. Du hattest deinen Anteil daran. Das wirst du doch nicht vergessen haben?“
    „Und, was willst du mir damit sagen?“, fragte Harry, während er mit einem wenig subtilen Versuch erfolgreich über das Hindernis hinwegstieg und den Rückzug fortsetzte.
    „Ganz einfach! Hör auf, wegzurennen, du alter Schwachkopf“, blaffte Viktor und kam einen Schritt auf ihn zu. „Du spielst mit dem Feuer. Und wenn du mir nicht auf der Stelle Petrs gestohlene Gegenstände übergibst, werden du und dein kleines Häuschen ebenfalls brennen, so wie eine der Fackeln, die du so magst.“
    Harry neigte den Kopf. Er war nicht so dumm zu glauben, dass er aus dieser Nummer heil herauskäme, selbst wenn er täte, was Viktor ihm befahl. Er konnte lediglich versuchen, den Moment hinauszuzögern.
    „Angenommen, ich gebe dir das Zeug, was dann?“
    Viktor murmelte etwas, von dem Harry (abgesehen von „schlaues Kerlchen“, „zecklos“ und „wie ich das hasse“) kein Wort verstand. Danach brauchte es allerdings keiner weiteren Worte der Erklärung mehr. Mit einer fließenden Bewegung schlug Kulac das Jackett beiseite, griff nach seiner Pistole, zog sie aus dem Holster und richtete den Lauf auf Harrys Stirn.
    „Noch Fragen?“
    Harry ersparte sich einen giftigen Kommentar.
    „Sehr gut. Und jetzt , her mit dem Beutel.“
    Viktor kam auf Harry zu, leichtfüßig manövrierte er sich durch das Durcheinander . Als er vor Harry stand, grinste er selbstzufrieden.
    „Du hast immer zu den Verliere rn gehört. Das ist dein Schicksal. Manche Menschen müssen auf der einen Seite stehen, damit wenige andere auf der Sonnenseite Platz nehmen können.

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