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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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anderer? In über vierzig Jahren hatte sich keiner um ihn gesorgt und er hatte sich eher schlecht als recht mit den eigenen Problemen herumgeschlagen. Wieso sollte er das ausgerechnet heute ändern? Soweit er sich erinnerte, hatte Inga nie einen Finger für ihn gekrümmt. Er schuldete der alten Blumenhändlerin nichts, sowie er allen übrigen Westenschouwenern ebenfalls keinen Gefallen schuldete.
    Woher diese unerwartete (um nicht zu sagen radikale) Einsicht kam, vermochte er nicht zu sagen. Sie fühlte sich ein bisschen so an, als sei sie ihm von jemandem zugesteckt worden. Sie war beileibe nicht seine Eigene. Trotzdem ergab sie einen perfekten Sinn.
    Harry fand, er hatte genug gelitten. Er hatte bereits einen Zeh verloren, war mit Elektroschocks gequält und brutal verhauen worden.
    Genug ist genug.
    Es war endgültig Zeit , zur Normalität zurückzukehren. Mit den gestohlenen Sachen war es ausschließlich an ihm, diesen Horror für sich persönlich zu beenden. Er würde sie Petr übergeben und damit einen Schlussstrich ziehen. Das war die unumstößliche Entscheidung, die er fällte, bevor er sich sicherheitshalber die Augen rieb und erneut den Inhalt des Beutels kontrollierte …
    „Harry! Was machst du immer noch da drin. Komm raus! Müssen gehen.“
    Erschrocken fuhr Harry zusammen. Hastig flog sein Blick umher und konnte doch niemanden erkennen.
    „Lass das wertlose Zeug liegen und komm endlich raus. Ich hab‘ , was wir brauchen“, zischte Aris Stimme. Harry suchte weiter nach ihrem Ursprung und fand sie. Am anderen Ende des engen Tunnels, in den er sich eben nur mit Mühe hatte hineinzwängen können, zeichneten sich Sklaatens Konturen ab. Etwas klimperte. Ari wedelte damit vor dem Loch herum. Harrys kurzzeitige Hochstimmung trübte sich ein.
    Herrje. Lass das nicht wahr sein. Bitte.
    Aus Zufriedenheit und neu gewonnenem Selbstbewusstsein gerissen kramte sich Harry durch den Beutelinhalt, von dem er bis gerade geglaubt hatte, er sei die Fahrkarte in sein altes Leben.
    Tatsächlich .
    Seine Zuversicht wandelte sich in Verzweiflung, einem heftigen Wetterumschwung nicht unähnlich.
    Es muss das schwarze Schloss mitsamt Kette sein. Es kann nur das schwarze Schloss sein. Herrje! Es ist das verdammte, vermaledeite, grausame Stück Scheiße von einem schwarzen Schloss!
    Vorhin war ihm nicht aufgefallen, dass es nicht bei den anderen Sachen gelegen hatte, obwohl sie eigentlich ausschließlich deshalb hierhergekommen waren. Harry schüttelte den Kopf. Irgendwie hegte er den düsteren Verdacht, seine Gedanken nicht länger beieinander halten zu können.
    Herrje, Harry , dachte er. Was ist nur mit dir los? Wie kann man nur so unglaublich … so … so. …
    „Hör auf , dich zu bemitleiden. Komm endlich da raus“, schnauzte Ari durch das Loch. Kurz zögerte er, dann fügte Ari sehr eindringlich, geradezu gehetzt: „Sofort! Sie kommen, Harry Romdahl. Sie ist unterwegs. Margareta kommt hierher. Sie weiß Bescheid. Ich spür’s. Schnell. Schneller. Los schon. Los!“, hinzu. Dann war er verstummt und verschwunden, ohne dass Harry etwas hätte entgegnen können.
    Die Sekunden völliger Irritation folgten. Jene Sekunden, die Harry mittlerweile zu gut kannte. Gleichwohl war er nicht in der Lage, sofort zu reagieren. Sekunde um Sekunde floss dahin. Zeit, die ihm eventuell Schlimmeres erspart hätte, wäre sie nicht ungenutzt verstrichen.
    Harry handelte erst, so wie es seine Art war und zeitlebens blieb, nachdem sich seine Gedanken einigermaßen gesammelt und er die neue Situation halbwegs überblickt hatte. Ein träges Prozedere, gleichwohl es dafür sorgte, dass er eines relativ schnell begriff: Die Tür seines persönlichen Notausgangs war fester verschlossen als angenommen. Ari besaß den passenden Schlüssel; das letzte Puzzlestück. Derweil saß Harry in einem Loch mit dem Rest Krimskrams, der ihm einzeln nicht viel nützen würde …
    Lampenöl , dachte er unwillkürlich und sprang auf, als hätte ihm jemand glühende Kohlen unter die Füße gelegt. Mit der Grazie eines See-Elefanten kroch er aus der Vertiefung im Laminat. Ein flüchtiger Blick zum einzigen Fenster des Raumes ließ ihn für die Dauer eines Atemzuges faktisch auf der Stelle festfrieren.
    Ein er dieser besonders großen schwarzen Vögel saß auf dem Fensterbrett und starrte ihn an. Die roten Augen schienen Harry gefangen halten zu wollen. Er riss sich von ihnen los.
    Mich kriegst du nicht. Mich nicht.
    Er rannte zur Tür und war schon im Flur. Der

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