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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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und Erde von Gesicht. Stirnrunzelnd legte er die errungene Beute auf seinen Schoß.
    W as in aller Welt hatte er denn nun (unter Einsatz seines Lebens) aus diesem üblen Loch gezogen?
    Es war ein einfacher Beutel aus grobem schwarzen Stoff, der mit einem Stück Nylonseil oben zusammengebunden worden war. Harry wischte ihn vorsichtig ab. Er roch alt und zeigte neben Stellen voller verkrusteter Erde Anzeichen von Schimmel und Zerfall. Im Großen und Ganzen war er ansonsten intakt.
    Nicht lange fackelnd entfernte Harry das Seil und schaute hinein …
    Seinem ersten Impuls folgend hätte er den Sack beinahe schreiend von sich geworfen. Was seine Augen zuerst zu sehen bekamen, waren krallenartige schwarze Finger mit schwarzen spitzen Fingernägeln … In der Liste seiner persönlichen Schockmoment der letzten Tage rangierten diese Finger definitiv auf den ersten fünf Plätzen.
    A ls er eins und eins zusammengezählt und allem Widerstreben zum Trotz danach gegriffen hatte, wurde schnell klar, dass es sich dabei eigentlich nur um Petr Stojics Gorillapfote handeln konnte.
    Und so war es.
    Harrys Herz machte einen Hüpfer. Falls er nicht träumte, hielt er hier tatsächlich die Versicherung für sein Weiterleben in Händen. Petrs Worte schossen sofort wieder in sein Bewusstsein.
    E r unterdrückte die aufflammende Euphorie, die sich rasant auszubreiten drohte, wie bei einem Kind, das zum ersten Mal den Tag in einem Freizeitpark verbringt.
    „Noch ist nicht sicher, ob du wirklich den Jackpot geknackt hast“, mahnte er und schob die Gorillapfote beiseite.
    Er fand viele der „Trophäen“, die zehn Jahre zuvor von Petr Stojics Wand verschwunden waren. Kriegsabzeichen, Tapferkeitsmedaillen, das rostige Messer und ganz unten fand Harry schließlich sogar die fehlende Schachfigur aus weißem Elfenbein. Als er Letztere zu Gesicht bekam, konnte er die innerlich explodierende Freude nicht länger beherrschen.
    Das ist es, Harry ! Das ist es , verfiel er in Verzückung und schickte, obwohl er weder gläubig war noch viel von Religion hielt, ein Dankgebet nach dem anderen in Richtung Deckenlampe. Für einen Moment vergaß er alles. Seine verzwickte Situation, die ölgetränkten Wände, Ari Sklaaten und sogar Monica und Inga. Er dachte nur daran, dass er sein Leben möglicherweise wiederbekommen konnte. Er hatte sein Schicksal ausnahmsweise selbst in der Hand. Ein machtvolles, gutes Gefühl von Selbstbestimmung schoss in jede Zelle seines Körpers. Er stand direkt vor dem Notausgang aus dem schlimmsten Traum seines Lebens. Alles, was er dafür tun brauchte, war, Petr Stojic diesen Beutel in die Hand zu drücken. Er musste die Tür nur aufstoßen und hindurchgehen.
    B ei dem Gedanken allein wurde ihm ganz schummerig.
    Sollen sie sich doch alle zum Teufel scheren , dachte er einigermaßen trotzig und verärgert, als ihn sein Gedächtnis schlagartig und mit aller Härte daran erinnerte, weshalb er eigentlich hier war und was er zu tun beabsichtigte. Obgleich er die hochkochenden Emotionen bemerkte und um die stark beeinträchtigte Klarheit seines Denkens wusste, begann er aufgewühlt die Situation insgesamt und seine Situation im speziellen (in der Kuhle sitzend, Petrs Trophäen auf dem Schoß) zusammenzufassen. Bislang hatte er nur Geschichten gehört. Geschichten, die unglaubwürdig klangen, geradezu fantastisch. Abgesehen von den ausgehungerten Möwen, die ihn in Sklaatens Restaurant angegriffen hatten, war ihm bislang kein Hinweis auf diesen ominösen Fluch zu Gesicht gekommen. Jede Einzelheit, die er darüber wusste, beruhte mehr oder weniger auf den Schilderungen einer alten Frau und den Erzählfragmenten eines Wahnsinnigen.
    Selbst die Fähigkeiten, die Inga Heemstedde besaß (oder auch nicht), vermochten ihn jetzt nicht mehr zu überzeugen.
    „Das Gehirn spielt einem in Stresssituationen gerne Streiche und gaukelte Dinge vor, die eigentlich völlig anders … völlig normal waren“, sagte er sich „Die Stimme im Radio vorhin, zum Beispiel. Vermutlich handelte es sich dabei um einen Defekt oder einen automatischen Senderwechsel, womöglich auf eine Radiostation, die gerade ein Hörspiel sendete.“
    Sollte … Nein … Konnte er sich von diesen Gruselmärchen überhaupt noch überzeugen lassen, ohne dabei an seinem eigenen, gesunden Menschenverstand zweifeln zu müssen (vor allem in diesem Moment mit den Möglichkeiten einer Rehabilitation bei Petr in den Händen)? Wohl kaum! Und überhaupt: Was kümmerten ihn die Belange

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