Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
Vom Netzwerk:
einen Ausfallschritt und rammte Majewski zur Seite.
    Der Mann stöhnte auf und stürzte zu Seite. Es gab lautes Geschepper. Harry interessierte nicht dafür, was kaputt gegangen sein mochte. Hoffentlich hatte sich Klaus irgendwas gebrochen. Harry sah in dieser Sekunde nur noch die Eingangstür vor sich, wusste, dass das seine Chance war, möglicherweise seine Letzte, zu fliehen, und dass dies sein Weg sein würde. Wenn er jetzt zögerte und sie ihn schnappten, war das sein Ende.
    Er hetzte vorwärts. Aus dem Augenwinkel bemerkte er mehrere Bewegungen. Die Zwischentür flog auf. Das war die Verstärkung, und sie kam schnell.
    Er hörte die anderen Männer durch den Rest des Flurs sprinten. Die Tür wurde aufgerissen und einer nach dem anderen sprang in den Laden.
    Sie brüllten durcheinander. Harry hielt nicht an. Er sprintete, so schnell es seine Körper erlaubte, und er erreichte die Tür vor ihnen, auch wenn er spürte, dass einer der beiden genau hinter ihm war. Wieder und wieder knisterte es direkt hinter seinem Ohr. Sein ärgster Verfolger hatte also auch eine der seltsamen Stangen und stieß damit in Harry Richtung. Er traf Harry nicht und dieser machte nicht den Fehler, sich umzuschauen, stattdessen lief er nach draußen, bekam dort einen Blumenkübel zu fassen und warf ihn nach hinten um. Der Mann konnte nicht ausweichen stolperte über das Hindernis, fluchte und vermutlich fiel er, denn plötzlich war niemand mehr hinter Harry, der weiter in die Dunkelheit raste.
    Zwei Fragen schossen ihm dabei durch den Kopf. Er hatte auf beide keine Antworten. Er wusste weder wohin er sich jetzt wenden sollte, noch wie lange sein Körper diese Strapazen mitmachen würde. Es war auch egal. Die Hauptsache und erste Priorität war, dass er von hier weg kam und einige Distanz zwischen sich und die Verfolger brachte.
    Er schleppte sich über die ausgestorbene Straße bis ihm klar wurde, dass er unter voller Straßenbeleuchtung floh.
    Von der Straße runter, du Idiot .
    Er bog ab, lief querfeldein, vorbei an einer Reihe Strandgewächse, dann machte er einen weiten Bogen und erreichte über Umwege die linke Flanke der Düne, die hinter Ingas Häuschen lag. Harrys nahm den Aufstieg in Angriff, seine Füße sanken tief in den Sand und erschwerten sein vorankommen, aber noch immer gab es kein Lebenszeichen seiner Verfolger. Das war jedenfalls nicht das Schlechteste, was passieren konnte.
    Er kämpfte sich weiter. Bis zum Dünenkamm war es nicht mehr weit. Von dort oben konnte er sich aussuchen, wohin er floh. Die Strandlandschaft im Umland von Westenschouwen war nicht üppig, aber ein paar Verstecke gab es schon, man musste sich nur auskennen und Harry hatte mittlerweile zehn Jahre hier zugebracht. Das war ein großer Vorteil, den er nur nutzen musste.
    Er riskierte einen Blick über die Schulter, sah Ingas Häuschen in einem Abstand von mittlerweile gut zweihundert Metern. Die Lichter waren überall gelöscht worden und es war unmöglich von hier aus zu erkennen, ob sich noch irgendwer dort bewegt. Er riss den Blick wieder nach vorn und setzte die Flucht fort. Er musste sich zwingen, nicht an Inga zu denken, die mit einer Kugel in der Brust in ihrer Küche lag. Er durfte sich jetzt nicht vorstellen, dass sie wohlmöglich starb oder bereits gestorben war. Die Trauer würde später von alleine kommen. Es war nicht notwendig, sie jetzt heraufzubeschwören, damit sie Herz und Beine zusätzlich schwer machte. Je weiter er wegkam, bevor die Erschöpfung ihn zum Pausieren zwang, desto besser …
    Es dauerte nicht allzu lange.
     
    ***
     
    Adrenalin pumpte durch Harrys Körper und verhinderte zunächst, dass er die rasche Ermüdung seiner Muskeln spürte oder die Unterversorgung mit Sauerstoff, weil seine Lungen anfingen zu krampfen. Aber dieser Trick der Natur in Kampf- und Fluchtsituationen hielt bei keinem sehr lange an. Wenn der Körper sein Pulver verschossen hatte, gab es keine Zugabe mehr und Harry hatte definitiv alle Reserven aufgebraucht.
    Keuchend erreichte er den Gipfel der Düne. Mittlerweile trennten ihn gut fünfhundert Meter von dem Ausgangspunkt seiner Flucht. Hier oben musste er jedoch stehen bleiben und der Anstrengung der letzten Minuten Tribut zollen. Er stützte beide Hände auf der Rückenlehne der kleinen Bank, sein Körper war vollkommen erschöpft. Der Atem rasselte und quiekte, während sich seine Brust schnell hob und senkte, viel zu schnell. Seine Oberschenkeln zitterten und drohten jeden Augenblick

Weitere Kostenlose Bücher