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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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dann schoss es dem Impuls des leichten Seebebens folgend in Richtung Strand. Ein Schwarm Möwen, der auf der Wasseroberfläche geruht hatte, flog kreischend in den Nachthimmel und folgte ihr.
     
    ***
     
    Harry spürte das Beben unter seinen Füßen. Es kam nicht häufig vor, dass die Erde in dieser Gegend bebte, fühlte sich jedoch nicht so bedrohlich an, dass er sich etwas dabei dachte. Inga hingegen dachte da offensichtlich anders. Sie schaute besorgt drein. Harry verstand nicht weshalb und versuchte zu beruhigen.
    „Ungewöhnlich. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es in den letzten zehn Jahren hier ein Erdbeben gegeben hat. Aber es scheint nur ein leichtes zu sein, da kann nicht viel passieren, denke ich. Ist ja nicht so, dass von so etwas direkt die Welt untergeht.“
    „Das ist kein gewöhnliches Erdbeben“, widersprach Inga. Ihre Stimme war nur noch ein tonloses Flüstern. „Das ist van Buuren. Sie ist wieder hier.“
    Sie legte eine Hand an die Stirn und schloss die Lider. Auf diese Weise verharrte sie mehrere Minuten und kurz glaubte Harry, sie wäre eingeschlafen. Er hätte es nach den Strapazen des Tages nur allzu gut verstanden, doch dann riss sie die Augen plötzlich wieder auf.
    „Du musst gehen, sofort. Du darfst nicht bleiben“, befahl sie. Harry von der unerwarteten Anweisung völlig überrumpelt verstand nicht, aber Inga gab keine Erklärung ab.
    „Geh“, wiederholte sie nur.
    „Aber Inga, was ist denn los?“ Harry blieb wie angewurzelt stehen und dann überschlugen sich die Ereignisse.
    Der rote Punkt tanzte zuerst unbeobachtet über die Anrichte, nahm danach den Weg über die Spüle, wanderte ungesehen weiter und kam erstaunlich schnell mit stoischer Präzision auf Ingas Brust zum Stehen. Erst dort bemerkte ihn Harry, aber da war es bereits zu spät. Er brüllte noch: „Inga! Pass auf!“  In derselben Sekunde zersprang das Küchenfenster, wurde förmlich in tausend Stücke gesprengt. Das lautlos weiterfliegende Geschoss  traf Inga und riss sie von den Füßen. Sie fiel zu Boden. Harry sah alldem entgeistert zu, unfähig zu reagieren. Das Bild, dass sich ihm nun bot, war schrecklich. Überall auf dem Boden lagen Scherben und mittendrin Inga. Harry bemerkte sofort das Einschussloch in ihrer Bluse. Der Stoff begann, sich rot zu färben, schnell, sehr, sehr schnell. Harry wurde blass um die Nase.
    Was war passiert? Und wieso? War das real?
    „Geh, Harry. Geh“, flüsterte Inga benommen, sie schien weit weniger überrascht und taste nach ihrer rechten Brust.
    „Aber, Inga, du … “
    „Ich … ist schon in Ordnung …  geh. Sie kommen, um dich zu holen.“
    Das Licht flackerte. Harry rührte sich nicht. Der rote Punkt tanzte jetzt wild durch die Küche, auf der Suche nach einem neuen Ziel und er fand Harrys Brust.
    „Geh schon“, ächzte Inga, sie lag immer noch auf dem Rücken. Harry schaute ihr direkt in die Augen, doch dann erlosch das Licht. Es gab nur noch den roten Punkt.
    Geistesgegenwärtig hechtete Harry zur Seite. Er prallte gegen den Stuhl und klemmte sich eine Rippe ein, ansonsten blieb er unverletzt. Das Geschoss flog leise surrend an seinem Kopf vorbei, schlug irgendwo in der Küche ein. Weitere Kugeln folgten, flogen durchs Fenster, trafen irgendetwas überall in der Küche, nur Harry nicht.
    „Inga?“ presste Harry durch die zusammengepressten Zähne, während er versuchte, sich in der undurchdringlichen Dunkelheit zu orientieren.
    „Lauf weg, Harry! Du musst weg von hier. Du weißt, was du zu tun hast. Du musst …“
    In der nächsten Sekunde flog die Tür auf. Harry schleppte sich in heller Panik außer Reichweite. Noch bevor er eine Ecke erreicht hatte, sah er zwei Schatten in die Küche huschen. Es waren Männer, groß, schwarz gekleidet, viel mehr konnte er nicht von ihnen erkennen. Nur noch, dass sie zwei schwachblau zuckende Leuchten bei sich trugen. Dazu gesellte sich ein elektrisches Summen.
    Harry robbte von ihnen Weg in den Flur. Er hoffte, dass die Männer ebenso wenig sahen, wie er selbst, wollte sich darauf jedoch keineswegs verlassen. Er hielt den Atem an und schob sich lautlos Stück für Stück in Richtung Blumenladen. Noch hatten sie ihn nicht entdeckt.
    „Da ist er!“ schrie einer der beiden und Harry sprang auf ohne die Frage beantworten zu können, wie sie ihn bei dieser Finsternis hatten sehen können.
    „Nein, das ist nur die Alte“, sagte der eine wieder.
    „Lass sie liegen. Wo zum Teufel ist er? Finde ihn!“ befahl der

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