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Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition)

Titel: Möwennest-Reihe Gesamtband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Biesenbach
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ist mit den anderen Sachen an der Wand? Haben die ebenfalls eine Bedeutung?“, wollte Ari wissen.
    Die Frage war völlig deplatziert und aus dem Zusammenhang gerissen. So verlor Petr den Faden und vergaß, was er außerdem zu sagen beabsichtigt hatte. Stattdessen stand er auf, näherte sich den angesprochenen „Sachen“ und fixierte ein Objekt nach dem anderen. Für eine Weile sagte er nichts und betrachtete die Gegenstände. Ari schien kein Problem damit zu haben. Geduldig blieb er stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete. Erst als Andrej Illic dem schweigenden Stojic anbot, dem unangemeldeten Besuch den Weg zur Tür zu zeigen, drehte er sich um und schaute Ari direkt in die Augen.
    „Ein Mann braucht im Leben gewisse Dinge, an denen er sich festhalten kann. Dinge, die ihn daran erinnern, wie schwierig und kurz das Leben sein kann. Er braucht Mahnmale, damit er nie vergisst.“
    „Was vergisst?“, fragte Ari, erhielt aber keine direkte Antwort.
    „Dieses Messer“, Petr deutete auf die rostige Klinge, „gab mir mein Großvater. Er war Widerstandskämpfer im Zweiten Weltkrieg. Dieses schlecht verarbeitete Stück Stahl rettete ihm gegen die Nazis mehrmals den Arsch, weil es die Kehlen und Herzen seiner Gegner rechtzeitig durchstach und somit verhinderte, dass mein Großvater dieses Schicksal erleiden musste.“ Petr hielt inne, als versuchte er sich eines bestimmten Augenblicks zu entsinnen, wischte die Erinnerung dann jedoch mit einer Handbewegung fort. Der Zeigefinger seiner linken Hand kam auf der pechschwarzen Kette und dem Bügelschloss zur Ruhe.
    „Dieses Stück aus reinstem schwarzem Metall fand ich in den Wirren des Bosnienkrieges, im Juni 1995. Es hielt ursprünglich die Türen einer Moschee in dem kleinen Bergdorf Haned verschlossen. Als meine Männer und ich dort waren …“, er zögerte und suchte offenbar nach den richtigen Worten. Es dauerte, bis er sie fand, dann sagte er: „… um unsere Befehle auszuführen, gab es in dem gottverdammten Kaff keine Menschenseele mehr. Wir fanden nichts außer dieser verschlossenen Moschee. Jedenfalls, die Kette bereitete uns einige Schwierigkeiten. Sie ließ sich weder aufsprengen noch verbrennen oder sonst irgendwie gewaltsam öffnen. Es war Zufall, dass wir den Schlüssel fanden. Und eines kann ich dir sagen: Es hat sich gelohnt. Ich war fasziniert von Kette und Schloss, sodass ich beides mitnahm. Und egal ob man es glaubt oder nicht, dieses Metall rettete mir bei einem Feuergefecht das Leben und nicht nur das …“
    Welche weitere Bedeutung beides für ihn seit jener Zeit hatten , verriet Petr nicht. Er wiegte nur leicht den Kopf hin und her, fuhr mit der Hand über die Orden und die Gorillapfote und sagte endlich: „Einige Dinge hinterlassen eben bleibende Eindrücke in unserem Leben und diese Dinge sollte man aufbewahren. Das tue ich. Merk dir das.“
    Ari erwiderte darauf nichts. Er nickte bloß. Sein Blick wanderte ein letztes Mal über die Wand und zurück zu Petr.
    „Alle Fragen geklärt?“
    Ari bestätigte mit einer weiteren Kopfbewegung und antwortete mit einem lang gezogenen „Ja“, das nicht sehr überzeugt klang und außerdem kaum verbergen konnte, dass hinter seiner Stirn einiges im Gange war. Man konnte seine Gedanken förmlich rattern hören. Petr gab ihm nicht die Zeit, sie zu Ende zu denken.
    „Gut, dann geh endlich. Ich habe zu tun“, sagte er und deutete unmissverständlich auf die Tür.
    Kurz hatte man das Gefühl, etwas in Aris Innerem wehrte sich gegen Stojics Befehl. Statt den Rückzug anzutreten, duellierten sich ihre Blicke und Ari machte sogar zwei Schritte auf Petr und die Wand zu. Dieser Moment verging erst, als sich Viktor Kulac zwischen sie schob und Ari böse anfunkelte. Er streifte das Jackett beiseite und ließ Holster und die Knarre darin zum Vorschein kommen. Der Zweck der Aktion war eindeutig und führte zum gewünschten Ergebnis. Der Koch seufzte verärgert und machte auf dem Absatz kehrt. Er schob sich an Andrej vorbei, der sich ebenfalls bedrohlich hinter ihm aufgebaut hatte, und verließ Petr Stojics Büro.
    Es entstand eine längere Pause. Petr setzte sich auf seinen Platz und nahm einen Schluck Kaffee. Die Tasse wanderte augenblicklich zurück auf die Tischplatte. Petr verzog das Gesicht.
    „Dieser Einfaltspinsel … Jetzt ist mein Kaffee kalt. Harry, du besorgst mir einen Neuen.“
    Romdahl nickte und schlurfte sogleich Richtung Tür. Währenddessen hörte er Viktor Kulac fragen:
    „Wird

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