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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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Mache nur das, wobei du dir sicher bist, sagte sie sich mehrmals täglich. Goldene Fredo-Regel. Sie hielt sich daran, und es schien zu funktionieren. Die Kinder beschwerten sich zwar weiterhin über das eintönige Essen, aber die hatten sowieso immer was zu meckern. Gesche verzichtete weitgehend auf Einkaufstouren. Alles, was fürs Kochen und für den Haushalt nötig war, schrieb sie auf. Das kostete sie oft Stunden, aber das bemerkte niemand. Die fertige Liste reichte Gesche dann an Fredo weiter, und der besorgte die Sachen umgehend. Es ist nur sinnvolle Arbeitsteilung, versuchte sich Gesche einzureden. Und dass sie sich auch sonst kaum noch aus dem Haus bewegte, lag bloß daran, dass ihr ein sinnvolles Ziel fehlte. Bornstedt kannte sie in- und auswendig, was sollte sie also vor der Tür? Ihre Freundinnen und Bekannten waren gebrechlich, falls nicht ohnehin längst verstorben. Für Ausflüge gab es also keinen Grund. Nur deshalb bleibe ich zu Hause, bestärkte sich Gesche. Und wenn die Unruhe über mich kommt, stelle ich einfach den Fernseher an und bleibe davor sitzen.
    Die Vormittage verschlief Fredo. Danach ließ er es ganz langsam angehen und auch später keine Hektik aufkommen. Während der ersten Tage rief er noch regelmäßig seine E-Mails ab. Eine Mail kam von Sandra. Sie versuchte gar nicht erst, ihr Verhältnis mit Plöger zu verharmlosen, sondern hatte den Frontalangriff zur Verteidigungsstrategie erhoben: Fredo würde doch selbst ein Zusammenleben mit Besitzanspruch ablehnen – seine kommentarlose Flucht sei also nicht bloß inkonsequent, sondern sogar feige, und sie deshalb schwer enttäuscht von ihm. Sandras Mail endete mit dem Ultimatum, sie würde seine Sachen von der Heilsarmee entrümpeln lassen, würde sich Fredo nicht binnen fünf Tagen bei ihr melden.
    Fredo ließ diese Frist verstreichen. Er hatte keine Ahnung, was ihm wirklich fehlte. Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass das nichts war, was Sandra ihm geben könnte. Und die Sachen, die noch von ihm in der Berliner Wohnung herumlagen, waren ihm ohnehin egal.
    Mit einigen Leuten hatte er telefoniert, um – etwas halbherzig – beruflich die Angeln auszulegen und herumzuhorchen, wo vielleicht die Chance bestünde, als Schreiber in einer geplanten oder bestehenden Produktion Fuß zu fassen. Alle Versuche endeten in unverbindlichen Floskeln. Schwierige Zeiten, das wisse er ja. Ja, ja, das wusste Fredo. Es half ihm nur nicht weiter.
    Irgendwann rief er sogar Bert Schmidtbauer bei der SIGMA an. Der fiel aus allen Wolken. Es tat Fredo trotzdem gut, die vertraute Stimme des Kollegen zu hören.
    »Wo bist du? Bornstedt? Liegt das noch in Deutschland?«
    »Warum glaubt ihr Berliner alle, dass man jenseits der Ringautobahn über den Rand fällt?«
    »Weil es so ist. Ich kannte mal einen, der wollte bloß nach Norddeutschland und ist nie wiedergekommen.«
    »Ich besuche meine Familie, du Spinner.«
    »Berliner brauchen keine Familie. Die haben Freunde und Kollegen.«
    »Meine Freundin hat mich rausgeschmissen, und meine Kollegen arbeiten lieber ohne mich weiter – schon vergessen?«
    Bert Schmidtbauer überhörte den Vorwurf geflissentlich. »Deine Sandra ist übrigens bei uns eingestiegen. Du siehst sie demnächst auf dem Bildschirm.«
    »Ehrlich?«, staunte Fredo. »Bei ›Lara – eine Unschuld in Berlin‹?«
    »Die Chefetage wollte ein paar neue Gesichter in der Telenovela«, berichtete Bert. »Plöger hat das gedeichselt. Sandra spielt Laras neue Freundin. Eine Heilige, die trotz ihres sexy Aussehens allen unmoralischen Versuchungen der Großstadt widersteht. Macht ihre Sache ganz gut, das Mädchen.«
    »Ist ihr ja auch wie auf den Leib geschrieben«, höhnte Fredo. »Du weißt doch wohl mittlerweile, was zwischen Plöger und Sandra läuft? Oder wusstest du es sogar schon eher als ich?«
    »Ich war genauso überrascht wie du!«
    Fredo nahm ihm das ab. Bert hätte ihm die Sensation niemals verschwiegen, dafür wäre er viel zu neugierig auf Fredos Reaktion gewesen. »Und wie läuft es mit den beiden neuen Dialoghühnern von der Filmhochschule?«
    Schmidtbauer antwortete mit einem beredten Stöhnen. Fredo lachte bitter.
    »Schon klar. Dann mach’s mal gut, Bert.«
    »Du auch. Soll ich Sandra von dir grüßen?«
    »Ich seh sie ja bald im Fernsehen. Das reicht.«
    Berlin war weit weg, fand Fredo. Jeden Tag mehr. Er unternahm einen halbherzigen Anlauf, ohne festen Auftrag etwas zu schreiben – irgendeine gute Story, in ein knackiges

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