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Mogelpackung: Roman

Mogelpackung: Roman

Titel: Mogelpackung: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Schröter
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Katrin Gehrke?«
    Daniels Mutter legte ebenso instinktiv wie züchtig eine Hand aufs Dekolleté. Sanftes Erröten ersparte sie sich allerdings. »Gehrke war mal. Jetzt Weller. Geschiedene Weller.«
    »Tut mir leid.«
    »Wie sehr?«
    »Fast gar nicht.«
    Sie wechselten ein verständnisinniges Lächeln. Daniel blickte gespannt von einem zum anderen. »Ist jetzt alles wieder gut?«
    Katrin gab ihrem Jungen einen unmissverständlichen Wink, ohne Fredo dabei aus den Augen zu lassen. »Hau ab, mein Sohn. Hast noch mal Glück gehabt.«
    Das ließ sich Knödel nicht zweimal sagen. Er machte ohne ein weiteres Wort kehrt und verschwand im Schweinsgalopp in der offenen Terrassentür. Doch gar nicht so langsam, das Kerlchen, registrierte Fredo. Hat ja auch eine flinke Mutter.
    »Das hast du also damals gemerkt«, stellte er fest.
    »Was?«
    »Mit der Bluse.«
    »Was meinst du wohl, warum die so weit offen stand«, gab Katrin freimütig zu.
    Fredo schmunzelte. »Da hätte ich ja meinen Forscherblick gar nicht so verbergen müssen.«
    »Hast du nicht, glaube mir«, schmunzelte Katrin zurück. »Bist du länger hier oder nur auf Kurzbesuch?«
    »Noch eine ganze Weile. Markus und Nicole sind in China, ich hüte ein.«
    Katrin schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Fredo fiel plötzlich Helena Anatol ein – wenn die nur einmal so breit lächeln würde …
    »Dann sind wir ja wieder mal Nachbarn. Wie damals auf der Kirchenbank.«
    »Bloß ohne Aufsicht, wie’s scheint.«
    »Mama?« Knödels rundes Gesicht erschien in der offenen Terrassentür. »Ich bin mit Joscha verabredet. Fährst du mich hin?«
    »Nur fast ohne Aufsicht.« Katrin zuckte bedauernd mit den Schultern. »Aber Donnerstagabend ist Daniel immer bei seinem Vater. Ist mein Yogaabend. Aber ich könnte ja auch mal anders entspannen … Cocktails und ein paar Schnittchen?«
    »Gern. So gegen achtzehn Uhr?«
    »Happy Hour.« Sie zwinkerte ihm neckisch zu, wandte sich dann ab und nahm die paar Stufen hinauf zur Terrasse wie eine Showtreppe – mit wiegenden Hüften. Wohl wissend, auf welchem Körperteil Fredos Forscherblick diesmal gebannt ruhte.

    Die Gegner kamen von überall. Aus der amorphen Masse der Anrennenden lösten sich immer wieder einzelne Kämpfer, rückten mit ihren hassverzerrten, grotesken Fratzen gefährlich nah heran. So sehr er sie auch dezimierte – hinter jedem zerfetzten Leib materialisierten sich gleich wieder mehrere neue Schreckensgestalten scheinbar aus dem Nichts. Und seine Feuerkraft ließ nach. Noch schlimmer: Er war verletzt. Schwer angeschlagen. Wurde zum Opfer bluttriefender Klingen und schwirrender Projektile. Das signalisierte ihm die allmähliche Verfärbung des persönlichen Statusbalkens: von Sattgrün über Geht-noch-Orange bis Alarmrot. Tims Muskeln verspannten sich, ohne dass er es bemerkte. Gleich wäre es vorbei …
    Plötzlich schob sich eine muskelbepackte Gestalt neben ihn und brachte ein schweres Geschütz in Anschlag. Die ultimative Riesenwumme spuckte Tod und Verderben, fraß die Reihen der Feinde, bis die letzten Detonationen im Lautsprecher verhallten. Pausentaste. Tims virtuelle Spielfigur verharrte im Standbild. Der Junge ließ sich gegen die Stuhllehne fallen und atmete tief durch.
    »Hast du das gesehen? Ich hab sie einfach fertiggemacht! Allesamt!« Patriks hohe Stimme vibrierte vor Stolz und Adrenalin in Tims Headset.
    »Wow, Pat, das war Rettung in letzter Sekunde«, zollte Tim dem Freund gebührenden Respekt. »Danke, Mann!«
    »Noch ’ne Runde weiterzocken?«
    »Nachher vielleicht. Muss noch was für Deutsch machen.«
    »Okay, ich muss auch erst mal Schluss machen. Meine Mutter dreht in fünf Minuten die Sicherung raus, wenn ich den PC nicht abschalte. Hat sie vor drei Minuten angedroht.«
    »Deine Mutter bringt das glatt.«
    »Die hasst mich eben. Hat leider nicht jeder das Glück, dass die Eltern in China sind.«
    »Das bisschen Glück darfst du mir gerne gönnen.«
    Patrik kicherte. »Ich gönne uns alles. Und das kriegen wir auch.«
    Tim kicherte mit. »Na klar. Hoffentlich bald.«
    »Ich arbeite daran.«
    »Übst du nachher wieder?«, erkundigte sich Tim, nun wieder ernst.
    »Ich übe jeden Tag.« Patriks ruhige Antwort klang fast wie eine Drohung. Irgendwo im Hintergrund vernahm Tim eine aufgebrachte Frauenstimme, dann hörte er den Freund brüllen: »Nur noch eine Minute, ich bin ja gleich fertig!«
    »Machen wir lieber Schluss, Patrik. Die dreht dir den Saft ab!«
    »Ach was, die Alte kann

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